19. Oktober 2019, 9:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vorsorgeuntersuchungen gibt es viele. Manche davon zahlt die Kasse, andere nicht. Welche sollte man unbedingt durchführen lassen? Es geht schließlich um die Gesundheit des Kindes (und der Mutter). FITBOOK kennt die Einschätzung von Experten.
In Deutschland legen die Mutterschafts-Richtlinien fest, worauf gesetzlich versicherte Schwangere Anspruch haben. Hierzu gehören beispielsweise ein HIV-Test, ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes oder Untersuchungen, um Blutgruppenunverträglichkeiten festzustellen. Außerdem sind drei Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt vorgesehen: zwischen der 8. und 12. Schwangerschaftswoche, zwischen der 18. und 22. Woche und zwischen der 28. und 32. Woche. Sie ermöglichen Messungen des Körpers oder auch die Beurteilung der Herzaktivität des Fötus.
Feindiagnostik gegen Fehlbildungen
Es gibt allerdings noch genauere Ultraschalluntersuchungen, allen voran die sogenannte Feindiagnostik zwischen der 18. und 22. Woche. Diese führt ein Pränatalmediziner durch. Dabei werden Körper, Gehirn und Organsysteme des Kindes sehr genau betrachtet.
„Bestimmte schwere Fehlbildungen, etwa einige Herzfehler, müssen beim erweiterten Ultraschall nicht zwingend erkannt werden, werden aber während der Feindiagnostik mit großer Sicherheit gefunden“, erklärt Prof. Annegret Geipel, Leiterin der Abteilung Pränatale Medizin am Universitätsklinikum Bonn. Wer nicht aufgrund von Auffälligkeiten überwiesen wird, muss die Feindiagnostik (zwischen 200 und 300 Euro) selbst bezahlen.
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Chromosomenstörungen früh erkennen
Um die 12. Woche herum können Selbstzahler zudem das sogenannte Ersttrimesterscreening wahrnehmen. Kostenpunkt: etwa 200 Euro. Bei dieser Ultraschalluntersuchung kann durch die Messung der Nackenfalte des Ungeborenen in Kombination mit Blutwerten der Mutter das Risiko für die Chromosomenstörung Trisomie 21 (auch als Down-Syndrom bekannt) ermittelt werden.
Hinweise darauf suchen mehr und mehr Ärzte im Blut der Patientinnen, per NIPT (nicht-invasiver pränataler Test). Dabei geht es auch um Trisomie 13 und 18 (beides Chromosenstörungen, die mit schweren Entwicklungsstörungen der Kinder einhergehen – statistisch erleben weniger als 10 Prozent davon ihren ersten Geburtstag). Der NIPT könnte bald Kassenleistung werden und beruht auf der Untersuchung von Erbmaterial des Kindes aus einer Blutprobe der Mutter. Noch kostet der Test etwa 300 bis 400 Euro.
Bluttest-Alternative birgt Risiken
„Der NIPT ist kein Diagnoseverfahren, sondern nur eine Risikoanalyse“, sagt dazu Prof. Karl Oliver Kagan, Experte der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und Leiter der Abteilung Pränatale Medizin am Universitätsklinikum Tübingen. Insbesondere für die Trisomien gilt der Test aber als sehr zuverlässig.
Verlässlich diagnostizieren lassen sich Chromosomenstörungen nur durch die Fruchtwasseruntersuchung und die Chorionzottenbiopsie. Diese beiden Punktionen, für die ein dünnes Instrument durch die Bauchdecke der Schwangeren geführt wird, sind aber mit einer – wenn auch geringen – Gefahr für eine Fehlgeburt verbunden. Die Kassen ermöglichen sie bei bestimmten Risiken.
Pränatalmediziner Kagan empfiehlt Frauen, die den NIPT wahrnehmen wollen, ihn immer mit einer guten Ultraschalldiagnostik zu kombinieren. So lassen sich Fehlbildungen, die unabhängig von Chromosomenstörungen auftreten, ebenfalls erkennen.
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Toxoplasmose und Streptokokken
Neben Fehlbildungen können auch Infektionskrankheiten Ungeborene gefährden – etwa die Toxoplasmose und die Zytomegalie. Ob eine Frau schon zu Beginn der Schwangerschaft gegen sie immun und damit geschützt ist, lässt sich mit Hilfe ihres Blutes feststellen.
Selbstzahler können zudem für etwa 20 Euro einen Scheidenabstrich auf B-Streptokokken durchführen lassen. „Ich halte diese Untersuchung für sehr wichtig und empfehle sie meinen Patientinnen immer“, sagt Prof. Dieter Grab, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM).
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Mehr Leistung auf Anfrage
Der Berufsverband der Frauenärzte weist darauf hin, dass fast alle Krankenkassen viele der ärztlichen Selbstzahlerleistungen übernehmen – auf Anfrage. Viele Kassen bieten Patientinnen auch ein festes Budget, das mit Vorsorgeuntersuchungen ausgeschöpft werden kann.