7. Februar 2022, 13:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine Covid-Erkrankung mit schwerem Verlauf kann zu akutem Lungenversagen sowie einer dauerhaften Schädigung der Lunge führen. Ein Medikament, das bislang zur Blutverdünnung eingesetzt wurde, könnte das verhindern.
Bei einer Infektion mit dem Coronavirus ist die Lunge meistens am stärksten betroffen. Oft kommt zu einer Lungenentzündung, schlimmstenfalls droht akutes Lungenversagen. Bislang gab es keine Medikamente, die das verhindern konnten.1 Hoffnung machen nun die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Australian National University und des King’s College in London. Das Medikament Heparin, das als Blutverdünnungsmittel eingesetzt wird, könnte schwere Lungenschäden bei Covid-Patienten verhindern.
Übersicht
Was ist Heparin?
Heparin ist ein Medikament, das zur Blutverdünnung eingesetzt wird. Es kommt beispielsweise zur Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln zum Einsatz. Für gewöhnlich wird es als Injektion verabreicht. Heparin ist preiswert und auf der ganzen Welt verfügbar.
Heparin als Schutz vor schweren Lungenschäden bei Covid-Patienten
Die Forschungsergebnisse basieren auf einer klinischen Studie mit 98 Covid-Patienten. Dabei wurde nachgewiesen, dass eine Behandlung mit Heparin Covid-Patienten vor schweren Lungenschäden bewahren kann. Das Medikament wurde nicht injiziert, sondern mithilfe eines Verneblers inhaliert. Das Ergebnis: Bei 70 Prozent der Patienten verbesserte sich die Atmung und der Sauerstoffgehalt, nachdem sie Heparin inhaliert hatten. Eine Kontrollstudie in 13 Ländern bestätigte die Ergebnisse.2
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Viele positive Effekte durch Behandlung mit Heparin
Die Herausgeber der Studienergebnisse, die im „British Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlicht wurden, betonen außerdem, dass Heparin noch weitere positive Eigenschaften hat. So ist vor allem die antivirale Wirkung von Heparin hervorzuheben. Wie Untersuchungen zeigen, bindet es an die Spike-Proteine auf der Oberfläche des Coronavirus. Dadurch kann verhindert werden, dass das Virus in die menschlichen Körperzellen eindringt. Zudem wirkt Heparin entzündungshemmend. Es kann damit in verschiedenen Phasen der Behandlung eingesetzt werden.
Doch auch die blutverdünnenden Eigenschaften von Heparin können zum Schutz vor dauerhaften Lungenschäden bei Covid-Patienten beitragen. So entwickeln schwer erkrankte Covid-Patienten häufig Blutgerinnsel in der Lunge, die lebensgefährlich sein können. Heparin wirkt gerinnungshemmend und verhindert dadurch die Bildung von Blutgerinnseln.
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Fazit
Studienautor Prof. Frank van Haren, Leiter der Intensivstation am St. George Hospital in Sydney, betont, dass bislang kein anderes Mittel bekannt sei, das all diese positiven Eigenschaften gleichermaßen vereinbart: „Es gibt kein anderes Medikament, das diese drei unterschiedlichen Wirkungen hat – antiviral, entzündungshemmend und gerinnungshemmend.“
Noch dazu sei es überall verfügbar und günstig herzustellen. „Inhaliertes Heparin ist eine vielversprechende neue Möglichkeit, zur kostengünstigen, sicheren und wirksamen Behandlung von COVID-19, die auch für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf der ganzen Welt verfügbar und erschwinglich ist“, so Prof. van Haren im „British Journal of Clinical Pharmacology“. Heparin könnte demnach einen entscheidenden Beitrag zur Behandlung von Covid-19-Patienten und der Eindämmung des Virus leisten.
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Quellen
- 1. Charité. Lungenschäden bei COVID-19-Erkrankungen verstehen. (aufgerufen am 07.02.2022)
- 2. Van Haren, F.M.P., Van Loon, L.M., Steins, A. et al. (2022.) Inhaled nebulised unfractionated heparin for the treatment of hospitalised patients with COVID-19: A multicentre case series of 98 patients. British Journal of Clinical Pharmacology.