4. Oktober 2022, 17:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Parkinson lässt sich bislang schwer diagnostizieren. Noch schwieriger ist es jedoch, die Nervenkrankheit frühzeitig zu erkennen. Nun haben Forscher einen Schnelltest entwickelt, der vielen Betroffenen bei der Diagnose helfen könnte.
Über 200.000 Menschen leiden in Deutschland unter Parkinson.1 Dabei handelt es sich um eine Nervenkrankheit, bei der die Gehirnzellen, die für die Bewegung zuständig sind, absterben. Die Betroffenen werden langsamer und können nicht mehr richtig greifen. Dabei wirkt ihr Gesicht zunehmend ausdruckslos, da auch die Gesichtsmuskeln betroffen sind. Parkinson lässt sich nicht heilen und nur schwer im Anfangsstadium erkennen. Nun haben forscher einen Schnelltest entwickelt, der Parkinson innerhalb weniger Minuten diagnostizieren kann – und das per Hautabstrich.
Übersicht
Wie macht sich Parkinson bemerkbar
Die Nervenkrankheit Parkinson lässt sich nicht einfach diagnostizieren, denn es gibt verschiedene Anzeichen dafür, die bei jedem Menschen unterschiedlich auftreten können. Zudem entwickeln sich die Symptome beziehungsweise Beschwerden über Jahre hinweg. Das kann schon vor dem 50. Lebensjahr beginnen (bei etwa zehn Prozent der Fälle), tritt aber meistens bei über 60-Jährigen auf. Das wohl bekannteste Merkmal ist das Zittern. Doch es gibt noch weitere Symptome, die auf Parkinson schließen lassen:
- Verlangsamung der Bewegungsabläufe
- Kleinere Muskelbewegungen, die zum Beispiel zu einer geringeren Schrittlänge führen
- Gesicht wird ausdrucksloser
- Schluckbeschwerden
- leisere Stimme
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Hautabstrich hilft, Parkinson zu diagnostizieren
Bislang können Ärzte nur durch Nerventests, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) eindeutig bestimmen, ob jemand Parkinson hat oder nicht. Umso erstaunlicher ist es, dass Wissenschaftler jetzt einen Schnelltest vorgestellt haben, mit dem sich Parkinson zuverlässig erkennen lässt. Und das schon, bevor die oben genannten Symptome sich bemerkbar machen. Dabei wird lediglich ein Hautabstrich mit einem Wattestäbchen genommen, um den Hauttalg auf seine chemische Zusammensetzung zu analysieren. Das Laborergebnis liegt nach gerade mal drei Minuten vor, wie es im dazugehörigen Studienbericht im „Journal of the American Chemical Society“ heißt.3
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Warum ausgerechnet ein Hautabstrich?
Die Geschichte hinter dem Schnelltest zur Erkennung von Parkinson ist kurios. Denn die Frau eines an Parkinson erkrankten Mannes, die Britin Joy Milne, stellte fest, dass sich sein Körpergeruch veränderte. Und das schon einige Jahre, bevor bei ihm Ärzte Parkinson diagnostizieren konnten. FITBOOK berichtete darüber. In einer Selbsthilfegruppe für Parkinson-Patienten merkte sie, dass auch die anderen Betroffenen einen ähnlichen Körpergeruch hatten. Später untersuchten Wissenschaftler ihre Fähigkeit und fanden heraus, dass die Briten absolut zuverlässig riechen konnte, wer Parkinson hat und wer nicht. Der Grund dafür lag in ihrer „Hyperosmie“, was eine gesteigerte Geruchswahrnehmung ist.
Und so kamen die Forscher darauf, dass sich die chemische Zusammensetzung im Hauttalg von Parkinson-Patienten verändert, der für einen moschusartigen Körpergeruch sorgt. Jetzt ist es möglich, einen Hautabstrich zu nehmen und ihn ins Labor zu schicken, wo er auf seine molekulare Zusammensetzung untersucht wird. Bestimmte Biomarker ermöglichen ein Testergebnis innerhalb von drei Minuten. „Wenn wir dies tun, finden wir mehr als 4000 einzigartige Verbindungen, von denen sich 500 zwischen Menschen mit Parkinson im Vergleich zu den Probanden ohne Parkinson unterscheiden“, sagt der Chemiker und Studienleiter Depanjan Sarkar von der Universität Manchester zu den Studienergebnissen.
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Für die aktuelle Studie zur Erprobung des Testverfahrens wurden Proben von 79 Personen mit Parkinson untersucht und mit Talgproben von 71 Proben gesunder Menschen verglichen. Laut der Studie funktioniert die Erkennung von Parkinson zuverlässig im Labor. Nun wollen die Forscher aber auch einen Test für zu Hause entwickeln. Das könnte nicht nur die Erkennung von Parkinson revolutionieren, sondern in Zukunft eventuell auch dabei helfen, andere Krankheiten per Hautabstrich zu erkennen.
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Quellen
- 1. Patienten-Information.de: Parkinson-Krankheit – wenn sich Bewegungen verändern (aufgerufen am 4.10.2022)
- 2. European Parkinson’s Disease Association: About Parkinson’s (aufgerufen am 4.10.2022)
- 3. Sarkar D., Sinclair E., Lim S.H., et. al. (2022): Paper Spray Ionization Ion Mobility Mass Spectrometry of Sebum Classifies Biomarker Classes for the Diagnosis of Parkinson’s Disease. Journal of the American Chemical Society.