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Schilddrüse

Symptome und Behandlung der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis 

Computer-Illustration einer Hashimoto-Thyreoiditis
Bei der atrophischen Verlaufsform der Hashimoto-Thyreoiditis attackieren Antikörper das Schilddrüsengewebe Foto: Getty Images
Laura Pomer

23. März 2022, 11:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Hashimoto-Thyreoiditis (meist nur Hashimoto genannt) ist eine Autoimmunerkrankung. Die Betroffenen leiden häufig an Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Nervosität, manchmal verbunden mit einem Druckgefühl im Hals. Ursache ist eine Entzündung der Schilddrüse, die zu einer Unterfunktion führen kann. In diesem Fall empfiehlt sich die Einnahme von Schilddrüsenhormonen. FITBOOK klärt über Symptome, Behandlung und Prognose auf.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Enrico Zessin
Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin, Verbandsarzt Deutscher Leichtathletik Verband und Diplom-Molekularbiologe

Bei einer Autoimmunerkrankung wenden sich körpereigene Eiweiße (sogenannte Antikörper) gegen körpereigene Zellen – manchmal bis zur vollständigen Zerstörung von Gewebe und Organen. So auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis. Laut Einschätzung des Schilddrüsenzentrums der Universität Heidelberg sind fünf bis zehn Prozent der Deutschen betroffen.1 Die Erkrankung ist also ziemlich verbreitet und tritt unter Frauen wesentlich häufiger auf.

Prof. Dr. Thomas Konrad vom Stoffwechselzentrum Rhein-Main kennt sich mit dem Thema gut aus und sagt: „Über Hashimoto kursieren viele Halbwahrheiten und subjektive Berichte, die nur verwirren.“ Was das bedeutet und wie sich die Erkrankung wirklich darstellt, erklärt er im Gespräch mit FITBOOK.

Was passiert bei einer Hashimoto-Thyreoiditis?

Der Name Hashimoto-Thyreoiditis, der auf den Entdecker der Erkrankung zurückgeht (den japanischen Arzt Hakaru Hashimoto), bezeichnet eine durch den Morbus Hashimoto ausgelöste Schilddrüsenentzündung. Diese führt bei den meisten Patienten auf Dauer zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Fachbegriff: Hypothyreose): Das Organ kann nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produzieren.

Es gibt zwei Verlaufsformen der Erkrankung: Die klassische, bei der die Schilddrüse wächst und zunehmend schlechter arbeitet sowie den atrophischen Verlauf, bei dem das Schilddrüsengewebe durch die Antikörper völlig zerstört wird.

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Hashimoto-Thyreoiditis – Symptome

 „Die Symptome sind häufig unspezifisch“, warnt Prof. Konrad. Sie reichen von Müdigkeit über Schlafstörungen und innerer Unruhe bis hin zu Zyklusstörungen und könnten verschiedene andere Ursachen haben. Die Hashimoto-Thyreoiditis macht sich in der Regel erst dann bemerkbar, wenn es zu einer Schilddrüsenunterfunktion gekommen ist.

Ärzte sprechen im Zusammenhang mit der Schilddrüse vom „Gaspedal“ des gesamten Körpers. Wenn ihre Hormonproduktion aus dem Gleichgewicht kommt, beeinträchtigt das diverse maßgebliche Prozesse. Symptome einer Unterfunktion sind u. a. Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, oft verbunden mit einem Druckgefühl im Hals, außerdem der Hang zu Ängstlichkeit und Frieren sowie Hauttrockenheit. Die Stoffwechselfunktionsstörung kann auch mit Gewichtszunahme einhergehen.

Scheinbar paradox: Zu Beginn kann es sein, dass das angegriffene Organ übermäßig Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Das bedeutet, dass sich die Unter- zunächst mit einer temporären Überfunktion der Schilddrüse bemerkbar machen kann. Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind z.B. starkes Hitzeempfinden und Schwitzen, Herzrasen, eine beschleunigte Verdauung und Nervosität. Dazu kann es auch im Verlauf der Hashimoto-Krankheit immer mal wieder kommen.

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Wie verläuft die Erkrankung?

„Hashimoto verläuft nicht in Schüben, sondern kontinuierlich“, erklärt der Mediziner. Es handele sich um eine chronische Erkrankung, bei der es aber auch zu einer Remission kommen könne, also zum vorübergehenden oder dauerhaften Nachlassen der Krankheitssymptome. In diesem Fall könnten die Schilddrüsenhormone abgesetzt werden.

Ursachen für Hashimoto-Thyreoiditis

Bei den Betroffenen besteht eine genetische Veranlagung für die Entwicklung einer Autoimmunerkrankung. Wann – und auch ob überhaupt – sie ausbricht, hängt von äußeren Einflüssen ab. Als typische Trigger von Hashimoto gelten u. a. körperliche und seelische Belastungssituationen, Veränderungen der Hormone (z. B. während einer Schwangerschaft oder in der Pubertät) oder der Umwelt sowie verschiedene Krankheiten und Infekte. „Frauen sind acht- bis zehnmal so häufig betroffen wie Männer“, so Konrad.

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Wie sieht die Behandlung aus?

Sofern die Betroffenen Beschwerden haben, lassen sich die fehlenden Schilddrüsenhormone medikamentös substituieren. Abhängig von der Ausprägung der Schilddrüsenunterfunktion werden künstliche Schilddrüsenhormone in einer gewissen Dosis verordnet. Patienten nehmen ihre Hormone in der Regel nüchtern ein – etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück.

Es ist wichtig, bei den Patienten regelmäßig (etwa einmal im Jahr) den Hormonstatus per Blutuntersuchung zu kontrollieren. Es kann sein, dass die Medikation im Verlauf der Therapie durch einen Fachmann angepasst werden muss. Die wesentlichen Schilddrüsenhormone sind Triiodthyronin(T3) und Thyroxin (T4). Ihre Wirkweise ist kompliziert und basiert auf einem Zusammenspiel – und damit kennen sich vor allem Fachärzte für Endokrinologie aus.

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Benötigen Betroffene eine spezielle Ernährung?

Sie sollten sich vor allem nicht verrückt machen. Prof. Konrad betont, dass eine Hashimoto sich gut behandeln lässt: „Wenn unter adäquater Hormonsubstitution Beschwerden auftreten, haben sie in der Regel andere Ursachen und waren vermutlich schon vor der Diagnose vorhanden.“

Vor allem eine Recherche im Netz kann seiner Einschätzung nach unnötige Verwirrung stiften. Wenn beispielsweise Betroffene in Foren davon berichten, mit dem Verzicht auf Gluten gute Erfahrungen gemacht zu haben, spiele das für andere Patienten keine Rolle. „Patienten mit einer Glutenunverträglichkeit haben häufig auch Hashimoto“, weiß der Facharzt. Wer nur Hashimoto hat, brauche keine spezifische Ernährung. Ebenso sei auch die verbreitete Empfehlung, mit Jod sparsam umzugehen, schlichtweg falsch. Prof. Konrad: „In der Schwangerschaft wird sogar extra Jodid verordnet.“

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Prognose der Erkrankung

Hashimoto-Thyreoiditis tut nicht weh und ist erst recht nicht tödlich. Mithilfe der richtigen Medikation kann sie sogar symptomfrei verlaufen. Selbst wenn es zu einem Struma kommt (= extreme Vergrößerung der Schilddrüse) und das Organ deshalb operativ entfernt werden müsste, könnten die Betroffenen gut weiterleben, so der Experte.

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Quelle

Themen Autoimmunerkrankungen Krankheiten Krankheiten A bis Z
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