28. September 2022, 11:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Harnsäure ist ein Abbauprodukt, das bei der Verarbeitung von verschiedenen Lebensmitteln entsteht. Wenn der Laborwert zu hoch ist, hat der Körper zu wenig von besagter Harnsäure (u. a. über die Nieren) ausgeschieden. Das kann verschiedene mögliche Ursachen haben – und: mitunter fatale gesundheitliche Folgen.
Harnsäure entsteht als Abbauprodukt von bestimmten Lebensmitteln. Bei einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung hält der Körper in der Regel von allein die Balance, indem er überschüssige Harnsäure über Nieren, Darm, Schweiß und Speichel wieder ausscheidet. Tut er das nicht, kann es gefährlich werden. Welche Folgen ein erhöhter Harnsäurewert haben kann, wie es dazu kommen kann und wie Sie dem Befund auf natürliche Weise begegnen können – alles dazu lesen Sie bei FITBOOK.
Übersicht
Wodurch wird die Ausscheidung von Harnsäure gestört?
Es gibt verschiedene Umstände, welche die Fähigkeit zur Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigen können. Neben körperlichen Vorbelastungen zählen dazu v. a. Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Purine sind spezielle Eiweißverbindungen, die in bestimmten Lebensmitteln in besonders großer Menge enthalten sind. Werden diese zu häufig oder in zu großen Mengen verzehrt, kann das den Körper dabei behindern, ausreichend Harnsäure auszuscheiden.
Daneben zählen auch starkes Übergewicht, Alkoholismus und Stress zu den Störfaktoren für den Abbau von Harnsäure.
Zu viel Harnsäure kann Krankheiten verursachen
Harnsäure und Gicht – dieser Zusammenhang ist gemeinhin bekannt. Demnach kann zu viel Harnsäure dazu führen, dass sich Harnsäurekristalle bilden und in den Gelenken ablagern, mit der möglichen Folge von Entzündungen und der genannten Stoffwechselkrankheit. Symptome von zu viel Harnsäure sind daher meist solche, die aus der Folgeerkrankung Gicht rühren, etwa Gelenkschmerzen.
Jedoch endet die Liste der Krankheiten, die ein erhöhter Harnsäurespiegel begünstigen kann, hier noch lange nicht. So geht die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie schon länger davon aus, dass Harnsäure die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen kann.1 Ebenso gelten erhöhte Harnsäurewerte als Risikofaktor für Diabetes sowie Nierenversagen und Arterienverkalkung.
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Studie zu Lebenserwartung und hohem Harnsäurespiegel
Im Rahmen einer Studie haben Forscher der University of Limerick herausgefunden, dass ein extrem hoher Harnsäurespiegel im Blut die Lebensdauer um einige Jahre verkürzen kann.2 Dabei fiel den Forschenden auf, dass sich insbesondere die Sterblichkeitsrate von Männern und Frauen stark unterscheidet.
„Optimaler“ Harnsäurespiegel
Das Forscherteam untersuchte die Daten von 26.525 Männern und Frauen, bei denen zuvor ein erhöhter Harnsäurespiegel diagnostiziert wurde. Als Optimalwert gingen sie von 304 bis 454 µmol/l bei Männern und weniger als 409 µmol/l bei Frauen aus.
Männer häufiger und stärker betroffen
Übersteigt die Harnsäure-Konzentration im Blut von Männern den Wert 535 µmol/l, ist eine verringerte Lebensdauer von bis zu 11,7 Jahren zu erwarten. So zumindest die Folgerung der Forscher, nachzulesen im Fachblatt „European Journal of Internal Medicine“. Bei Frauen verkürze sich die Lebensdauer um durchschnittlich 6 Jahre, wenn ihr Spiegel den Wert 416 µmol/l übersteigt.
Aber Achtung: Auch ein zu niedriger Harnsäurespiegel (weniger 238 µmol / l) kann vor allem für Männer gefährlich werden. Allerdings kommt dies nur recht selten vor und beruht dann meist auf einer Stoffwechselstörung.
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Zu viel Harnsäure natürlich behandeln
Ob Ihr Harnsäurespiegel zu hoch oder zu niedrig ist, sollte grundsätzlich durch einen Arzt bewertet werden. Ebenso: welche etwaigen Ursachen hinter den Laborwerten stecken könnten – und natürlich auch, ob eine medikamentöse Behandlung des Befunds zur Senkung des Harnsäurespiegels sinnvoll wäre.
Purinhaltige Lebensmittel vermeiden
Grundsätzlich gilt bei einem erhöhten Harnsäurespiegel, den Konsum purinreicher Lebensmittel (speziell aus tierischen Quellen) stark einzuschränken. Und auch gesunde Menschen sollten es mit deren Verzehr nicht übertreiben.
So gilt es, mit Hefe- und Sojaprodukte maßvoll umzugehen. Tückisch: Unter den besonders purinreichen Lebensmitteln sind auch solche, die zu einer gesundheitsbewussten Ernährung gehören dürften. Gemeint sind bspw.
- Spinat
- Kohlgemüse (z. B. Rosenkohl und Brokkoli)
- Kichererbsen
- grüne Bohnen
- Spargel und
- Trockenfrüchte
Tierische Purinquellen besonders ungünstig
Besonders kritisch zu sehen sind tierische Purinquellen. Schweinefleisch sowie generell rotes Fleisch – allem voran Innereien und Wurstwaren –, aber auch die Haut von z. B. Geflügel sind bei einer Neigung zu hohen Harnsäurewerten tabu. Und auch einige Sorten von fettem Fisch (z. B. Forelle und Hering), die immerhin mit einem hohen Gehalt an wertvollen Omega-3-Fettsäuren punkten, enthalten viele Purine.
Viel trinken – aber keinen Alkohol
Daneben wird Betroffenen empfohlen, viel Wasser zu trinken, um die Funktion der Nieren bestmöglich zu unterstützen. Zwar gehören Kaffee und Tee eigentlich auch zu den purinhaltigeren Lebensmitteln. In den üblichen Verzehrmengen besteht aber offenbar kein Risiko, wissen Ernährungsmediziner.
Strenger hingegen sehen sie das Verbot von Alkohol. Dieser vermindert die Ausscheidung über die Niere. Bei Harnsäure-Problemen bitte gänzlich auf den Genuss alkoholreicher Getränke (insbesondere von Bier) verzichten.
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Quellen
- 1. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Unterschätzter Risikofaktor Harnsäure. (aufgerufen am 28.09.2022)
- 2. Browne, L.D., Jaouimaa, F.-Z., Walsh, C. et al. (2020). Serum uric acid and mortality thresholds among men and women in the Irish health system: A cohort study. European Journal of Internal Medicine.
- Fachliche Beratung durch Dr. med. Matthias Riedl (Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg).