15. Juni 2022, 12:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele Frauen leiden aufgrund eines großen Busens unter körperlichen und seelischen Beschwerden. Und tatsächlich kann bereits eine mittelgroße Brust Probleme bereiten, selbst wenn sie rein optisch zum restlichen Körper passen mag. Darüber hat FITBOOK mit einem Fachmann gesprochen und auch erfahren, was Betroffene tun können, wenn Rückenschmerzen und Co. sich mit konventionellen Maßnahmen nicht lindern lassen.
Die einen wünschen sich mehr davon, die anderen weniger: die Oberweite. Unabhängig davon, dass jede Busengröße und -form schön ist, führen große Brüste bei vielen Frauen zu Beschwerden wie Rückenschmerzen und seelischer Belastung. FITBOOK hat mit einem Experten gesprochen und gefragt, was eine zu große Oberweite für Folgen haben kann und was es für Möglichkeiten gibt, dagegen vorzugehen.
Übersicht
- Was sind die häufigsten Beschwerden bei (zu) großen Brüsten?
- Ab wann sind Brüste zu groß?
- Sind große Brüste zugleich auch schwere Brüste?
- Was kann Frau präventiv gegen Schmerzen tun?
- Ab wann darf man eine Brustverkleinerung vornehmen?
- Was kann man tun, wenn die Brust hängt?
- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Was sind die häufigsten Beschwerden bei (zu) großen Brüsten?
Haben große Brüste viel Gewicht, kann das zu einer gebückten Haltung führen. Wenn die Schultern nach vorne fallen und auch die Nackenmuskulatur nicht ausgeprägt genug ist, um das Gewicht zu halten, sind Verspannungen und Rückenschmerzen vorprogrammiert. Das erklärt PD Dr. med. Max Geishauser, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie aus München, im Gespräch mit FITBOOK.
Ab wann sind Brüste zu groß?
„Wenn die Patientin sie aufgrund ihrer Beschwerden zu groß findet“, erklärt der Arzt. So könne auch eine mittelgroße Brust zu Beschwerden führen. Ob die Oberweite verhältnismäßig zu groß ist, orientiere sich laut Dr. Geishauser nicht zuletzt an der Statur. Die BH-Größe errechne sich schließlich anhand einer EU-genormten Formel auf Basis von Brustumfang minus Unterbrustumfang.
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Sind große Brüste zugleich auch schwere Brüste?
Das Gewicht hänge einerseits vom Volumen und andererseits von der Zusammensetzung aus Brustdrüsengewebe und Brustfettgewebe ab. Vererbung, aber auch der Fitnesszustand entscheiden über die Verteilung dieser Gewebetypen in der Brust. „Drüsengewebe ist wesentlich schwerer und verändert sich aus hormonellen Gründen“, erklärt der Fachmann. „Fett ist relativ leichter, der Gesamtanteil hängt auch vom Körpergewicht ab.“
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Was kann Frau präventiv gegen Schmerzen tun?
Sie kann nicht nur, sondern sollte (!) Sport treiben und ihre Muskulatur stärken, betont Dr. Geishauser. Bei einem sehr großen, schweren Busen seien Wassersportarten gut geeignet, da das Wasser das Gewicht teilweise übernehme. „Training gegen die Schwerkraft“ sei auch wichtig. Damit meint der Fachmann aufrechte Sportarten, wie beispielsweise Laufen, bei der eine natürliche Motorik geübt wird. Wie Dr. Geishauser jedoch weiß, kann Sport, bei dem es zu Erschütterungen kommt, schmerzhaft sein und ist bei großen Brüsten oft fast unmöglich. Umso wichtiger sei der richtige Schutz. „Ab einer mittelgroßen Brust empfehle ich, spezielle BHs, beispielsweise Anita-Sport-BHs, oder einen BH und ein Sporttop übereinanderzutragen.“ Gut geeignet seien Modelle mit breiten Trägern und speziellem Schnitt, da sie das Gewicht der Brüste großflächiger verteilen.
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Was Kraftübungen an Geräten anbetrifft, rät der Arzt zur Arbeit mit einem Coach. Kraftübungen mit Gewichten, die über eine leichte Belastung hinausgehen, könnten sonst mehr Schaden anrichten als Gutes zu tun. Die Grundvoraussetzung für den Muskelaufbau sei jedoch eine korrekte Haltung, gegebenenfalls also auch ihre Korrektur beim Physiotherapeuten. „Hier erlernt man statische und dynamische Übungen, die man auch alleine und zwischendurch ausführen kann, um an seiner Haltung zu arbeiten.“ Zusätzlich zum gezielten Training sind auch Krankengymnastik und gelegentliche Massagen sinnvoll, um Verspannungen zu lösen.
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Ab wann darf man eine Brustverkleinerung vornehmen?
Dr. Geishauser, der bereits lange auf diese Operationen spezialisiert ist, weist auf die unterschiedlichen Grenzwerte hin, die eine Brustverkleinerung als medizinisch indiziert rechtfertigen. Daran entscheide sich, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Vor allem aber sei der Einzelfall entscheidend – (fast) altersunabhängig. Dr. Geishauser würde in Ausnahmefällen auch große Brüste bei 15- oder 16-Jährigen operieren, falls ihre Beschwerden zu stark sind und sie sich aufgrund ihres hohen Leidensdrucks an ihn wenden. Nicht jedoch, bevor sie sich nicht eine mehrmonatige Bedenkzeit im Anschluss an das Erstgespräch genommen haben, in der ihr Entschluss Bestand behielt. „In der Pubertät kann ein so großer Busen, zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden, auch emotionalen Stress bedeutet. Etwa, wenn ihre Mitschüler hinstarren.“
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Was kann man tun, wenn die Brust hängt?
Große Brüste können auch zu „optischen Beschwerden“ führen. Denn sie können an der Haut ziehen, die dadurch nachgibt. Zudem kann das Bindegewebe als natürliche Begleiterscheinung des Alterns, aber auch im Zuge einer Schwangerschaft, an Elastizität verlieren, mit der Folge, dass der Busen schlaffer wird und hängt. Auch wenn dies seltener zu einem körperlichen Problem wird, kann in jedem Fall das Selbstwertgefühl der Betroffenen darunter leiden. Eine Bruststraffung könnte sie wieder aufbauen. Heutzutage kann man eine Bruststraffung auch ohne Narkose – in örtlicher Betäubung – durchführen.
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Ja, wenn eine gesundheitliche Indikation besteht und vom Arzt festgestellt wurde. Dr. Geishauser weiß jedoch aus Erfahrung, dass diese Tatsache – je nach Sachbearbeiter – nicht immer anerkannt wird. Oft würde die Operation „aus ästhetischen Gründen“ abgetan. In den Augen des Plastischen Chirurgen ist das ein großes Problem. „Vielen Frauen, die unter zu großen Brüsten leiden und sich operieren lassen wollen, könnte geholfen werden.“ Wenn ein medizinischer Grund besteht und die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt, gebe es die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen oder zu klagen, oftmals mit positivem Ausgang. In der Praxis von Dr. Geishauser liegen die Preise für eine Brustverkleinerung zwischen 8.500 bis 14.500 Euro.