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Forscher zeichnen erstmals auf, was im Gehirn passiert, wenn wir sterben 

Was passiert beim Sterben im Gehirn? Diese Frage beschäftigt nicht nur Forscher
Was passiert beim Sterben im Gehirn? Diese Frage beschäftigt nicht nur Forscher Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

24. Februar 2022, 8:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Forscher haben rein zufällig die Aktivitäten des Gehirns bei einem sterbenden Patienten aufgezeichnet. Es ist das erste Mal, dass der Sterbevorgang am menschlichen Gehirn derart detailliert dokumentiert wurde. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich Sterbende womöglich in einem Traumzustand befinden. Und nicht nur das.

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Es gibt Menschen, die Nahtoderfahrungen hatten und davon berichteten. Oft hört man sie erzählen, dass in diesem Moment ihr ganzes Leben an ihnen vorbeiraste. Weil es aber wissenschaftlich nicht belegt werden konnte, wurden solche Berichte auch immer etwas skeptisch betrachtet. Bis jetzt. Denn zum allerersten Mal gelang es Wissenschaftlern, die Gehirnaktivitäten eines sterbenden Menschen aufzuzeichnen. Die dargestellten Gehirnwellenmuster verraten nun, was im Gehirn wirklich passiert, wenn wir sterben.

Gamma-Wellen verraten, was Sterbende erleben

Eigentlich war diese Studie gar nicht geplant, denn die Forscher untersuchten etwas ganz anderes.1 Bei einem 87-jährigen Epilepsiepatienten wurden anhand eines Elektroenzephalogramms (EEG) die Gehirnströme beobachtet. Man wollte auf mögliche Epilepsie-Anfälle achten. Doch währenddessen erlitt der Patient plötzlich einen Herzinfarkt und starb. Und so gelang es durch den tragischen Zufall etwa 15 Minuten der Gehirnaktivität um den Todeszeitpunkt herum aufzuzeichnen.

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Bei der Auswertung der Daten schauten sich die Forscher insbesondere an, was 30 Sekunden vor und nach dem Herzstillstand, also beim Sterben, im Gehirn passiert. Dabei stellten sie eine erhöhte Aktivität jener Gehirnwellen fest, die als Gamma-Oszillationen bezeichnet werden. Die Gamma-Wellen sind beim Träumen, beim Meditieren und dem Abrufen von Erinnerungen beteiligt. Daraus können die Forscher Rückschlüsse ziehen, was eine sterbende Person im letzten Moment erlebt.

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Das Gehirn ruft Erinnerungen ab

„Durch die Erzeugung der Oszillationen, die mit dem Abrufen von Erinnerungen verbunden sind, spielt das Gehirn womöglich kurz vor unserem Tod eine letzte Erinnerung an wichtige Lebensereignisse ab, ähnlich wie bei Nahtoderfahrungen“, sagte Dr. Ajmal Zemmar, Hauptautor der Studie.2 Laut ihm stellt diese Erkenntnis nun infrage, wann genau das Leben endet. Daraus ergeben sich weitere Fragen, zum Beispiel jene, wann eine Organspende erfolgen darf. Denn die Beobachtungen deuten darauf hin, dass das Gehirn noch Aktivitäten ausübt, selbst wenn es nicht mehr durchblutet wird. Es ist das erste Mal, dass Forscher dies am Menschen zeigen konnten.

So sollte man vermutlich den Begriff Hirntod, der Voraussetzung für eine Organspende ist, neu diskutieren. Oder zumindest den Zeitpunkt des Todes neu definieren. Bislang bezeichnet der Hirntod laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass wichtige Teile des Gehirns nicht mehr arbeiten und die Funktionsfähigkeit für immer verloren ist.3 Mediziner sprechen von einem „unumkehrbarem Ausfall der gesamten Hirnfunktionen“ oder dem „irreversiblen Hirnfunktionsausfall.“ In diesem Fall kann das Herz-Kreislauf-System nur noch künstlich auf der Intensivstation aufrechterhalten werden.

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Studie könnte Hinterbliebenen helfen

Die Forscher weisen darauf hin, dass all die Daten lediglich von einem einzelnen Patienten stammen, der zudem unter Epilepsie litt. So müssten noch andere Sterbefälle untersucht werden, um diese Erkenntnisse zu bestätigen. Dennoch könnte diese Studie insbesondere Hinterbliebenen helfen, besser mit dem Verlust ihrer Angehörigen umzugehen, indem sie zeigt, was beim Sterben im Gehirn passiert. „Etwas, was wir aus dieser Untersuchung lernen können, ist: Obwohl unsere Liebsten ihre Augen geschlossen haben und bereit sind, zu gehen, spielen sich in ihrem Gehirn womöglich einige der schönsten Momente ihres Lebens erneut ab“, sagt Dr. Ajmal Zemmar. Eine schöne Vorstellung.

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Quellen

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