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U.a. Konzentration und Orientierung

Fähigkeiten des Gehirns, die sich laut Studie im Alter verbessern

Ein lernendes Gehirn
Von wegen Verfall? Das Gehirn älterer Menschen ist dem von jüngeren bei zwei wichtigen Funktionen überlegen. Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

20. August 2021, 21:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Altern bedeutet keineswegs kognitiver Verfall auf ganzer Linie. Tatsächlich verbessern sich laut einer neuen Studie einige wichtige Fähigkeiten des Gehirns bis weit über 70 hinaus. Dabei handelt es sich laut Forschern um erstaunliche Eigenschaften, die unsere Gesellschaft enorm bereichern können.

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Ja, es stimmt, dass das Gehirn mit zunehmenden Alter nicht mehr ganz so flott „schaltet“ wie bei einem 30-Jährigen. Aber das muss es auch nicht, denn es hatte genug Zeit, im Laufe des Lebens andere wichtige Fähigkeiten auszubilden. Ein internationales Forscher-Team der Georgetown University, Washington, ermittelte jetzt anhand von speziellen Tests, welche das sind. Ihre Ergebnisse werfen ein neues Licht auf gängige Ansichten dazu, wie sich das Alter auf die Psyche auswirkt.

In welchen Fähigkeiten das Greisen-Gehirn einem jüngeren überlegen ist

Die Studie, welche aktuell im Fachblatt „Nature Human Behavior“ veröffentlicht wurde, stellt vor allem zwei bedeutende Schlüsselfunktionen des Gehirns heraus, die sich erst im späteren Leben so richtig ausbilden: Die Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen und die Fähigkeit, sich in stressigen Situationen auf bestimmte Dinge konzentrieren zu können.1 Diese Eigenschaften bedeuten wiederum, im höheren Alter vielen jüngeren Menschen in Sachen Entscheidungsfindung, Selbstkontrolle, Navigation, mathematisches Verständnis und Sprache teilweise haushoch überlegen zu sein. „Diese Ergebnisse sind erstaunlich und haben wichtige Konsequenzen dafür, wie wir das Altern betrachten sollten“, erklärt Studienleiter Prof. Michael Ullman in einer Universitätsmitteilung.2

Untersuchung mit 702 älteren Probanden

Die Forscher kamen zu dieser Erkenntnis, nachdem sie verschiedene Aspekte von Aufmerksamkeit und exekutive Funktion (geistige Prozesse, die Verhalten und Gefühle steuern) bei 702 Männern und Frauen zwischen 58 und 98 Jahren untersucht hatten. Die Wissenschaftler wählten diese Altersgruppe, da während dieses Lebenszeitraums die meisten kognitiven Veränderungen stattfinden. Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf jene Hirnnetzwerke, die an Alarmierung, Orientierung und exekutiver Hemmung beteiligt sind. Alarmierung zeichnet sich durch einen Zustand erhöhter Wachsamkeit und Bereitschaft aus, auf eingehende Informationen zu reagieren. Orientierung sorgt dafür, dass wir uns im Raum zurechtfinden, während das Netzwerk der exekutiven Hemmung ablenkende oder widersprüchliche Informationen herausfiltert, sodass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Wie Alarmierung, Orientierung und exekutive Hemmung im Alltag helfen

„Wir nutzen alle diese drei Prozesse ständig“, erklärt Mitautor Dr. João Veríssimo. „Wenn Sie beispielsweise ein Auto fahren, erhöht Alarmierung Ihre Aufmerksamkeit, wenn Sie sich einer Kreuzung nähern. Orientierung erfolgt, wenn Sie Ihren Blick auf eine unerwartete Bewegung lenken, z. B. einen Fußgänger. Und die exekutive Funktion ermöglicht es Ihnen, Ablenkungen wie Vögel oder Werbetafeln auszublenden, damit Sie sich auf das Fahren konzentrieren können.“

Zwei Gehirnfunktionen verbessern sich im Alter

Die Studie ergab, dass bei den Probanden nur die Alarmfähigkeit abnahm. Im Gegensatz dazu verbesserten sich zwei andere Fähigkeiten im Alter: die Orientierung und die exekutive Hemmung erheblich. Das heißt, ältere Menschen haben einen herausragenden Gesamtüberblick von der Situation, in der sie sich gerade befinden und sind weniger anfällig für äußere Störfaktoren. Fähigkeiten, die unserer abgelenkten und überdrehten Gesellschaft guttun, da sie unter anderem zu einer größeren Gelassenheit und innerer Ruhe führen. Und wer gelassen ist, kann sich besser konzentrieren. Warum sind die Methusalems so gut darin? Die Antwort ist laut Vermutung der Forscher recht einfach: Lebenserfahrung. Wer 60 Jahre und mehr auf der Welt ist, hat einfach eine bessere Übung darin, sich in allen möglichen Lebenslagen zurechtzufinden.

Wir müssen unsere Vorstellung vom „alternden Gehirn“ überdenken

Lange ist man davon ausgegangen, dass mit dem Altern alle Fähigkeiten des Gehirns gleichermaßen zurückgehen. „Aber die Ergebnisse unserer großen Studie zeigen, dass sich einige Fähigkeiten während des Alterns tatsächlich verbessern.“ Für Veríssimo, Ullman und ihr Forscherteam steht fest, dass die Themen Altern, Psyche und Gehirn neu gedacht werden müssen. Sie hoffen, dass ihre Ergebnisse ebenso dazu beitragen werden, bessere Therapien und Präventionsmöglichkeiten für Demenz und Alzheimer zu entwickeln.

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Quellen

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