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Studienlage

Mit Filter oder als Espresso? Die gesündeste Art, Kaffee zuzubereiten

Ist Filterkaffee oder Espresso gesünder?
Es ist nicht nur eine Frage des Geschmacks: Ob man Filterkaffee oder Espresso trinkt, kann auch einen Einfluss auf die Gesundheit haben Foto: Getty Images; Collage: FITBOOK

1. Oktober 2024, 16:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit etwa 160 Litern pro Jahr und Kopf (laut Statista) ist Kaffee das beliebteste Getränk der Deutschen. Die unterschiedlichen Brühmethoden haben ihre Vor- und Nachteile. Ist Filterkaffee gesünder als Espresso – oder umgekehrt? FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erklärt, was laut Forschung für wen laut besser geeignet ist.

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Je mehr wissenschaftliche Studien durchgeführt werden, desto besser können Lebensmittel und ihr Einfluss auf den menschlichen Körper untersucht und eingeschätzt werden. Während Kaffee früher als ungesund galt, haben seitdem viele neue Erkenntnisse das beliebteste Getränk der Deutschen rehabilitiert. Sogar mehr noch: Kaffee gilt mittlerweile als gesund – zumindest in der Variante schwarz, also ohne Milch und Zucker, und natürlich in Maßen genossen. Allerdings stellt sich die Frage, was gesünder ist – Espresso oder Filterkaffee? Die Antwort: Es kommt darauf an.

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Die Vorteile von Filterkaffee 

Seit einigen Jahren feiert der Filterkaffee eine Art Comeback: In vielen Cafés bieten Baristas mittlerweile ausgewählte Filterkaffee-Variationen an. In puncto Gesundheit spricht für ihn ausgerechnet seine altbackene Brühmethode. Denn im engmaschigen Papierfilter bleiben die Inhaltsstoffe Cafestol und Kahweol hängen. Diese sollen das als schädliche geltende LDL-Cholesterin im Blut erhöhen. Beim Espresso hingegen gelangen Cafestol und Kahweol durch das vergleichsweise grobe Sieb ins Getränk. Insbesondere für Menschen mit schlechten Cholesterinwerten könnte Filterkaffee daher die bessere Wahl sein.

Herzinfarktrisiko sinkt

In einer im April 2020 im European Journal of Preventive Cardiology publizierten Studie wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Methoden der Kaffeezubereitung und der Todesrate sowie dem Herzinfarktrisiko beleuchtet. 20 Jahre lang wurden 500.000 gesunde Männer und Frauen aus Norwegen im Alter von 20 bis 79 Jahren beobachtet. 12.621 der insgesamt 46.341 Todesfälle ließen sich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückführen. 6202 Todesfälle wurden durch einen Herzinfarkt verursacht. Und es zeigte sich: Von der Tatsache, dass jemand regelmäßig Kaffee trank, ging keine Todesgefahr aus. Das Trinken von Filterkaffee war sogar „sicherer“, als gar keinen Kaffee zu trinken.1

Die Filterkaffeetrinker unter den Probanden hatten ein um 15 Prozent verringertes Sterberisiko. Für den Tod als Folge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ergab sich für Männer ein zwölf Prozent und Frauen ein 20 Prozent verringertes Risiko, wenn diese zum Lager der Filterkaffeetrinker gehörten. Die niedrigste Sterblichkeit wurde bei denjenigen verzeichnet, die angegeben hatten, sich täglich eine bis vier Tassen Filterkaffee zu genehmigen.

„Unsere Studie liefert überzeugende Beweise für einen Zusammenhang zwischen Methoden der Kaffeezubereitung, Herzinfarkten und Langlebigkeit“, sagte Studienautor Dag Thelle, Professor für Epidemiologie an der Universität Göteborg, in einer Mitteilung zu den Forschungsergebnissen.2 Ungefilterter Kaffee, so Thelle, enthalte Substanzen, die den Cholesterinspiegel im Blut erhöhten. Gemeint sind u. a. Cafestol und Kahweol. Die würden „durch die Verwendung eines Filters entfernt“ und damit Herzinfarkte sowie vorzeitiger Tod „weniger wahrscheinlich“.

Auch interessant: Kaffee vor dem Frühstück beeinflusst Blutzucker erheblich

Diabetes-Risiko sinkt

Ende 2019 haben Forscher der Universitäten in Göteborg und Umeå festgestellt, dass zwei Tassen frisch gebrühter Filterkaffee ausreichten, um das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 60 Prozent zu senken. Kaffee, der anders zubereitet wurde, hatte diesen Effekt nicht. Einzig Filterkaffee verfüge über einen bestimmten Bio-Marker, der für die Risikominimierung verantwortlich sei. Grund dafür könnten sogenannte Diterpene sein, die natürlich im Kaffee vorkommen, allerdings im Verdacht stehen, für die Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen mitverantwortlich zu sein. Beim Filtern von Kaffee werden die Diterpene abgefangen.3

Kaffee und Sport

Für die Gesundheit bietet das Koffeingetränk also einige Vorteile. Doch wie sieht es mit seiner Wirkung auf das Training aus? Das wollten wir bereits für einen früheren FITBOOK-Beitrag von Experten wissen. Medizinjournalist Sven-David Müller bestätigte, dass Kaffee Effekte auf den Körper habe, die Menschen mit Abnehmwunsch zugutekommen könnten. Kaffee erhöhe die Körpertemperatur geringfügig, was die Fettverbrennung verbessern soll. Das sei auch für viele Menschen ein Argument, ihn in Diäten zu integrieren.

Auch auf die Muskelkraft habe Kaffee eine gewisse Wirkung, wie uns der Experte erklärte. Durch die Aufnahme von Koffein werden laut Müller das zentrale Nervensystem und somit die Produktion von Neurotransmittern stimuliert. Das könne zu einer Leistungssteigerung sowohl bei Ausdauersportarten als auch beim Gewichtheben führen. Müller empfiehlt, Kaffee etwa 30 bis 45 Minuten vor dem Sport zu trinken.

Diplom-Wissenschaftler und Personal Felix Klemme rät dennoch dazu, Maß zu halten beim Kaffeekonsum. Denn Koffein triggere auch die Stresshormone. Er betonte, dass bereits Sport alleine den Körper in eine Art Stresszustand versetze. „Und ohnehin haben die meisten Menschen zu viel Stress. Und trinken zu viel Kaffee!“

Die Vorteile von Espresso

Allerdings spricht nicht alles gegen den Espresso, der vor allem in Ländern wie Italien und Portugal gern getrunken wird. Sein großer Vorteil: Er enthält weniger Säure und ist damit für Menschen mit einem sensiblen Magen bekömmlicher. Das liegt am Röstverfahren, denn Espresso-Bohnen werden deutlich länger geröstet, wodurch sie am Ende weniger Säure enthalten. Das ist wichtig für den Geschmack, der beim Espresso intensiver ausfällt als beim Filterkaffee, sodass Säure dadurch stärker wahrgenommen wird. Und für ihn spricht ausgerechnet auch, dass er mehr Cafestol und Kahweol enthält. Denn: Beide Stoffe haben auch gesundheitsfördernde Eigenschaften.

Obwohl sich Cafestol und Kahweol womöglich negativ auf die Blutfettwerte auswirken könnten, deuten Studien darauf hin, dass sie auch krebshemmend und gut für die Leber sein sollen.4 Beiden Stoffen werden zudem entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt.5

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Filterkaffee oder Espresso – was ist gesünder? Das Fazit

Die gute Nachricht ist: Kaffee scheint viele Vorteile für die Gesundheit zu haben. So zeigen Studien, dass er die Lebergesundheit zuträglich ist und das Risiko für Krebs, Verfettung und Leberzirrhose senkt.6,7,8

Eine im Oktober 2020 veröffentlichte Studie belegte zudem, dass Kaffeetrinken Menschen mit einer genetischen Prädisposition für Parkinson vor dem Ausbruch der nervenbedingten Bewegungsstörung schützen kann. Je dunkler die Röstung, desto besser, hieß es.9

Wer erhöhte Cholesterinwerte hat, sollte jedoch eher auf Filterkaffee umsteigen, weil darin weniger Cafestol und Kahweol enthalten ist. Filterkaffee scheint laut Beobachtungsstudien auch mit einem verringerten Sterberisiko insgesamt einherzugehen. Cafestol und Kahweol gelten jedoch auch als positiv für die Leber und als krebs- und entzündungshemmend. Sie sind in höherem Anteil in Espresso enthalten, der dank seines geringeren Säuregehalts auch magenfreundlicher ist.

Aktuell deuten Studien darauf hin, dass Filterkaffee etwas gesünder sein könnte als Espresso. Ernährungsexperte und Bestsellerautor Bas Kast („Der Ernährungskompass“) hat sich mit zahlreichen Ernährungsstudien beschäftigt. Seine Empfehlung zum Thema Kaffee: „Bei Espresso maximal zwei pro Tag. Wenn es Filterkaffee ist, können es bis zu fünf sein“, riet der Ernährungsexperte Bas Kast 2019 in der ARD-Sendung „Maischberger“.

Themen Kaffee

Quellen

  1. Tverdal, A., Selmer, R., Cohen, J.C. et al. (2020). Coffee consumption and mortality from cardiovascular diseases and total mortality: Does the brewing method matter? European Journal of Preventive Cardiology. ↩︎
  2. European Society of Cardiology. (2020). How to make the healthiest coffee. Science Daily. (aufgerufen am 1.10.2024) ↩︎
  3. Shi, L., Brunius, C., Johansson , I., et al. (2019). Plasma metabolite biomarkers of boiled and filtered coffee intake and their association with type 2 diabetes risk. Journal of Internal Medicine. ↩︎
  4. Harvard Health Publishing. What is it about coffee? (aufgerufen am 1.10.2024) ↩︎
  5. Ren, Y., Wang, C., Xu, J. & Wang, S. (2019). Cafestol and Kahweol: A Review on Their Bioactivities and Pharmacological Properties. International journal of molecular sciences. ↩︎
  6. Lai, G., Weinstein, S., Albanes, D. et al. (2013). The association of coffee intake with liver cancer incidence and chronic liver disease mortality in male smokers. British Journal of Cancer.
    ↩︎
  7. Klatsky, A.L., Armstrong, M.A. (1992). Alcohol, smoking, coffee, and cirrhosis. American Journal of Epidemiology. ↩︎
  8. Wijarnpreecha, K., Thongprayoon, C., Ungprasert, P. (2017). Coffee consumption and risk of nonalcoholic fatty liver disease: a systematic review and meta-analysis. European Journal of Gastroenterology & Hepatology. ↩︎
  9. Mancini, R.S., Wang, Y., Weaver, D.F. (2018). Phenylindanes in Brewed Coffee Inhibit Amyloid-Beta and Tau Aggregation. Frontiers in Neuroscience. ↩︎
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