24. März 2023, 10:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist eine oft diskutierte Frage: Ist Übergewicht vererbbar – oder liegt es in unserer Hand, ob wir schlank sind oder nicht? Nun liefert eine neue Studie Hinweise darauf, dass Fettleibigkeit von der Mutter auf ihre Kinder vererbbar ist. Allerdings nur auf ein Geschlecht.
Laut dem Robert Koch-Institut sind in Deutschland rund 47 Prozent der erwachsenen Frauen und 61 Prozent der erwachsenen Männer von Übergewicht oder Fettleibigkeit betroffen.1 Ein Fünftel von ihnen ist schwer übergewichtig, was medizinisch als Adipositas oder Fettleibigkeit bezeichnet wird. Von Übergewicht spricht man übrigens, wenn der sogenannte Body Mass Index (BMI) über 25 liegt. Beträgt der Wert mehr als 30, hat man höchstwahrscheinlich Adipositas. Allerdings sind diese Werte nicht ganz akkurat, da beim BMI nur die Körpergröße und das Gewicht eine Rolle spielen. Wer also viele Muskeln bei geringer Körpergröße hat, kann schnell einen BMI von über 25 erreichen, ohne übergewichtig zu sein. Doch liegt es überhaupt in unserer Hand, ob wir schlank sind oder nicht? Eine aktuelle Studie zeigt, dass womöglich die Fettleibigkeit der Mutter vererbbar ist.3 Jedoch nur auf ihre Töchter.
Übersicht
240 Mutter-Vater-Kind-Trios untersucht
Laut Forschern der britischen Universität von Southampton ist es mittlerweile belegt, dass Kinder von übergewichtigen Eltern ein hohes Risiko haben, im Erwachsenenalter ebenfalls übergewichtig oder gar adipös zu werden. Allerdings hat man bislang nicht erforscht, ob für das erhöhte Risiko eher die Mutter oder der Vater verantwortlich ist. Um das herauszufinden, haben die Wissenschaftler 240 Mutter-Vater-Kind-Trios untersucht. Sie alle nahmen bereits jahrelang an der „Southampton Women’s Survey“-Studie teil.
Dabei hat man die Kinder der Eltern insgesamt dreimal jeweils im Alter von 4, 6 bis 7 und 8 bis 9 Jahren untersucht. Sowohl die Mutter als auch der Vater wurden bei der letzten Untersuchung der Kinder einbezogen. Bei den Probanden ermittelte man in den jeweiligen Untersuchungszeiträumen neben dem Body Mass Index auch den Körperfett- und -muskelanteil.
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Töchter erben Fettleibigkeit der Mutter
Die britischen Forscher fanden heraus, dass die untersuchten Mädchen einen ähnlichen BMI und einen ähnlichen Körperfettanteil hatten wie ihre Mütter. Sie werten es als einen klaren Hinweis darauf, dass Töchter von stark übergewichtigen Müttern ein hohes Risiko haben, ebenfalls Fettleibigkeit zu entwickeln. Erstaunlicherweise gab es beim Auswerten der Daten keinen Zusammenhang zwischen Söhnen und Müttern als auch den Kindern und ihrem Vater in Bezug auf Übergewicht.
Risiko-Töchter besser vor Übergewicht schützen
„Diese Ergebnisse zeigen, dass Mädchen, die von Müttern geboren werden, die übergewichtig sind oder viel Körperfett haben, ein höheres Risiko tragen, selbst überschüssiges Körperfett aufzubauen“, kommentiert die Studienautorin Rebecca J. Moon ihre Forschungserkenntnisse. Laut der Forscherin legen diese Ergebnisse nahe, dass man sich bereits im jungen Kindesalter mit dem Gewicht und der Körperzusammensetzung insbesondere von Töchtern kümmern sollte, wenn sie fettleibige Mütter haben. Bekanntermaßen haben Erwachsene mit hohem Übergewicht eine niedrigere Lebenserwartung und ein höheres Risiko für chronische Krankheiten.4
Mit zunehmendem Übergewicht steigt das Risiko insbesondere für:
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Fettleber
- einige Krebsarten
- Schlafapnoe
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Die Studienautoren weisen darauf hin, dass es noch weiterer Forschung bedarf, um zu verstehen, warum die Fettleibigkeit der Mutter auf ihre Töchter vererbbar ist.
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Quellen
- 1. Robert Koch-Institut (RKI): Übergewicht und Adipositas (aufgerufen am 23.3.2023)
- 2. Universitätsmedizin Mannheim: Welchen BMI und Adipositas-Grad habe ich? (aufgerufen am 23.3.2023)
- 3. Moon R.J., D’Angelo S., Holroyd C.R., et. al. (2023). Parent-Offspring Associations in Body Composition: Findings From the Southampton Women’s Survey Prospective Cohort Study. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.
- 4. Deutsche Adipositas Gesellschaft: Folge- und Begleiterkrankungen (aufgerufen am 23.3.2023)