29. April 2021, 17:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Einsamkeit ist für Männer krebserregend. Besonders, wenn sie in ihren sogenannten „besten Jahren“ sind. Zu diesem besorgniserregenden Ergebnis kam jetzt eine finnische Langzeitstudie.
Einsamkeit, die nicht selbst gewählt ist, kann – speziell für Männer – dramatische gesundheitliche Folgen haben. So ist laut einer aktuell veröffentlichten Langzeitstudie der Universität Ostfinnland der Mangel an sozialen Kontakten ähnlich krebserregend wie Rauchen oder Übergewicht. Auch komme Lungenkrebs bei isolierten Männern besonders häufig vor. Ebenso seien die Genesungs-Chancen für Singles wesentlich schlechter.
Wie ungesund ist Einsamkeit?
Krebs ist sie zweithäufigste Todesursache. Während die meisten Risikofaktoren wie Alkohol, falsche Ernährung und Co. bereits als gut erforscht gelten, ist das Wissen über die Auswirkungen psychosozialer Faktoren, wie Einsamkeit, rar. Aber es gibt Hinweise aus früheren Untersuchungen. „Auf der Grundlage von älteren Studien schätzen wir, dass Einsamkeit ein ebenso hohes Gesundheitsrisiko darstellen kann wie ungesunde Verhaltensweisen“, merkt Studienleiter Siiri-Liisi Kraav in der offiziellen Pressemitteilung an. So ist beispielsweise schon länger bekannt, dass in Einsamkeit lebende Männer seltener Hautkrebs überleben, wie es unter anderem in der im Fachblatt „Psychiatrie Research“ veröffentlichten Studie heißt. Die darin beschriebenen Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung untermauern die Annahme der Forschenden, dass Einsamkeit für Männer krebserregend ist.
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2570 Männer über 40 Jahre lang beobachtet
Die Studie wurde in den 1980er Jahren mit 2.570 teilnehmenden Männern mittleren Alters (42 bis 61 Jahre) aus Ostfinnland gestartet. Die Wissenschaftler*innen überwachen die Gesundheitsdaten der Teilnehmer bis heute. Seit Studienbeginn erkrankten 649 Männer (25 Prozent) an Krebs. 283 Männer (11 Prozent) verstarben. Nachdem das Team um Kraav Faktoren wie Alter, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Raucherstatus und Schlafqualität berücksichtigt hatte, wurden vor allem zwei Aussagen mit einbezogen: „Ich bin zufrieden mit meinem sozialen Leben“ oder „Ich fühle mich eher einsam“.
So krebserregend ist Einsamkeit für Männer
„Unsere Ergebnisse stützen die Vermutung, dass Einsamkeit die Entstehung von Krebs bei Männern extrem begünstigt. Sie kann tatsächlich ähnlich negative Auswirkungen haben wie Rauchen und Fettleibigkeit“, lautet die Schlussfolgerung. In Zahlen: Einsamkeit erhöht das Krebsrisiko bei Männern um ganze zehn Prozent! Selbst, wenn sie ein vergleichsweise gesundes Leben führen.
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Isolation führt zum schnelleren Tod
Noch etwas ist den Forschenden aufgefallen: Krebspatienten, die ledig, geschieden oder verwitwet waren, lebten durchschnittlich 7.851 Tage nach der Diagnose – und damit 682 Tage kürzer, als Patienten mit demselben Schicksal, die verheiratet waren oder mit einem Partner zusammenlebten (8533 Tage). Ein statistisch signifikanter Unterschied. Demnach kann soziale Unterstützung selbst im fortgeschrittenem Stadium helfen, besser mit der Krankheit zurechtzukommen.
All das sind für die Forschenden bedeutende Hinweise dafür, dass Einsamkeit für Männer in gewisser Weise krebserregend ist: „Es ist wichtig, die schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit genauer zu untersuchen. Wir müssen dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken. Nur so können wir optimale Wege zu finden, um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen“, wird Kraav zitiert.