9. Februar 2023, 12:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Damit Medikamente ihre volle Wirkung entfalten können, kommt es häufig auch auf den Einnahmezeitpunkt an. Dieser ist dem Beipackzettel zu entnehmen, doch die Angabe ist häufig recht unkonkret. Oder wissen Sie, was genau „vor einer Mahlzeit“ – also wie viele Minuten oder Stunden vorher – bedeutet? Ähnliches gilt für „zu einer Mahlzeit“, „nach dem Essen“ oder auch „auf nüchternen Magen“. FITBOOK hat sich schlau gemacht.
Es kommt im Einzelfall auf das Präparat an, wann genau der richtige Einnahmezeitpunkt ist. Das hat FITBOOK im Gespräch mit Fachleuten schnell festgestellt1. So bedeutet es etwa, ein Medikament „vor der Mahlzeit“ einnehmen zu müssen, nicht immer exakt das Gleiche. Daneben gibt es aber auch allgemeine Empfehlungen.
Übersicht
Der richtige Zeitpunkt für die Medikamenteneinnahme
Haben Sie von Ihrem behandelnden Arzt oder in der Apotheke keinen anderslautenden Hinweis bekommen, orientieren Sie sich bei der Medikamenteneinnahme bitte an dem, was in der Packungsbeilage steht.
„Vor der Mahlzeit“
Sollte es nicht konkreter angegeben sein, bedeutet „vor einer Mahlzeit“ oder „vor dem Essen“ gemeinhin, dass man Medikamente zwischen 30 und 60 Minuten vor einer Nahrungsaufnahme einnehmen soll. Danach kann man wie gewohnt z. B. zu Mittag essen.
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„Zu einer Mahlzeit“
Dies kann man wörtlich nehmen. Ein Medikament „zu einer Mahlzeit“ einzunehmen, bedeutet etwa, dass man mit dem Essen beginnen, die Tablette einnehmen und dann weiter essen kann. Ganz unmittelbar nach der Mahlzeit wäre auch noch okay.
„Nach dem Essen“
Diese Angabe erfordert tatsächlich mehr Informationen, ansonsten ist sie sehr ungenau. Doch die Packungsbeilage enthält mit hoher Wahrscheinlichkeit eine akkuratere Zeitspanne (etwa „eine Stunde“ oder „eine halbe Stunde“ nach dem Essen).
„Unabhängig von der Mahlzeit“
Der Hinweis ist relativ selbsterklärend und die Wirkung eines Präparats demnach nicht abhängig vom Einnahmezeitpunkt.
Es kann jedoch sein, dass sich aufgrund individueller Befindlichkeiten ein bestimmter Einnahmezeitpunkt mehr oder weniger anbietet. So könnten Sie etwa feststellen, dass Sie häufig aufstoßen müssen, wenn Sie ein bestimmtes Medikament auf leeren Magen / zum Abschluss einer Mahlzeit eingenommen haben, und das kann abhängig von den Inhaltsstoffen von recht unangenehm sein. Wenn es gemäß der Herstellerempfehlung egal ist, können Sie den für Sie individuell besten Einnahmezeitpunkt daher selbst wählen.
Was bedeutet, Medikamente „auf nüchternen Magen“ einnehmen?
Wenn ein Patient zu einer Behandlung oder einem Eingriff „nüchtern“ erscheinen soll, dann bedeutet das zumeist, vorher sechs bis acht Stunden lang nichts gegessen zu haben – bei einer Operation im Bereich des Magen-Darm-Trakts womöglich noch länger. Dies würde man Ihnen mitteilen.
Bei der Medikamenteneinnahme heißt „auf nüchternen Magen“ etwas anderes. Hier genügt es für gewöhnlich, wenn die letzte Mahlzeit etwa zwei Stunden zurückliegt. Andernfalls, also wenn Sie länger nicht gegessen haben sollten, würde man Sie auch darüber vor Behandlungsbeginn informieren.
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Sonderfall „magensaftresistente“ Tabletten und Kapseln
Magensaftresistente Tabletten und Kapseln haben einen speziellen Überzug, der das Medikament vor der ätzenden Magensäure schützen soll. Dies dient einem verzögerten Wirkeintritt der zumeist auf Magenbeschwerden ausgerichteten Mittel. Zum Verständnis: Arzneistoffe können nur in gelöster Form vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden und in der Folge wirken. Magensaftresistente Tabletten und Kapseln können den Magen unbeschadet passieren, werden also nicht vom Magensaft zersetzt, und erst im Dünndarm ins Blut übergehen – so zumindest die Theorie.
In der Praxis können solche Medikamente Probleme machen. Darauf weist auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA hin.2 Demnach ist der Einfluss von Nahrung bzw. unterschiedlicher Nahrungsmittel auf magensaftresistente Tabletten und Kapseln völlig unvorhersehbar. Nicht zuletzt wird er auch dadurch bedingt, wie lang eine Mahlzeit (dies ist u. a. abhängig von ihrem Fettgehalt) im Magen verbleibt. Die gängige Empfehlung, magensaftresistente Mittel etwa eine Stunde nach dem Essen einzunehmen, ist daher kritisch zu sehen. Die ABDA mahnt, sie zu ignorieren und mindestens zwei Stunden nach der letzten Nahrungszufuhr vergehen zu lassen.
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Medikamente nicht im Liegen einnehmen
Allgemein gilt, dass man Tabletten, Dragees oder Kapseln nicht liegend einnehmen sollte. Richten Sie sich auf und konzentrieren sich auf die Handlung. Ansonsten – auch im Liegen – besteht die Gefahr, dass Sie sich verschlucken bzw. das Präparat nicht richtig herunterrutschen kann und in der Speiseröhre stecken bleibt.
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Quellen
- 1. Fachliche Beratung von Mitarbeitern der Nordland Apotheke Berlin
- 2. ABDA. Pausen zwischen den Mahlzeiten bei magensaftresistenten Arzneimitteln wichtig. (aufgerufen am 9.2.2023)