5. November 2021, 20:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann in Deutschland. Vorsorge und vorbeugende Maßnahmen können entsprechend über Leben entscheiden. Dabei spielt auch der Lebensmittelkonsum eine wichtige Rolle, wie eine neue Studie untermauern konnte.
Laut der„Deutschen Krebshilfe“ erhalten hierzulande jährlich 61.200 Männer die Diagnose Prostatakarzinom.1 Deshalb sollten Männern ab 40 regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen.2 Aber man kann offenbar noch mehr tun: Wie bei vielen Krankheiten haben auch Lebensstilfaktoren großen Einfluss auf das Risiko, sie zu bekommen. Jetzt untersuchte eine Studie den genaueren Zusammenhang zwischen Ernährung und Prostatakrebs – und konnte aufzeigen, welche Rolle der Darm dabei spielt.
Übersicht
Studie zu Ernährung und Prostatakrebs
Die Untersuchung wurde von der Cleveland Clinic (USA) durchgeführt und wird in der Fachzeitschrift „Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention“ erscheinen.3 Für ihre Forschung nutzten die Wissenschaftler die Daten des „PLCO cancer screening trial“, einer großen randomisierten Kontrollstudie, die vom „National Cancer Institute (NCI)“ konzipiert und finanziert wurde.4 An dieser nahmen 148.000 Männer im Alter zwischen 55 und 74 Jahren teil, von denen 76.685 auf Prostatakrebs untersucht und anschließend bis zu 13 Jahre lang beobachtet wurden.
Analyse von Blutserum
Während der PLCO-Krebsvorsorgeuntersuchung gaben alle Teilnehmer Blutproben ab. Um herauszufinden, wie Ernährung und Prostatakrebs zusammenhängen könnten, analysierten die Forscher der Cleveland Clinic nun dieses Blutserum. Dabei interessierten sie verschiedene Stoffwechselprodukte (Metabolite), die von Darmbakterien durch die Nahrungsaufnahme gebildet werden. Anschließend verglichen sie die Ergebnisse der Blutanalyse von Männern, die später an Prostatakrebs starben, mit Kontrollpersonen.
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3 Stoffwechselprodukte spielen eine wichtige Rolle
Tatsächlich stellten die Wissenschaftler fest, dass offenbar ein Zusammenhang zwischen drei Metaboliten und aggressivem Prostatakrebs besteht. Dabei handelt es sich um folgende Stoffwechelsprodukte:
- Phenylacetylglutamin
- Cholin
- Betain
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Phenylalanin, Cholin und Betain können Krebsrisiko erhöhen
Phenylacetylglutamin entsteht, wenn Darmbakterien Phenylalanin, eine essenzielle Aminosäure, abbauen. Cholin und Betain sind in einigen Lebensmitteln enthalten, werden aber auch im Darm gebildet. „Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass die Nahrungsaufnahme eine komplexe Wechselwirkung mit Darmbakterien hat, die das tödliche Prostatakrebsrisiko beeinflusst“, erklärte Dr. Sharifi, Leiter der Untersuchung. „Männer mit höheren Werten bestimmter ernährungsbedingter Moleküle haben ein höheres Risiko, aggressiven Prostatakrebs zu entwickeln.“
So fanden die Forscher nämlich heraus, dass Männer mit einem erhöhten Phenylacetylglutaminspiegel im Blutserum zu Beginn der Studie ein 2,5-mal höheres Risiko hatten, an Prostatakrebs zu sterben, als Männer mit den niedrigsten Werten. Männer mit erhöhten Cholin- oder Betainwerten hatten ein fast doppelt so hohes Risiko, an tödlichem Prostatakrebs zu sterben wie die Kontrollgruppe.
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Lebensmittel, die das Prostatakrebsrisiko steigern könnten
Soweit so gut. Doch was bedeutet das nun für die Ernährung? Wer Prostatakrebs vorbeugen möchte, könnte den Anteil der Lebensmittel, in denen die genannten Metaboliten enthalten sind, in der Ernährung verringern.
Phenylalanin ist in eiweißreichen Lebensmitteln wie Milchprodukten, Fleisch, Geflügel, Soja, Fisch, Bohnen, Nüssen und mit Aspartam gesüßten Diätgetränken enthalten. Cholin ist hauptsächlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten, aber auch in Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Zu den Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Betain gehören Schalentiere, Weizen, Spinat und Rüben.
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Fazit: Auf bestimmte Ernährung komplett verzichten?
Die Studienautoren weisen darauf hin, dass sie zwar einen Zusammenhang zwischen Phenylalin, Cholin, Betain und Prostatakrebs belegen konnten, jedoch nicht, dass dieser kausaler Natur ist. Weitere Forschung sei nötig, um genau sagen zu können, was genau der Stoffwechsel mit der Wahrscheinlichkeit zu tun hat, an Prostatakrebs zu erkranken.
Aber eine Erkenntnis erhärtet sich mit der neuen US-Studie erneut: Viel Fleisch scheint ungesund zu sein. So konnten bereits frühere Studien zeigen, dass ein hoher Fleischkonsum krebsfördernd sein kann.5 Ein Ergebnis, dass die aktuelle Untersuchung zu Ernährung und Prostatakrebs nun noch einmal untermauert. Zwei der drei entdeckten Metaboliten sind nämlich ebenfalls in Fleisch enthalten und so liegt nahe, dass der Verzicht auf tierische Produkte auch förderlich für die Prostata-Gesundheit sein kann.
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Quellen
- Deutsche Krebshilfe. Prostatakrebs (Prostatakarzinom). (aufgerufen am 5.11.2021)
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Grundvorsorge. Früherkennung von Prostatakrebs. (aufgerufen am 5.11.2021)
- Sharifi N, Reichard CA, Naelitz BD et al. (2021). Gut Microbiome-Dependent Metabolic Pathways and Risk of Lethal Prostate Cancer: 2 Prospective Analysis of a PLCO Cancer Screening Trial Cohort. Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention.
- PLCO Projekt Team, Gohagan JK, Prorok PC et al. (2000). The Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial of the National Cancer Institute: History, organization, and status. Controlled Clinical Trials
- Pan A, Sun Q, Bernstein AM et al. (2012). Red Meat Consumption and Mortality. Results From 2 Prospective Cohort Studies. JAMA International Medicine