28. Oktober 2020, 5:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wann kommt ein Impfstoff gegen Corona? Die Tests laufen auf Hochtouren. Bis es so weit ist, müssen Medikamente zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden, die ursprünglich gegen andere Erkrankungen entwickelt wurden. Wie Forscher wirksame Präparate zu identifizieren versuchen, ist ein spannender Prozess.
Seit Ausbruch der Pandemie haben sich laut Johns Hopkins University weltweit rund 43,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 1,1 Millionen Menschen sind gestorben (Stand 27. Oktober). Wirksame Medikamente zur Behandlung von Corona gibt es derzeit noch nicht, geschweige denn einen Impfstoff.
Daher greifen Ärzte derzeit zu Medikamenten, die eigentlich bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden, um Corona Einhalt zu gebieten. Als potenzielles Heilmittel galt bislang Remdesivir. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das Arzneimittel als erstes und bislang einziges Medikament zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen zugelassen. Den großen Hoffnungen, die in das Präparat gesetzt werden, widerspricht allerdings eine Einschätzung der WHO: Laut einer Studie sei der Nutzen von Remdesivir bei der Behandlung von Covid-19 gering.
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In einer neuen Studie haben Wissenschaftler der University of New Mexico in in Albuquerque jetzt drei existierende Medikamente identifiziert, die in der Behandlung gegen Corona helfen können: Amodiaquin (ursprüngl. gegen Malaria), Zuclopenthixol (gegen Psychosen) und Nebivolol (gegen Bluthochdurck).
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Unter 4000 Medikamenten wollten die Forscher die Arzneien herausfinden, die Hydroxychloroquin in seiner Wirkung am nächsten kommen. Hydroxychloroquin wird eingesetzt, um Malaria zu behandeln. Bei Tests in Reagenzgläsern zeigte sich, dass das Medikament den Erreger SARS-CoV-2 blockieren konnte, heißt es in der Studie. Bei Tests mit Kontrollgruppen konnte dieser Erfolg jedoch nicht bestätigt werden. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnte Anfang Juni davor, Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19 einzusetzen. Herzrhythmusstörungen sowie Schlaflosigkeit, Verwirrung, Psychosen und Selbstmordgedanken könnten als Nebenwirkung auftreten.
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Jedoch sahen es die Wissenschaftler als erwiesen an, dass Hydroxychloroquin in der Behandlung von Corona-Patienten effektiv sein könnte. Sie nahmen das Präparat als Basis für ihre liganden-basierten Tests. Die liganden-basierte Methode sieht so aus, dass die Bausteine der zu prüfenden Medikamente so zusammengestellt werden, dass sie dem Wirkstoff eines anderen Medikaments, dessen Wirksamkeit bereits erweisen ist, ähneln. Hydroxychloroquin war in dieser Studie das Referenzmedikament.
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Die Wissenschaftler legten sich im Anschluss der Studie fest: Zuclopenthixol als auch Nebivolol sind geeignete Kandidaten für klinische Studien. Wenn diese mit Remdesivir oder Favipiravir eingenommen würden, so glauben die Wissenschaftler, könnten sie besonders wirksam sein.
Tudor Oprea, leitender Studienautor und Professor für Medizin und Pharmazeutische Wissenschaften der Universität von New Mexico, veranschaulichte das Bild mit einem bekannten Spiel: „Es ist wie bei dem Maulwurfsspiel. Anstelle eines Hammers, haben Sie zwei. Wir versuchen der wissenschaftlichen Gemeinschaft zwei Hammer zu geben“.
Im Gegensatz zu Zuclopenthixol und Nebivolol hat Amodiaquin den Nachteil, dass eine direkte antivirale Aktivität fehlt. Dafür wird das Medikament besonders gut vom Körper aufgenommen und verstoffwechselt und gilt laut dem Forscherteam als ebenfalls vielversprechender Repositionierungskandidat für eine effektive Behandlung von Covid-19.