22. September 2023, 17:05 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Das Tückische an Diabetes mellitus Typ 2 ist der schleichende Verlauf. Er kann schon über Jahre hinweg im Körper wüten, ohne dass man es wahrnimmt. Nicht selten ist die Krankheit schon fortgeschritten, wenn sich erste spürbare Symptome zeigen. Welche das sein können und was man unter Prädiabetes versteht.
Diabetologen schätzen, dass etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland unter Diabetes Typ 2 leiden, ohne davon zu wissen.1 Das ist fatal, denn der Körper merkt sich jede Überzuckerung. Experten sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Zuckergedächtnis. Jahre später macht sich das dann durch Durchblutungsstörungen und Nervenschäden bemerkbar. Besonders gefürchtet sind der diabetische Fuß oder Wunden, die partout nicht heilen wollen. Nachfolgend geht FITBOOK auf mögliche Anzeichen für Diabetes Typ 2 bzw. Symptome ein und erklärt, wie man Prädiabetes definiert.
Übersicht
Ursachen, mögliche Folgen und Vorbeugung
Diabetes mellitus Typ 2 ist eine weitverbreitete chronische Stoffwechselerkrankung, die in Deutschland und weltweit rasant zunimmt. Hauptursachen sind Übergewicht und Bewegungsmangel, aber auch Alter und genetische Faktoren spielen eine Rolle. Die Krankheit kann langfristig zu schweren Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nervenschäden und Nierenversagen führen. Vorbeugung ist möglich durch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und einen gesunden Lebensstil, einschließlich ausreichend Schlaf, Stressreduktion und Rauchverzicht.
Den umfangreichen Artikel zu Ursachen für die Entstehung, mögliche Folgen und Vorbeugung von Diabetes mellitus Typ 2 lesen Sie hier.
Unspezifische Symptome von Diabetes mellitus Typ 2 bzw. mögliche Anzeichen
Diabetes mellitus bedeutet übersetzt „honigsüßer Durchfluss“. Das liegt daran, dass sich bei Diabetikern der Zucker aus dem Blut mit in den Urin mischt und ihm so eine süßliche Note verleiht. Am Geruch lässt sich dies zwar nicht erkennen, aber ein süßlicher Urin ist da, wo er eintrocknet, klebrig wie Zuckerwasser.
Mögliche Symptome für Diabetes mellitus Typ 2 im Überblick
- schneller einsetzende Müdigkeit und geringere Belastbarkeit
- häufigere Entzündungen
- starkes Durstgefühl
- häufigeres Urinieren
- trockenere Haut und Juckreiz
- Kribbeln/Missempfindungen an den Händen
- verzögerte Wundheilung
- Sehverschlechterung oder wechselnde Sehstärke
- Libido- und Potenzverlust
- Wechsel zwischen Appetitlosigkeit und Heißhungerattacken
- Neigung zu Muskelkrämpfen
- häufigere Harnwegsinfekte
- Menstruationsprobleme
- bislang unbekanntes aggressives Verhalten
Wann man einen Arzt aufsuchen sollte
Wer unter zwei oder mehr dieser Symptome leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Das gilt insbesondere für Menschen, die immer wieder ein plötzliches Durstgefühl haben und übermäßigem Harndrang verspüren. Beide Symptome stehen in engem Zusammenhang. Sie deuten darauf hin, dass die Körperzellen den Zucker aus der Nahrung nur noch in deutlich geringerem Maße aufnehmen können. Deshalb verweilt er im Blut. Der Körper will ihn aber loswerden und deshalb produziert die Niere vermehrt Harn. Bei manchen Menschen können bis zu sechs Liter Urin zusammenkommen. Ärzte bezeichnen das als Polyurie. Und bitte nicht täuschen lassen: Manche glauben, sie müssten deshalb so oft auf die Toilette, weil sie so viel trinken. Aber es ist genau umgekehrt. Sie verspüren ein unbändiges Durstgefühl, Polydypsie genannt, weil sie so viel Wasser verlieren.
Der enorme Wasserverlust des Körpers führt zu weiteren Problemen: Die Haut trocknet aus, wird rissig, schuppig und fängt an unangenehm zu jucken. Außerdem reduziert sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes, was zu Durchblutungsstörungen führt. Die Kombination der Symptome zusammen sowie die mangelnde Energieversorgung der Körperzellen und des zentralen Nervensystems zeigt sich weiterhin mit körperlicher Schwäche und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen. Auch die Konzentrationsfähigkeit leidet oft.
Eine besonders häufige und unangenehme Begleiterscheinung sind Pilzinfektionen im Genitalbereich. Bakterien fühlen sich in dem zuckerreichen Milieu sehr wohl.
Symptome wie Taubheit und Nervenschmerzen können auf eine durch Diabetes-Typ-2-bedingte Nervenschädigung hindeuten: die Polyneuropathie. Durch damit einhergehende Gefühlsstörungen kann es im fortgeschrittenen Stadium zum diabetischen Fuß kommen, der häufig teils schlecht verheilende Wunden aufweist. Schlimmstenfalls führt das diabetische Fußsyndrom zum Absterben von Gewebe und unter Umständen zu einer Amputation.
Ebenso typisch sind die möglichen Folgen von Netzhautschäden, die im Zusammenhang mit den hohen Blutzuckerwerten stehen. Daher kann es bei Diabetes mellitus Typ 2 zu temporären Sehstörungen und gar zur Erblindung kommen.
Weitere Probleme im unbehandelten fortgeschrittenen Stadium sind Magen-Darm- und Harnwegsinfekte. Hinzu kommt, dass Diabetiker sehr häufig unter Zahnfleischentzündung (Parodontitis) leiden.
Nüchternblutzuckerwert | |
---|---|
unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) | Normal |
100 bis 125 mg/dl (5,6 to 6,9 mmol/l) | Prädiabetes |
über 126 mg/dl (7 mmol/l) | Diabetes |
Was ist ein Prädiabetes?
Im Zusammenhang mit den Symptomen von Diabetes mellitus Typ 2 fällt oft der Begriff Prädiabetes (Vordiabetes). Von dem „Prä“ sollte sich aber niemand täuschen oder irritieren lassen. Auch ein Prädiabetes ist ernstzunehmen. Menschen mit Prädiabetes haben einen höheren Blutzuckerspiegel als normal, aber er ist noch nicht hoch genug für eine Diabetes-Diagnose. Man spricht auch von einer gestörten Glukosetoleranz. Leider birgt aber auch ein Prädiabetes ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle. Das Fatale auch hier: Der Zustand kann über Jahre hinweg ohne Symptome bestehen. Viele wissen gar nicht, dass sie Prädiabetes haben. Bis sich dann ernsthafte Gesundheitsprobleme zeigen. Deshalb ist es so wichtig, schon bei den ersten Anzeichen für Typ-2-Diabetes einen Arzt aufzusuchen.
Für Prädiabetes gelten die gleichen Risikofaktoren wie für Diabetes mellitus Typ 2. Besonders gefährdet sind:
- Menschen mit Übergewicht
- Menschen über 45 Jahre oder älter
- Menschen, bei denen ein Elternteil, Bruder oder Schwester an Typ-2-Diabetes erkrankt ist
- weniger als dreimal wöchentlich körperlich aktiv ist
- Frauen, die unter Schwangerschaftsdiabetes gelitten haben
Wichtig zu wissen: Wer es schafft abzunehmen und sich mehr zu bewegen, hat gute Chancen, den Prädiabetes erfolgreich zu bekämpfen.
Diagnose von Diabetes mellitus Typ 2
Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um einen möglichen Verdacht abzuklären. Drei Testverfahren zur Diagnose sind Nüchternblutzucker, HbA1c und oraler Glukosetoleranztest (oGTT). Bei der Arztwahl sollten Diabetiker auf qualifizierte Diabetologen achten, die umfassend über die Erkrankung und Therapie aufklären. Von Vorteil ist es zudem, wenn zwischen Hausarzt und Diabetologe eine enge Zusammenarbeit stattfindet. Für Patienten sind zudem Schulungen durch Diabetesberater oder Krankenkassen sind empfehlenswert.
Den umfangreichen Artikel zu Methoden zur Diagnose von Diabetes mellitus Typ 2 und Arztwahl lesen Sie hier.
Therapie mit Medikamenten und auf natürliche Weise
Viele Diabetiker sind auf Medikamente wie Metformin angewiesen. Eine Behandlung umfasst außerdem eine Ernährungsumstellung sowie Bewegung. Die beiden letztgenannten nicht medikamentösen Maßnahmen sind wichtige Bestandteile einer Diabetes-Therapie. Bei Typ-2-Diabetes kann sogar eine Remission erreicht werden, wobei die Chancen bei etwa 90 Prozent liegen.
Da Übergewicht zu den größten Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2 zählt, ist eine Gewichtsreduktion oft eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen. Eine Low-Carb-Diät oder mediterrane Ernährung können den HbA1c-Wert verbessern. Ausreichend Bewegung, idealerweise eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, ist ebenfalls wichtig für die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2.
Den umfangreichen Artikel zur Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 lesen Sie hier.
Zuckerkrankheit Pete Doherty: „Bei mir wurde Typ-2-Diabetes diagnostiziert“
Volkskrankheit Methoden zur Diagnose von Diabetes mellitus Typ 2 und Arztwahl
Diabetologe erklärt Das sind die Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes
Quellen
- 1. Deutsche Diabetes Hilfe, „Diabetes in Zahlen“ (aufgerufen am 25.11.2022)