9. Juni 2022, 14:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Justin Bieber (28) ist auf Welttournee und will mit seinen Auftritten nach der langen Corona-Pause seine Fans beglücken. Einige von ihnen wurden allerdings jüngst bitterlich enttäuscht: Der kanadische Popsänger hat am vergangenen Dienstag kurzfristig zwei Konzerte in Toronto aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Die Vermutung: Es liegt an Zeckenkrankheit Lyme-Borreliose. 2020 hatte das Teenie-Idol öffentlich gemacht, dass er daran erkrankt ist.
Erst im Februar musste Bieber aufgrund eines positiven Corona-Tests zwei weitere Konzerte seiner „Justice World Tour“ verschieben. Jetzt folgte der nächste Rückschlag: „Ich habe alles getan, um gesund zu werden, aber meine Krankheit wird immer schlimmer“, schreibt der Weltstar auf „Instagram“ und verkündet, dass zwei geplanten Konzerte nicht stattfinden können. Zwar teilte Justin Bieber nicht mit, um welche Krankheit es sich genau handelt, um Spätfolgen von Corona handelt es sich aber offenbar nicht. „Aufgrund einer Krankheit, die nichts mit Covid zu tun hat, hat die Justice Tour die Konzerte in Toronto und D.C. diese Woche verschoben“, heißt es in einem Statement der Scotiabank-Arena-Betreiber. Fans vermuten daher, dass die Absagen auf Justin Biebers Lyme-Borreliose zurückzuführen sind. Was hat es mit der Erkrankung auf sich?
Übersicht
Was verursacht Lyme-Borreliose?
Die Infektionskrankheit Lyme-Borreliose wird durch Zecken auf den Menschen übertragen. In der Natur und vor allem im Frühling ist die Gefahr einer Infektion am höchsten. Die Zeckenkrankheit ist zwar unangenehm, aber auch gut behandelbar. Vorausgesetzt, dass sie rechtzeitig entdeckt wird. Das Tückische: Den Stich oder Biss selbst bemerkt nur ein Drittel der Betroffenen.
Grund zur Panik gibt es aber nicht, sagt Dieter Hassler, Facharzt für Allgemeinmedizin und Infektiologe aus Kraichtal bei Karlsruhe. „Eine Zecke muss etwa 12 bis 24 Stunden saugen, bis das Risiko einer Infektion mit Borrelien steigt.“ Erst dann gelangten die Bakterien in die Wunde. „Wer tatsächlich infiziert ist, sieht das häufig an der Haut.“ Frühestens nach acht Tagen, aber spätestens nach vier Wochen bilde sich die Wanderröte – ein roter Fleck um die Stichstelle.
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Was sind typische Borreliose-Symptome?
Dieter Hassler betont aber: „Die Wanderröte ist zwar ein charakteristisches Merkmal, aber tritt nicht bei allen Betroffenen auf.“ Weitere Symptome seien Schweißausbrüche, Grippegefühl, Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen. „Wer solche Anzeichen nach einem Zeckenstich bemerkt, sollte zum Arzt gehen.“ Denn früh erkannt, sei Borreliose leicht zu behandeln. „Betroffene bekommen ein Antibiotikum, und damit ist die Sache in der Regel schnell ausgestanden.“
Schwieriger wird es, wenn eine Infektion zunächst unentdeckt bleibt. „Betroffene vermuten dann häufig selbst, an Borreliose zu leiden und gehen mit Symptomen wie Müdigkeit, Nachtschweiß, Muskel- und Gelenkschmerzen zum Arzt“, sagt Tomas Jelinek, medizinischer Direktor des Berliner Zentrums für Reise- und Tropenmedizin. Allein daraus lasse sich aber keine Borreliose ableiten. „Ein langfristiger Verlauf ist schwer eindeutig zu diagnostizieren.“
Wie wird Lyme-Borreliose diagnostiziert?
Die Diagnose läuft nach dem Ausschlussprinzip: Der Arzt muss den Patienten sorgfältig nach seinen Symptomen befragen und andere Erkrankungen ausschließen. Um der Diagnose näherzukommen, sei auch ein Bluttest denkbar. Doch auch der könne keine Sicherheit bringen. „Ein Bluttest kann lediglich einen klinischen Verdacht des Arztes untermauern“, erklärt Armin Schwarzbach, Laborfacharzt mit Spezialisierung auf Infektiologie in Augsburg.
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Wie äußert sich eine Neuroborreliose?
Einfacher ist es bei der Neuroborreliose – einer Unterform der Lyme-Borreliose, die bei 3 bis 15 Prozent der Infizierten auftritt. „Sie entsteht, wenn das Nervensystem von der Infektion betroffen ist“, erklärt Prof. Sebastian Rauer, Neurologe und Leitender Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik Freiburg. Symptome einer frühen Neuroborreliose treten wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auf. Häufig seien das Gesichtslähmungen und Lähmungen der Augenbeweglichkeit.
Charakteristisch für die Neuroborreliose sei außerdem, dass herkömmliche Schmerzmedikamente keine Wirkung zeigten. Bei solchen Beschwerden bringt eine Untersuchung des Nervenwassers hundertprozentige Klarheit. „Ist das Ergebnis eindeutig, kann man auch die Neuroborreliose gut mit Antibiotika behandeln“, erklärt Rauer.
Welche längerfristigen Verläufe sind möglich?
Doch auch bei der Neuroborreliose gibt es, wenn auch selten, langfristige Verläufe. „Es können sich über viele Wochen und Monate Rückenmarks- und Gehirnentzündungen entwickeln“, sagt Sebastian Rauer. „Die späte Form ist schwieriger zu diagnostizieren, weil die Symptome nicht so eindeutig sind wie bei der frühen Form der Neuroborreliose.“ Bestehe der Verdacht, liefere aber auch hier eine Nervenwasseruntersuchung Sicherheit. „Wird hier keine Abwehrreaktion gegen den Erreger festgestellt, hat der Patient auch keine späte Form der Neuroborreliose“, sagt Rauer.
Doch daran scheiden sich die Geister: Viele Selbsthilfegruppen und Ärzte sehen das nämlich ganz anders. Sie sind überzeugt, dass auch diffuse Symptome wie Antriebslosigkeit, Wetterfühligkeit oder Ermüdung zum Beschwerdebild der späten Borreliose gehören – und dass diese sich auch nicht immer durch eine einmalige Antibiotika-Gabe behandeln lässt. „Viele Menschen nehmen dann monatelang Antibiotika, wovon klar abzuraten ist“, sagt Rauer. Therapiestudien belegten, dass eine Antibiotika-Behandlung von zwei bis drei Wochen ausreichend ist.
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Was ist zu tun, damit man nicht wie Justin Bieber an Lyme-Borreliose erkrankt?
Um das Risiko einer Infektion mit Lyme-Borreliose möglichst gering zu halten und nicht wie Justin Bieber daran langfristig zu erkranken, gibt es einige Schutzmaßnahmen, die man treffen kann. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt unter anderem:
- bei Ausflügen in die Natur Unterholz, hohes Gras und Hautkontakt mit bodennahen Pflanzen zu vermeiden,
- feste Schuhe anziehen, und die Haut weitestgehend mit heller Kleidung bedecken,
- sich nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich nach Zecken abzusuchen. Wie man sich Outdoor noch gegen Zecken schützen kann, hat FITBOOK in einem Artikel zusammengefasst.
- Zecken richtig, so schnell wie möglich mit einer Pinzette oder speziellem Zeckenentfernungsinstrument entfernen. Dabei sollte man die Zecke am Kopfbereich möglichst nah an der Haut packen und vorsichtig und gleichmäßig mit einem Ruck herausziehen. Eine ausführliche Anleitung, wie bei der Entfernung vorzugehen ist, stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hier zur Verfügung.
Besonders bei Kindern sollte man sich für eine sorgsame Untersuchung nach Zecken Zeit nehmen. Gegen Borreliose kann man sich leider nicht impfen lassen, aber gegen andere über Zecken übertragbare Erkrankungen wie Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME. Die Natur muss man aufgrund der Zeckengefahr natürlich trotzdem nicht meiden. Mit dem richtigen Impfschutz sowie ausreichend Maßnahmen zur Prävention ist der Wanderausflug sehr sicher.
Mit Material von dpa