6. Juni 2020, 5:29 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Während nach Pfingsten Kindertagesstätten, die Gastronomie und Freibäder zunehmend öffnen, gelten an vielen Orten weiterhin Abstandsregeln und Maskenpflicht – und das ist laut einer neuen Untersuchung auch gut so. Die Analyse zeigt nämlich, welche Maßnahmen nachweislich dazu beitragen können, eine Infektion mit dem Coronavirus bestmöglich zu verhindern.
Eine Kombination aus Abstandhalten, Mund-Nasen-Maske und Augenschutz könnte laut einer neuen Übersichts-Analyse das Risiko einer Corona-Infektion senken. Das schreiben Forscher der kanadischen McMaster-Universität im Fachblatt „Lancet“ nach einer systematischen Auswertung von 172 Studien.
Ein Teil der Studien beschäftigte sich mit Sars-CoV-2, ein weiterer mit Sars und ein dritter mit Mers. Alle diese Erreger gehören zu den Coronaviren.
Ziel der Metaanalyse sei gewesen, den bestmöglichen Einsatz verschiedener Schutzmaßnahmen zu überprüfen, um daraus eine Grundlage für Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu schaffen, welche die Studie zum Teil auch finanzierte. Dies sei umso wichtiger, da es weltweit unterschiedliche und teils auch widersprüchliche Empfehlungen gebe.
Welche Maßnahmen das Risiko einer Corona-Infektion senken
Die kanadischen Wissenschaftler kamen zu folgenden Haupterkenntnissen:
- Ein Abstand von einem Meter oder mehr ist mit einem wesentlich geringeren Infektionsrisiko verbunden, als wenn eine kleinere Distanz gewahrt wird (2,6 Prozent versus 12,8 Prozent Infektionsrisiko). Jeder weitere Meter Abstand bis zu drei Meter könnte dieses Risiko weiter halbieren, wobei die Autoren die Beweislage für diese Aussage als „moderat“ beschreiben.
- Visiere, Schutzbrillen und Brillen im Allgemeinen scheinen das Risiko ebenfalls zu senken (5,5 Prozent versus 16 Prozent Infektionsrisiko). Hier sei die Beweislage allerdings eher „gering“, so die Autoren. Es gibt die Annahme, dass das Auge ein möglicher Eintrittsort für das Virus sein kann.
- Ein ähnliches Resultat zeigt sich bei den Effekten von Gesichtsmasken (3,1 Prozent versus 17,4 Prozent Infektionsrisiko). Auch hier bewerten die Autoren die Beweissicherheit allerdings insgesamt als eher „niedrig“.
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100-prozentiger Schutz vor einer Corona-Infektion nicht möglich
Die Autoren betonen, dass sowohl Abstandhalten, Gesichtsmasken als auch Augenschutz keinen hundertprozentigen Schutz garantieren. Auch dann nicht, wenn man die Maßnahmen kombiniert und richtig anwendet. Sie sollten immer durch weitere ergänzt werden, wie zum Beispiel regelmäßiges und gründliches Händewaschen.
Die Mediziner hoffen, dass ihre Ergebnisse von Regierungen und Verantwortlichen der Gesundheitssysteme genutzt werden, um klare Regelungen und Empfehlungen zu formulieren. Allerdings sollte dabei immer auch berücksichtigt werden, wie akzeptabel, machbar, ressourcenintensiv und zugänglich alle diese Maßnahmen seien.
So habe ein Teil der analysierten Studien zu allen drei Viren ergeben, dass Menschen die Schutzstrategien zwar akzeptierten und als beruhigend empfänden, aber auch Herausforderungen bemerkten. Diese reichten von Hautirritationen durch Gesichtsmasken bis hin zu erschwerter Kommunikation im Pflegekontext.
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Mehrschichtige Masken schützen besser
Ein weiteres Ergebnis der Metaanalyse hebt Epidemiologin Raina MacIntyre von der australischen Universität von New South Wales in einem unabhängigen Kommentar hervor: So habe die Auswertung auch gezeigt, dass Atemschutzmasken und mehrschichtige Masken besser abschirmten als solche aus einer einzigen Stoffschicht. Das sei insbesondere mit Blick auf die Tatsache wichtig, dass viele selbst geschneiderte Masken nur einlagig seien. „Eine gut gestaltete Stoffmaske sollte aus wasserabweisendem Gewebe bestehen, mehrere Schichten haben und gut an das Gesicht angepasst sein“, empfiehlt MacIntyre.