9. November 2021, 14:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wann ist die beste Schlafenszeit? Britische Forscher haben jetzt durch eine Langzeitstudie den perfekten Moment ermittelt, sich im Sinne der Herzgesundheit in die Federn zu begeben.
Die Zeit, zu der man ins Bett geht, kann die Herzgesundheit beeinflussen – positiv wie negativ. So könne ein zu frühes Einschlafen nahezu genauso schädlich sein wie zu langes Wachbleiben, heißt es in einer aktuellen Studie der Universität Exeter. Tatsächlich sei die beste Schlafenszeit genau zwischen 22 und 23 Uhr. Der Grund: Unsere innere Uhr, die wichtige körperliche und geistige Funktionen reguliert, sei auf diese Zeit „programmiert“.
Übersicht
Studie mit 88.026 Personen
Ermittelt wurde der „Schlaf-Sweetspot“ mithilfe von 88.026 Personen der britischen Biobank, die zwischen 2006 und 2010 rekrutiert worden waren. Ihr Durchschnittsalter betrug 61 Jahre (zwischen 43 bis 79 Jahren) und etwas mehr als die Hälfte waren Frauen. Sie alle erklärten sich bereit, eine Woche lang einen Schlaf-Tracker am Handgelenk zu tragen. Außerdem füllten sie Fragebögen zu Lebensstil, Herkunft und gesundheitlicher Situation aus.
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Was die Forscher knapp sechs Jahre später entdeckten
Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 5,7 Jahren entwickelten 3.172 Teilnehmer (3,6 Prozent) eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, heißt es in der im Fachblatt „European Heart Journal“ veröffentlichten Studie.1 Auffällig: Bei denjenigen, die zwischen 22 und 23 Uhr schlafen gingen, traten kardiovaskuläre Probleme am seltensten auf – selbst nachdem die üblichen Parameter wie Alter, Geschlecht, Ernährungsweise, Raucherstatus, Körpergewicht, Cholesterinwerte und weitere angepasst wurden.
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Ob zu früh oder zu spät ins Bett – beides ist schlecht fürs Herz
Wer sich nicht an die ermittelte beste Einschlafzeit hält, lebt laut der an der Studie beteiligten Forscher recht gefährlich. So haben Menschen, die gegen Mitternacht oder später ins Bett gehen, ein 25 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Überraschung: Wer vor 22 Uhr einschlummert, lebt mit einem 24 Prozent höheren Risiko. Selbst, wer es gerade noch vor Mitternacht in die Federn schafft, erkrankt immer noch zu 12 Prozent wahrscheinlicher. Auch scheinen Frauen stärker von den Auswirkungen betroffen zu sein als Männer. Die Gründe dafür sind laut der Wissenschaftler unklar.
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Die beste Schlafenszeit ist im Einklang mit der inneren Uhr
Warum fallen die Auswirkungen des jeweiligen Einschlafverhaltens auf die Herzgesundheit so drastisch aus? Studienautor Dr. David Plans hat eine Vermutung, wie er in einer Medienmitteilung der „Europäischen Gesellschaft für Kardiologie“ erklärt: „Der Körper hat eine innere 24-Stunden-Uhr, den sogenannten zirkadianen Rhythmus, die hilft, die körperliche und geistige Funktion zu regulieren. Obwohl wir aus unserer Studie keine Kausalität schließen können, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass frühe oder späte Schlafenszeiten eher die innere Uhr stören können, mit nachteiligen Folgen für unser Herz.“ 2
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Warum es nach Mitternacht besonders schädlich ist, ins Bett zu gehen
Warum sich die innere Uhr durch „falsches Einschlafen“ verstellt, ist zwar nicht ganz geklärt, die Forscher vermuten aber, dass es etwas mit dem Morgenlicht zu tun haben könnte. Wer nach Mitternacht einschläft, verschläft den Sonnenaufgang, der üblicherweise das Signal zum Aufwachen gibt und alle möglichen Hormone in Gang setzt. Allein diesen wichtigen Moment zu verpassen, bringe die innere Uhr durcheinander.
Laut Studie Wer nach Mitternacht schlafen geht, muss mit diesen Folgen rechnen
Spezielles Punktesystem Hohe Schlafqualität kann Risiko für Schlaganfall und Herzerkrankungen deutlich senken
Studie zu Schlafrhythmus Eine Stunde früher aufstehen kann Risiko einer schweren Depression deutlich senken
Quellen
- Nikbakhtian S, Reed AB, Obika BD, et.al. (2021). Accelerometer-derived sleep onset timing and cardiovascular disease incidence: a UK Biobank cohort study. European Heart Journal.
- ESC European Society of Cariology. (2021) Bedtime linked with heart health.