19. Mai 2022, 11:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Demenz gehört wohl zu den am meisten gefürchteten Krankheiten im Alter. Der geistige Verfall ist sowohl für Betroffene als auch für Angehörige eine große psychische Belastung. Nun hat eine britische Studie gezeigt, dass ein entscheidender Faktor die Demenz-Symptome abmildern kann.
Bei der Demenz handelt es sich um den gefürchteten geistigen Verfall im Alter. Das fängt oft zunächst mit Wortfindungsstörungen, Orientierungsproblemen und einem schwindenden Kurzzeitgedächtnis an. Generell gehen mit der Zeit die kognitiven Fähigkeiten, sich zu erinnern, zu denken und zu beurteilen zurück. Auch Gefühle und Sprachvermögen werden gestört, bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen. Doch ein Faktor hat offensichtlich direkten Einfluss auf die Demenz-Symptome und kann sie schnell abmildern, wie eine britische Studie nun herausfand.
Übersicht
Schlafqualität entscheidender Faktor
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Schwankungen im Schlaf von Nacht zu Nacht Schwankungen der Demenz-Symptome von Tag zu Tag vorhersagen und das stärker als bei Menschen ohne kognitive Beeinträchtigung“, sagt Dr. Sara Balouch, Hauptautorin der Studie, die am britischen Center for Dementia Studies der Brighton and Sussex Medical School (BSMS) durchgeführt wurde.1 Das heißt also, dass insbesondere die Schlafqualität sich direkt auf die Demenz-Symptome der Betroffenen schon am nächsten Tag auswirkt.
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Schlafverhalten wurden zwei Wochen lang untersucht
Um den Einfluss der Schlafqualität auf die Demenz-Symptome zu untersuchen, wurden insgesamt 45 Probanden in einem Zeitraum von zwei Wochen beobachtet und befragt. 15 von ihnen hatten leichte Alzheimer-Beschwerden, acht Probanden hatten leichte kognitive Einschränkungen und eine Kontrollgruppe aus 22 Probanden hatte keine kognitiven Beschwerden.
Die Schlafqualität wurde subjektiv anhand von Selbstberichten, aber auch objektiv durch sogenannte Schlaf-Tracker am Handgelenk bewertet. Die Forscher befragten nicht nur die Betroffenen zu ihrem Schlaf, sondern auch ihre Partner und Betreuer zu den täglichen Verhaltensmustern. So konnten die Wissenschaftler feststellen, wie der Schlaf sich auf die täglichen Demenz-Symptome wie etwa Gedächtnisprobleme auswirkt.2
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Schlafkontinuität hat besonders großen Einfluss auf Demenz-Symptome
Die Auswertung der Daten zeigte, dass insbesondere die Schlafkontinuität eine hohe Aussagekraft hat, wie die Symptome der Demenzkranken am nächsten Tag verlaufen. Unter Schlafkontinuität verstehen die Forscher den Zeitraum vom ersten Einschlafen bis zum ersten Aufwachen, also wie gut man durchschläft, ohne ständig aufzuwachen. Dabei stellte man fest, dass eine hohe Schlafkontinuität für ein wacheres Gefühl und weniger alltägliche Gedächtnisschwierigkeiten sorgt. Auch die Verwandten und Betreuer der Erkrankten berichteten von weniger Gedächtnis- und Verhaltensproblemen, wenn diese einen durchgängigen Schlaf hatten.
Studie zeigt eine kleine Schwäche
Trotz der generell guten Ergebnisse, die einen positiven Einfluss von hoher Schlafkontinuität auf Demenz-Symptome zeigen, gab es einen kleinen Dämpfer. So hatten Probanden, die länger schliefen, am nächsten Morgen größere Schwierigkeiten, eine Subtraktionsaufgabe zu lösen. Laut den Forschern könnte es an der Schlafträgheit liegen. Damit meint man einen Zustand direkt nach dem Schlafen, der die kognitive Leistung negativ beeinflusst.
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Optimale Schlafdauer und Schlafkontinuität
Dennoch glauben die Wissenschaftler, einen wichtigen Faktor gefunden zu haben, der Demenzkranken dabei helfen kann, ihre alltäglichen Symptome abzumildern: die Optimierung von Schlafzeit- und Schlafkontinuität. „Unser Vorschlag ist, die Zeit im Bett und die Schlafkontinuität zu optimieren, um die Tagessymptome bei Menschen mit Demenz zu verbessern“, sagt die verantwortliche Wissenschaftlerin Dr. Sara Balouch. Dazu müsse man für jeden Menschen mit Demenz individuell die ideale Schlafdauer und die Schlafkontinuität ermitteln.
Rund 500.000 Probanden Studie bestimmt ideale Schlafdauer, die vor geistigem Verfall schützt
Schlafstudie 34 Minuten später als üblich ins Bett gehen hat deutlichen Einfluss auf Gesundheit
Britische Studie legt es nahe Zu wenig Schlaf bei Menschen zwischen 50 und 70 kann Demenzrisiko erhöhen
Quellen
- 1. Neuroscience News: Good Sleep Continuity Leads to Better Days for People With Dementia. (aufgerufen am 19.05.2022)
- 2. Balouch, S, Dijk, DAD, Rusted, J, et. al. (2022). Night-to-night variation in sleep associates with day-to-day variation in vigilance, cognition, memory, and behavioral problems in Alzheimer’s disease. Alzheimer’s Dement.