6. Mai 2019, 13:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Man kennt das noch aus Kindheitstagen: Nach dem Frühstück oder Mittagessen hieß es, mindestens 30 lange Minuten zu warten, bis man endlich ins Wasser durfte. Daran halten sich auch viele Erwachsene bis heute. Zu Recht? FITBOOK hat sich schlau gemacht.
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erklärt in ihren Baderegeln: „Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser“. Davon wird das mit der Wartefrist abgeleitet sein, die uns als Kinder schon ein wenig die Urlaubslaune trüben konnte, oder?
Nach jeder Mahlzeit soll(te) man eine halbe Stunde bis Stunde warten, damit das Essen verdaut werden kann. Hierfür wird nämlich viel Blut im Magen-Darm-Trakt benötigt, das entsprechend an anderen wichtigen Stellen des Körpers fehlen könnte. Die mögliche Folge, über Bauchweh hinaus: Kreislaufbeschwerden, die im Wasser schlimmstenfalls fatal enden können. Deshalb üben sich auch viele Erwachsene nach dem Essen in Geduld und am Beckenrand.
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Was sagt der Ernährungsexperte?
Das ist etwas zu dramatisch dargestellt, findet Diplom-Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. „Noch niemand ist ertrunken, weil der Bauch voll war“, erklärt er im FITBOOK-Interview. „Man sinkt nur dann, wenn man nicht schwimmen kann.“ Dennoch räumt er ein, dass man mit prall gefülltem Magen tatsächlich nicht ins Wasser gehen sollte. Das habe aber weniger mit der tatsächlichen Zeit zu tun, die nach dem Essen vergangen ist, sondern damit, dass einem richtig übel werden kann.
„Wenn die Mahlzeit eher leicht war und ich mich auch so fühle, dann ist es egal, ob Sie direkt danach oder in einer halben Stunde schwimmen.“ Dies sei etwas, das Erwachsene besser beurteilen können. Die Kids nach dem Mittagessen ein halbes Stündchen am Beckenrand warten zu lassen, kann sich im Zweifelsfall als vernünftig erweisen.
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Aber was ist mit den angeblichen Magenkrämpfen?
Auch dass ein voller Magen im Wasser zusammenkrampfen soll, ist zwar nach wie vor ein verbreiteter Mythos, in Wahrheit aber längst (immerhin seit 1961!) widerlegt worden. Der US-Sportphysiologe Arthur Steinhaus hat damals zu dem Thema eine große Untersuchung mit dem Titel „Evidence and Opinions Related to Swimming After Meals“ (zu Deutsch: „Beweise und Meinungen zu Schwimmen nach dem Essen“) vorgelegt. Ein Zusammenhang zwischen Magenbeschwerden und Schwimmen nach dem Essen konnte dabei mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Viel gefährlicher: mit LEEREM Bauch zu schwimmen
Wie oben erwähnt, warnt die DLRG sowohl vor einem vollen als auch vor einem leeren Bauch. Bloß: Was sollte passieren, wenn man zu lange vor dem Schwimmen nichts gegessen hat – dass man verhungert? „Die Warnung wird wahrscheinlich darauf zurückzuführen sein, dass beim Schwimmen viel Energie verbraucht wird. Wenn man viel und lange schwimmt, kann der Blutzuckerspiegel stark sinken“, erklärt der Experte. Schlimmstenfalls könnten einem dadurch die Kräfte ausgehen, um beispielsweise von der Mitte des Sees wieder an Land zu schwimmen.
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Plötzliche Tiefe Achtung, hier lauern die Gefahren beim Baden im Sommer!
Fazit:
Nach einem schweren Mittagsgelage haben wohl die wenigsten Lust, im Wasser ihre Bahnen zu ziehen. Der Körper signalisiert daher schon ganz richtig, ob Schwimmen eine gute Idee ist – oder ob der volle Magen nicht lieber noch ein wenig auf der faulen Haut liegen würde. Ein größeres Risiko scheint ein leerer Magen zu sein, wenn Sie im Becken Größeres vorhaben. Naschen Sie Ihrem Blutzuckerspiegel zuliebe also etwas Obst oder ein paar Nüsse – auch direkt VOR dem Schwimmengehen.