25. April 2020, 7:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Neben teils schweren Atemwegsbeschwerden werden immer mehr weitere Begleiterscheinungen der vermeintlichen Lungenkrankheit Covid-19 bekannt. Pathologen der Uni Zürich warnen nun vor Gefäßentzündungen und -schädigungen. Hierbei soll es sich aber nicht um eine weitere Folge der Coronavirus-Infektion handeln, sondern womöglich um einen ganz ursächlichen Faktor für den Verlauf der Krankheit.
Schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung drohen vor allem vorerkrankten Patienten – so viel ist bereits bekannt.
Forscher der Pathologie am Züricher Universitätsspital (USZ) haben nun womöglich eine Erklärung dafür gefunden, warum zu den Versterbenden so häufig Herz-Kreislauf-Vorbelastete zählen. Auf Basis ihrer Untersuchung von Gewebsproben vermuten sie nun, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 den Körper über sein Blut- und Lymphsystem angreift.
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Covid-19 – eine systemische Gefäßentzündung?
Konkret stellten die Pathologen bei den sezierten Verstorben neben dem Befall der Lunge auch Entzündungen im Endothel von Herz, Hirn, Nieren und Darm fest. Beim Endothel handelt es sich um die innere Zellschicht von Blut- und Lymphgefäßen, wie in einer Pressemitteilung der USZ erklärt wird.
Wenn sich diese ersten Untersuchungserkenntnisse bestätigen sollten, könnte das dafür sprechen, dass das Coronavirus eine Entzündung des gesamten Endothels auslöst (Fachbegriff: systemische Endotheliitis) und somit alle Gefäße im Körper befällt.
Die möglichen Folgen sind potentiell tödlich
Weil das Endothel eine Vielzahl wichtiger körperlicher Funktionen erfüllt – es reguliert u.a. den Blutdruck, -fluss und Gerinnungsprozesse –, kann seine Entzündung gravierende Durchblutungsstörungen verursachen, welche die beteiligten Organe schädigen würden, und von einer Lungenembolie über Gefäßverschlüsse bis hin zu potentiell tödlichem Organversagen führen.
Was bedeutet das für die Behandlung?
Möglich also, dass der gesamte bisherige Behandlungsansatz einer Covid-19-Erkrankung überdacht werden sollte. „Wir müssen die Vermehrung der Viren in deren vermehrungsreichster Phase hemmen und gleichzeitig das Gefäßsystem der Patienten schützen und stabilisieren“, erklärt dazu Prof. Frank Ruschitzka, Leiter des USZ-Herzzentrums der Uni. Details der Untersuchung wurden im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht.
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Deshalb sind Vorerkrankte so gefährdet
Wie es weiterhin in der Pressemitteilung heißt, lasse sich jetzt nachvollziehen, warum jüngere und grundsätzlich gesunde Menschen das Coronavirus für gewöhnlich besser verkraften. Bei Risikopatienten jedoch – und dazu gehören insbesondere solche mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Diabetes – sei das Endothel bereits angegriffen und daher funktionell eingeschränkt.