24. April 2020, 12:40 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Dass eine Ansteckung mit dem Coronavirus in erster Linie über die Atemwege erfolgt, ist inzwischen hinreichend bekannt. Ein Team internationaler Forscher hat nun genauer untersucht, welche Eintrittspforte der Erreger hauptsächlich nutzt. Und offenbar sind bestimmte Zellen in der Nase für SARS-CoV-2 besonders empfänglich.
Um seinen Wirt zu infizieren, nutzt das Coronavirus SARS-CoV-2 die beiden Proteine ACE2 und TMPRSS2. Um nun herauszufinden, welche Eintrittspforte der Erreger vorrangig wählt, hat ein Team internationaler Wissenschaftler Daten der Human Cell Atlas (HCA)* dahingehend ausgewertet, wo im menschlichen Gewebe die Konzentration an den genannten Eintrittsproteinen am größten ist.
Den Ergebnissen zufolge, nachzulesen im Fachmagazin „Nature Medicine“, fanden sich die Proteine ACE2 und TMPRSS2 in Lunge, Augen, Darm, Herz, Leber, Niere und Nase – und hier an einer Stelle in besonders großer Menge.
Auch interessant: 5 Schutzmasken gegen das Coronavirus im Überblick
Nasenzellen am stärksten virenbelastet
„Wir haben (…) gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen. Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus.“ So zitiert das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Untersuchungsleiter Dr. Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute in einer Pressemitteilung.
Übertragung auch über Tränenfilm?
Darüber hinaus sind die Forscher auf weitere, bisher weniger bekannte Infektionswege gestoßen. Sie stellten die Eintrittsproteine des Coronavirus in Zellen der Augenhornhaut fest, was für eine mögliche Ansteckung über die Tränenflüssigkeit sprechen könnte. Zudem sehen die Forscher eine potentielle „fäkal-orale Übertragung“, da auch in der Darmschleimhaut ACE2 und TMPRSS2 festgestellt wurden.
Auch interessant: Braucht man zum Schutz vor Corona eine Schutzbrille?
Aktuelle Studie Warum Männer häufiger und schwerer an COVID-19 erkranken
Neuropilin-1 Protein-Rezeptor soll der Grund für die Aggressivität des Coronavirus sein
Studie Ist das Coronavirus sexuell übertragbar?
Untersuchungen noch nicht ganz abgeschlossen
Professor Norbert Hübner vom MDC hat sich bei der Studie zusammen mit seiner Arbeitsgruppe auf die Frage konzentriert, welchen Einfluss dem ACE2-Rezeptor auf die dokumentierten Herzprobleme von Covid-19-Patienten zukommt. Hier werden weiterführende Untersuchungen nötig sein.
*Die HCA ist eine öffentlich zugängliche Datenbank für Referenzkarten aller menschlichen Zellen, um die Forschung bei Verständnis von Gesundheit und Krankheit zu unterstützen.