12. Oktober 2020, 15:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Coronaviren können auf glatten Oberflächen (wie beispielsweise Handydisplays) offenbar länger überleben als bisher angenommen. Australische Forscher sprechen von rund 28 Tagen. Welche Gefahren sich daraus ergeben und was Experten zur Wahrscheinlichkeit von Schmierinfektionen sagen, lesen Sie bei uns.
Coronaviren können auf glatten Oberflächen (wie von Handydisplays und Bankautomaten) bis zu 28 Tage lang überleben – zumindest unter bestimmten Laborbedingungen. Das erklärt aktuell die australische Wissenschaftsbehörde Csiro im Fachblatt „Virology Journal“.
In Studie überlebten Coronaviren 28 Tage lang
„Bei 20 Grad Celsius, also etwa Raumtemperatur, fanden wir heraus, dass das Virus extrem robust ist und 28 Tage lang auf glatten Oberflächen wie Glas von Handybildschirmen und Kunststoff-Geldscheinen überlebt.“ So äußert sich Debbie Eagles, stellvertretende Direktorin des australischen Zentrums für Seuchenvorsorge, welches die Forschungsarbeiten durchführte. Das Experiment wurde im Dunkeln durchgeführt, da direktes Sonnenlicht das Virus abtöten können soll.
Bei früheren Studien haben Coronaviren nur bis zu drei Tage lang auf Oberflächen aus bspw. Kunststoff und Edelstahloberflächen nachgewiesen werden können.
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Welche Gegenstände besonders kritisch sind
Der australischen Studie zufolge überlebte das Virus auf glatten Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Vinyl länger als etwa auf zusammengesetzten, porenreichen Oberflächen wie Baumwolle. Besonders hervorzuheben ist offenbar Glas. Denn Bankautomaten, Selbstbedienungskassen in Supermärkten und Check-in-Automaten an Flughäfen seien mit Glasflächen versehen, die häufig berührt und möglicherweise nicht regelmäßig gereinigt würden.
Daher gelte die Regel weiter: Häufig Hände waschen und reinigen von Oberflächen.
Schmierinfektionen mit Coronaviren über Oberflächen
Aber was sagen die neuen Erkenntnisse für unseren Alltag aus? Also: Bedeuten mit Coronaviren kontaminierte Oberflächen – z. B. Kartenterminals, Smartphone-Displays und Türklinken –, dass wir uns daran anstecken können?
Es ist zumindest nicht auszuschließen. Insbesondere dann, wenn die Kontamination der Oberfläche erst kürzlich stattgefunden hat. Das erklärt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Und doch gebe bislang keine Fälle von Corona-Infektionen, die durch durch den Kontakt zwischen Menschen und kontaminierten Gegenständen und Oberflächen zustande gekommen sein sollen.
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Infektion über die Augen: möglich, aber selten
Eine Corona-Infektion über die Augen ist nach Medizinerangaben unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Reibe man sich beispielsweise die Augen mit Corona-kontaminierten Händen, „wäre eine Übertragung auf die Nasenschleimhaut oder die Atemwege denkbar“. Das sagte Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG, 9. bis 11. Oktober). Diesen hatten die Teilnehmer in diesem Jahr online abgehalten. Es gebe im Kopf Verbindungen zwischen den Augen und der Nase wie etwa Tränenwege. Bei derzeitiger Studienlage „weist jedoch nichts darauf hin, dass wir die Augen als bedeutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus betrachten müssen“, so Lange.
Einige Studien postulieren Lange zufolge, dass eine Ansteckung über die Bindehaut möglich ist. Es sei jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob die Zellen der Augenoberfläche genügend Eintrittspforten hätten. In keiner der Proben von 46 untersuchten Menschen seien relevante Mengen der für Corona wichtigen Rezeptoren ACE-2 oder TMPRSS2 in der Bindehaut festgestellt worden, sagte Lange, der an dieser Studie beteiligt war. Andere Forscher hatten in der Augenhornhaut Hinweise auf diese Rezeptoren gefunden, allerdings eine tatsächliche Corona-Übertragung darüber nicht geprüft.