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Steigende Infektionszahlen

Kann und sollte ich nun eine 4. Corona-Impfung bekommen?

Vierte Corona-Impfung: Mann beim Impfen
Mit steigenden Infektionszahlen stellen sich auch viele die Frage, ob und für wen eine vierte Impfung notwendig ist Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

26. Juni 2022, 20:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Rund 5,4 Millionen Menschen haben in Deutschland bislang bereits zwei Auffrischungsimpfungen bekommen. Das entspricht ca. 6,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. 59,9 Prozent (49,8 Mio.) haben immerhin einen Booster bekommen. Nun steigen die Infektionszahlen wieder. Ist es an der Zeit für eine vierte Corona-Impfung?

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Viele haben den gelben Impfpass länger nicht in der Hand gehabt. Denn: Die dritte Impfung gegen Covid-19 liegt bei den meisten schon eine Weile zurück, oftmals mehr als ein halbes Jahr. Sofern zwischenzeitlich keine Infektion mit dem Coronavirus stattfand, ist es wahrscheinlich, dass der Impfschutz nachlässt. Bei den steigenden Infektionszahlen aufgrund der Corona-Varianten B4 und B5 fragen sich manche nun, ob es eine vierte Corona-Impfung möglich bzw. sinnvoll ist? Wichtige Fragen und Antworten.

Wem wird eine zweite Auffrischungsimpfung empfohlen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt einen zweiten Booster bzw. die ggf. eine vierte Corona-Impfung bislang vier Personengruppen:

  1. Menschen über 70 Jahren
  2. Menschen ab fünf Jahren, die von einer Immunschwäche betroffen sind
  3. Bewohner von Pflegeheimen
  4. Menschen, die in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen tätig sind

Gilt die Empfehlung, weil man gesundheitlich gefährdet ist, sollte man die vierte Impfung frühestens drei Monate nach der dritten bekommen. Bei medizinischem Personal sollten laut Stiko mindestens sechs Monate verstrichen sein.

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Wie gut ist der Impfschutz, wenn die dritte Impfung Monate zurückliegt?

Leider lässt sich nicht pauschal sagen, ob und wann sich eine vierte Corona-Impfung für Personen lohnt, bei denen die Stiko-Empfehlung derzeit nicht gilt. Es gilt, die persönliche Situation abzuwägen. Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich jedoch sagen, dass die Immunität gegen Covid-19 mit der Zeit geringer wird. Die Vorstellung, man sei entweder vollständig oder gar nicht geschützt, ist jedoch falsch. Der Impfschutz dürfte irgendwo dazwischen liegen.

Nach Aussage des Infektiologen Christoph Spinner, Oberarzt und Infektiologe am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, besteht der beste Impfschutz ein bis drei Monate nach der dritten Impfung. Danach baut er ab. Dies geschieht aber individuell unterschiedlich. Bei manchen geht es schnell, bei anderen langsamer.

„Bei Älteren lässt der Schutz schneller nach, weil ihr Immunsystem nicht mehr so gut durch Impfungen trainierbar ist wie das jüngerer Menschen“, erklärt Spinner, der auch zu Corona-Impfstoffen forscht.

Chronisch Kranke und immungeschwächte Menschen sprechen generell schlechter auf die Impfung an und verlieren auch den Schutz schneller, so der Infektiologe. Für sie ist eine vierte Impfung oder gar fünfte Impfung somit eher sinnvoll.

Laut Prof. Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover kann es auch vom Geschlecht abhängen, wie sich der Impfschutz im Laufe der Zeit verhält: Bei Männern nimmt er im Durchschnitt schneller ab als bei Frauen.

Der Direktor der Klinik für Pneumologie rät dazu, nicht mit falschen Erwartungen auf eine vierte Corona-Impfung zu blicken. „Die Impfung schützt vor schwerer Erkrankung zwar immer noch sehr, sehr zuverlässig“, sagt Welte. Aber die derzeit zirkulierenden Omikron-Varianten sind leicht übertragbar, so Welte. Man sollte an den zweiten Booster besser nicht die Erwartung heften, so eine Infektion komplett vermeiden zu können.

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Kann man herausfinden, wie gut der eigene Impfschutz derzeit ist?

Nein. „Man kann nicht in der Breite die Antikörperspiegel messen, um daraus die Entscheidung für eine weitere Impfung zu ziehen“, sagt Tobias Welte. Am Ende hängt die individuelle Entscheidung auch daran, welches Infektionsrisiko man durch seinen Lebensstil hat – und wie viel Kontakt man im Alltag mit vulnerablen Menschen hat.

Für wen wäre eine vierte Corona-Impfung sinnvoll?

„Wenn die letzte Impfung sechs Monate her ist und jemand nun im Sommer auf Festivals oder Großveranstaltungen gehen will, ist eine weitere Impfung wahrscheinlich ratsam“, sagt Christoph Spinner. „Wer von zu Hause aus arbeitet und außerhalb von Familie und Freunde wenig Kontakte hat, kann sicher noch etwas warten.“

Stichwort Timing: Auch das kann bei der individuellen Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. „Wenn wir die wirklich starke Fallzahlen-Steigerung erst im Herbst bekommen, haben die jetzt Geimpften nicht mehr den besten Schutz“, sagt Welte.

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Kann eine vierte Corona-Impfung ein Nachteil sein?

„Eine zweite Booster-Impfung ist auf keinen Fall ein Fehler, wenn die erste mindestens drei Monate zurückliegt“, sagt Christoph Spinner. Allerdings: Wie groß der Nutzen ist, hängt vor allem davon ab, ob man einer Risikogruppe angehört und wie lange die letzte Impfung her ist.

Folgen die dritte und vierte Impfung zu schnell aufeinander, bringt das allerdings wenig Nutzen. „Darauf kann das Immunsystem aufgrund seiner begrenzten Kapazitäten gar nicht reagieren. Stimulieren Sie es weiter, kommt es zu keiner Reaktion mehr“, erklärt Tobias Welte. Aus diesem Grund rät er dazu, einen Abstand von sechs Monaten zwischen dritter und vierter Impfung einzuhalten.

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Was, wenn ich mich nach der dritten Impfung bereits mit Omikron infiziert habe?

„Dann ist die Erkrankung quasi auch eine Art Booster“, sagt Welte. Wie lange die dadurch gebildeten Antikörper jedoch schützen, ist unklar. Aus seiner Sicht kann man in diesem Fall mit der vierten Impfung möglicherweise auch länger als sechs Monate warten. Doch auch hier gilt: Es fehlen Daten, um handfeste Empfehlungen zu geben.

Mit Material von dpa

Themen Coronavirus Impfen
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