15. Januar 2021, 13:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schon vor der Coronavirus-Pandemie war Kurzsichtigkeit in weiten Teilen der Welt auf dem Vormarsch. Und es ist davon auszugehen, dass die Lage sich weiter verschlimmern wird. Laut einer chinesisch-amerikanischen Studie entwickeln im Lockdown immer mehr Kinder eine sogenannte Myopie und werden zu kurzsichtigen Erwachsenen.
Homeoffice und -schooling – seit einigen Monaten spielt sich das Leben der Menschen hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab. Dadurch sollen Kontakte bestmöglich reduziert und eine weitere Verbreitung des Coronavirus eingedämmt werden. Der Lockdown bringt aber auch einige gesundheitliche Nachteile. Einer davon ist das Voranschreiten von Kurzsichtigkeit (Myopie) in der Gesellschaft.
Lockdown fördert Kurzsichtigkeit
Dass Schulen und Kitas schließen mussten, gehörte zu den besonders umstrittenen Corona-Maßnahmen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Gerade für die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sei die Interaktion mit anderen Gleichaltrigen wichtig. Auch fällt eine fachliche Förderung, wie sie vor allem in schulischen Einrichtungen gewährleistet wird, im Fernunterricht weg.
Noch folgenschwerer ist es, wenn sich das Sehvermögen verschlechtert. Diese Gefahr besteht durch den Lockdown, wie Forscher von Universitätskrankenhäusern u. a. in Michigan (USA) und Tianjin (China) in einer gemeinsamen Arbeit beweisen wollten.
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Herangehensweise und Ergebnisse der Studie
Das Aufkommen an Kurzsichtigkeit unter Kindern – verglichen mit den Zahlen aus dem Jahr 2015 – werde sich aufgrund des Corona-Lockdowns fast verdreifachen. Diese Beobachtung stützt sich auf eine Langzeit-Querschnittstudie mit Daten von mehr als 123.000 Schulkindern zwischen 6 bis 13 Jahren chinesischer Grundschulen in Feicheng. Seit 2015 unterzogen die Forscher sie jedes Jahr Augenuntersuchungen und Sehtests. Im Sommer 2020 wurden die gesammelten Daten erstmals interpretiert.
Alle detaillierten Informationen zur Untersuchung sind im Fachjournal „JAMA Ophthalmology“ dokumentiert. Demnach stellten die Forscher Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest. Vor allem in jüngeren Jahrgängen zwischen 6 und 8 sollen die Augen besonders empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren. Bei älteren Kindern sei eine entsprechende Entwicklung weniger stark zu beobachten.
Warum Kinderaugen besonderen Schutz brauchen
Im heranwachsenden Alter befinden sich die Augäpfel noch im Wachstum. Durch falsche Verhaltensweisen (und davon gibt es einige im Rahmen des Corona-Lockdowns) kann der Augapfel zu lang werden – und folglich kurzsichtig. Eine ausführliche Definition von Kurzsichtigkeit und ihren Ursachen finden Sie hier.
Kurz zusammengefasst, was beim Sehen passiert: Das Licht eines entfernten Gegenstands fällt durch die Augenlinse auf die Netzhaut. Dabei bricht die Augenlinse die Strahlen nach innen. In welchem Winkel – das hängt von der Arbeit von Muskeln in den Augen ab. Beim Sehen in die Ferne können sich die Muskeln in den Augen entspannen. Dadurch wird die Linse flacher und die Brennweite länger.
Ständiges Nahsehen im Lockdown begünstigt Kurzsichtigkeit
Beim Nahsehen hingegen wird das wahrgenommene Bild hinter die Netzhaut projiziert und damit unscharf. Die Reaktion der Netzhaut ist das Aussenden von Signalen, die das sogenannte Augenlängenwachstum fördern. Unmittelbar hilft dieser Prozess der „Akkommodation“ dabei, schärfer zu sehen.
Aber: „Wenn Kinder häufig und andauernd auf Gegenstände in der Nähe schauen – zum Beispiel auf ein Smartphone – dann erhält das Auge Anreize, zu wachsen“, erklärt dazu der Berufsverband der Augenärzte (BVA). Und ein physikalisch gesehen zu langer Augapfel bedingt, wie bereits erwähnt, eine Kurzsichtigkeit.
Fehlen von Tageslicht und frischer Luft weitere Faktoren
Ebenso ungünstig für die gesunde Entwicklung des Auges ist die mangelnde Zeit draußen an der frischen Luft. Laut BVA sollten Kinder täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht im Freien verbringen, um die Wahrscheinlichkeit späterer Kurzsichtigkeit zu verringern.
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Verhaltens-Tipps, um Lockdown-Kurzsichtigkeit zu verhindern
- Achten Sie auf ausreichenden Abstand zwischen Augen und Monitor. Die BVA empfiehlt eine Entfernung von 50 bis 80 Zentimeter.
- Planen Sie ausreichend Bildschirm-Pausen ein, idealerweise an der frischen Luft. In den Räumen bitte auch auf eine gute Durchlüftung achten. Alleine schon, um gegen die trockene Heizungsluft vorzugehen.
- Ebenso gilt es, Hygiene großzuschreiben. Durch verschmierte Brillengläser muss das Auge sich noch mehr anstrengen. Und umso mehr bei Kontaktlinsen bitte eine regelmäßige gründliche Reinigung vornehmen, um eine Reizung oder gar Entzündung der Augen zu vermeiden.