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Was taugen Corona-Antikörper-Schnelltests?

Corona-Antikörper-Schnelltests
Erste Corona-Antikörper-Schnelltests lassen laut Experten in puncto Zuverlässigkeit zu wünschen übrig Foto: Getty Images
Laura Pomer

15. April 2020, 16:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Viele Menschen, die sich in den vergangenen Wochen krank gefühlt haben, aber nicht auf Corona testen lassen konnten, würden wohl gern einen Antikörpertest durchführen. Damit soll sich ermitteln lassen, ob man eine Infektion womöglich schon hinter sich hat und somit immun gegen das Virus ist, sprich: sich und andere nicht anstecken kann. FITBOOK erklärt, warum Experten aktuell jedoch davor warnen, den Ergebnissen der bisher verfügbaren Antikörper-Schnelltests zu trauen.

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Wenn sich jemand mit einem Virus infiziert hat, lässt sich das auch noch Monate nach überstandener Krankheit nachweisen. Grund dafür sind sogenannte Antikörper auf den Erreger, quasi ein Schutzstoff aus Proteinen. Diese Antikörper werden im Verlauf der aktiven Infektion im Blut des Betroffenen gebildet, um schon dann den Kampf gegen das Virus aufzunehmen, also den Heilungsprozess voranzutreiben. Sie sollen auch längerfristig eine erneute Infektion verhindern. Mit anderen Worten: Genesene sind theoretisch aufgrund der gebildeten Antikörper zumindest eine Zeit lang gegen das Virus immun. So wäre es auch nach einer gezielten Schutzimpfung der Fall. Das gilt auch im Zusammenhang mit Corona, sprich beim neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2-Virus. Mit Corona-Antikörper-Schnelltests könnte man also feststellen, wer eine Infektion bereits durchgemacht hat.

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Deshalb wären Corona-Antikörpertests sinnvoll

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer an Corona-Infizierten (und Genesenen) aus. Es gibt eine unbestimmte Zahl an Personen, die mögliche Symptome einer Covid-19-Erkrankung wahrgenommen haben, sich aber nicht testen lassen wollten oder konnten. Die genaue Zahl zu kennen wäre wichtig, um die genaue Infektionsrate und auch das Sterblichkeitsrisiko zu berechnen.

Es sind bereits Antikörper-Schnelltests verschiedenster Hersteller rezeptfrei in der Apotheke oder online verfügbar. Sie haben den scheinbaren Vorteil, dass potenziell Betroffene bzw. wieder Genesene nicht in eine Praxis oder Klinik zu müssen. Stattdessen können sie sich anhand eines Tropfen ihres Bluts selbst zu Hause testen. Das Problem: Die Ergebnisse der Schnelltests gelten aktuell als nicht zuverlässig. Wie etwa „Aponet“ warnt, lassen die Schnelltests Fehlinterpretationen zu und weisen weitere Schwächen auf.

Wegen Corona-Antikörper-Schnelltests in falscher Sicherheit wiegen

Professor Dr. Martin Schulz ist Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Er erinnert daran, dass sich Antikörpertests nicht dazu eignen, eine etwaige Infektion zu erkennen. Schließlich können bis zu zwei Wochen vergehen, ehe sich im Blut des Betroffenen Antikörper gebildet haben. Ein negatives Ergebnis bedeute also keineswegs, dass der Getestete nicht infiziert und somit infektiös sei.

„Eine Gefahr ist, dass sich Patienten bei einem negativen Testergebnis in falscher Sicherheit wiegen und die Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel häufiges Händewaschen oder das Abstandhalten vernachlässigen“, konkretisiert Schulz auf „Aponet“. „Das wäre fatal.“

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Schnelltest unterscheidet nicht zwischen Coronaviren

Was ebenso zu falscher gefühlter Sicherheit beitragen kann: dass die gängigen Schnelltests auch bei anderen Coronaviren ausschlagen. Neben dem neuartigen Sars-CoV-2 gibt es bekanntlich weitere Erreger, die der Familie der Coronaviren angehören. Sieben davon können auf den Menschen übergehen, manche von ihnen lösen nur harmlose Erkrankungen aus.

Ein positiver Antikörper-Schnelltest kann somit dafür sprechen, dass man es in der Vergangenheit mit einem älteren Coronavirus zu tun hatte – beispielsweise mit dem Erreger, der in den Jahren 2002/03 die Sars-Pandemie ausgelöst hatte. Eine Immunität gegen das aktuell grassierende Coronavirus Sars-CoV-2 wäre dadurch nicht gegeben.

Qualitätsunterschiede bei Corona-Antikörper-Schnelltests

Hinzu kommt, dass die vielen frei verkäuflichen Antikörper-Schnelltests auf Corona sich in puncto Qualität sehr unterscheiden sollen. Das erklärt Charité-Virologie-Chef Prof. Christian Drosten in einem Video des Bundesministeriums für Gesundheit. Sie seien nicht „validiert“, also (noch) nicht hinreichend fachlich überprüft worden.

Wie der Experte berichtet, seien Labore, die sich mit der Testung auf Corona auskennen „und auch Referenzmaterial haben, also Proben von positiven Patienten“, gerade jetzt erst dabei, die verfügbaren Schnelltests mit den standardisierten laborbasierten Untersuchungsverfahren zu vergleichen. Ersten Ergebnissen zufolge seien manche davon wirklich gut. Von anderen wiederum sei dringend abzuraten, weil damit eine Infektion übersehen werden könne.

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„70-prozentige Trefferrate“

FITBOOK hat bei Herrn Prof. Dr. Leo Latasch nachgefragt. Der Notfallmediziner, der u. a. als ärztlicher Berater des Frankfurter Gesundheitsamts tätig ist, bestätigt noch einmal die fehlende Validierung der erhältlichen Antikörper-Schnelltests. „Sie haben eine etwa 70-prozentige ‚Trefferrate’“, erklärt er, somit seien sie gänzlich unbrauchbar.

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Fazit zu Corona-Antikörper-Schnelltests

Zusammengefasst sollte man aktuell Abstand davon nehmen, zum Antikörpertest auf Corona zu greifen. Etwaige positive oder negative Ergebnisse stiften allenfalls unnötige Verwirrung. Besser noch abwarten. Laut dem Fachverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) dürfte es innerhalb der kommenden vier Wochen so weit sein, dass verbesserte Schnelltests genauere Ergebnisse liefern.

Themen Coronavirus
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