27. Oktober 2022, 11:37 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine weltweite Studie mit mehr als 28.000 Menschen liefert den bisher stärksten Beweis dafür, dass Blutdrucksenker das Demenzrisiko erheblich verringern könnten.
Wie Demenz entsteht und was die Krankheit begünstigt – das in Gänze zu verstehen, davon ist die Wissenschaft noch weit entfernt. Aber mit jeder weiteren Studie zu dem Thema scheint sich das Puzzle ein Stück mehr zusammenzufügen. Denn was die Forschung besonders interessiert, ist die Frage: Wie kann ich das Demenzrisiko verringern? Offenbar mit simplen und vergleichsweise kostengünstigen Blutdrucksenkern, so das Ergebnis einer internationalen, groß angelegten Studie.
Übersicht
Welcher Zusammengang besteht zwischen Demenz und Bluthochdruck?
Demenz entwickelt sich momentan zu einer globalen Epidemie, von der aktuell schätzungsweise 50 Millionen Menschen weltweit betroffen sind. Die Zahl wird sich voraussichtlich bis 2050 verdreifachen – hauptsächlich aufgrund der alternden Bevölkerung. Dass in der Blutdruckkontrolle ein Schlüssel darin liegen könnte, das Demenzrisiko zu senken, wird bereits länger vermutet, doch es gibt nur wenige Untersuchungen, die Demenz-Ergebnisse einbeziehen. Um die Beziehung zwischen Blutdruck und Demenz genauer zu untersuchen, analysierten Forscher des George Institute for Global Health (Australien) fünf doppelblinde, placebokontrollierte, randomisierte Studien, die verschiedene Blutdrucksenker verwendeten und die bereits älteren Patienten bis zu einer möglichen Entwicklung von Demenz beobachteten. So betrug die mittlere Nachbeobachtungszeit etwas mehr als vier Jahre.
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Blutdrucksenker können Demenzrisiko um 13 Prozent reduzieren
Insgesamt wurden Gesundheitsdaten von 28.008 Personen aus 20 Ländern analysiert. Sie litten alle an Bluthochdruck und waren im Durchschnitt 69 Jahre alt, heißt es in der im „European Heart Journal“ veröffentlichten Studie.1 Doch je länger und intensiver sich die Teilnehmer darum bemühten, ihren Blutdruck zu senken – sei es durch Medikamente, aber auch andere Methoden – desto weniger wahrscheinlich erkrankten sie in den folgenden Jahren an Demenz. Bei Blutdrucksenkern im Speziellen reduzierte sich das Risiko für Demenz um 13 Prozent. „Wir fanden heraus, dass die Behandlung von Bluthochdruck einen signifikanten Effekt auf die Verringerung der Demenzwahrscheinlichkeit hatte“, erklärt Studienleiterin Dr. Ruth Peters in einer Mitteilung.2 Für die Wissenschaftlerin deuten die Ergebnisse auf eine weitgehend lineare Beziehung zwischen Blutdrucksenkung und geringerem Demenzrisiko hin.
Bislang stärkster Beweis für vermuteten Zusammenhang
Dr. Peters und ihr Team hoffen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen, Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu entwickeln, um das Fortschreiten der Demenz zu verlangsamen. „Unsere Studie liefert den bislang stärksten Beweis dafür, dass eine blutdrucksenkende Behandlung, bzw. Blutdrucksenker über mehrere Jahre die Wahrscheinlichkeit, Demenz zu entwickeln, drastisch reduziert. Und wir haben keine Hinweise auf Schäden gesehen.“ Was die Forscher allerdings immer noch nicht wissen ist, ob zusätzliche Blutdrucksenkung bei Menschen mit gesundem Blutdruck oder ein früherer Behandlungsbeginn im Leben das langfristige Demenzrisiko noch weiter verringert. Diese Fragen sollen nun in Folgestudien geklärt werden.
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Internationale Studie Bluthochdruck zwischen 35 und 44 Jahren erhöht das Risiko für Demenz deutlich
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Quellen
- 1. Peters, R., Xu, Y., Fitzgerald, O. et al. (2022). Blood pressure lowering and prevention of dementia: an individual patient data meta-analysis. European Heart Journal.
- 2. George Institute for Global Health (2022). Best evidence yet that lowering blood pressure can prevent dementia (aufgerufen am 26. Oktober 2022)