2. Februar 2022, 20:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Dass Übergewicht zu Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und anderen Leiden führen kann, ist bekannt. Forscher haben nun herausgefunden, dass sich ein erhöhter Körperfettanteil auch auf die kognitive Leistung auswirken kann – und zwar zum Negativen.
Wer übergewichtig ist, hat ein höheres Risiko für Stoffwechselerkrankungen, Arthrose sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der inneren Organe wie Niere, Leber und Gallenblase.1 Doch offenbar kann sich Übergewicht auch negativ auf die Denkfähigkeit auswirken. Das ergab eine neue Studie aus Kanada.
Übersicht
Zusammenhang zwischen Übergewicht und Denkfähigkeit
Ein Forscherteam untersuchte 9189 Erwachsene im Alter zwischen 30 und 75 Jahren (Durchschnittsalter 58). Sie alle hatten keine Vorerkrankung im Bereich Herz-Kreislauf-System. 9166 von ihnen wurden einer bioelektrischen Impedanzanalyse unterzogen, einem Verfahren, das den Körperfettanteil einer Person bestimmt. Bei 6773 führten die Wissenschaftler außerdem ein MRT durch, um mögliche vaskuläre Hirnverletzungen, also Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn, festzustellen. Außerdem maßen sie auf diese Weise das Volumen des viszeralen Fettgewebes, also des Bauchfetts.2
Anschließend absolvierten die Teilnehmer zwei Tests. Überprüft wurden dabei Faktoren wie Aufmerksamkeitsfähigkeit, Konzentration, Kurzzeitgedächtnis, Auge-Hand-Koordination sowie die Fähigkeit, neue Informationen zu lernen und zu nutzen.
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Steigender Körperfettanteil lässt Gehirn „altern“
Das Ergebnis der Studie: Mit zunehmendem Körperfettanteil verarbeiteten die getesteten Personen Informationen langsamer. Ihr Gehirn schien, im Vergleich zu den nicht-übergewichtigen Teilnehmern, „gealtert“ zu sein. In Zahlen ausgedrückt: Für jede Zunahme des Gesamtkörperfettanteils um neun Prozent altert das Gehirn um etwa ein Jahr. Übergewicht wirkt sich demnach negativ auf die Denkfähigkeit aus.
Betroffen sind insbesondere die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Aufmerksamkeit. Diese Bereiche nahmen mit steigendem Fettgehalt ab. Dagegen waren die Gedächtnisleistung und das sprachliche Verständnis nicht betroffen .
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Risiko für Hirnverletzungen steigt
Doch das Forscherteam erkannte nicht nur einen Zusammenhang zwischen Menge und Verteilung von Fettgewebe und den kognitiven Fähigkeiten. Wie die Studie ergab, scheint überschüssiges Körperfett auch das Risiko von Hirnverletzungen zu erhöhen. Das wurde bei den MRT-Untersuchungen deutlich, bei dem auch unerkannte Schlaganfälle und Läsionen im Gehirn sichtbar gemacht werden konnten.
Außerdem stellten die Autoren der Studie noch einmal heraus, dass Übergewicht – egal ob als Gesamtkörper- oder Bauchfett – das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen maßgeblich erhöht. Dazu zählen u. a. zu hoher Blutdruck, sowie die Gefahr, an Diabetes zu erkranken.
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Fazit
„Unsere Ergebnisse sind faszinierend, weil wir zeigen, dass ein gesteigerter Fettanteil nicht nur typische kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck erhöht, sondern auch die Ergebnisse kognitiver Fähigkeiten beeinflusst“, so die Hauptautorin der Studie, Dr. Sonja Anand, Leiterin des Population Health Research Institute an der McMaster University in Hamilton, Ontario (Kanada).3
Doch die Studie hat auch Grenzen. Denn es bleibt unklar, ob ein durch Fettgewebe verursachter Verlust der Verarbeitungsgeschwindigkeit von Dauer ist oder ob eine Gewichtsabnahme den Zustand umkehren könnte.
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Studie Der mögliche Zusammenhang zwischen viszeralem Fett und Alzheimer
Quellen
- 1. Stiftung Gesundheitswesen. Adipositas. (aufgerufen am 2.2.2022)
- 2. Anand S.S., Friedrich M.G., Lee DS. et al. (2022.) Evaluation of Adiposity and Cognitive Function in Adults. JAMA Network Open.
- 3. Population Health Research Institute. (2022). Body fat and cognitive function.