20. Februar 2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Selbst eine milde Coronainfektion hat laut Forschern negative Auswirkungen auf die Herzgesundheit. Die neusten Erkenntnisse gelten erschreckenderweise auch für junge Leute.
Inwieweit Covid-19 Lunge und Atemwege schädigt, gilt mittlerweile als gründlich erforscht. Vergleichsweise neu ist die Erkenntnis, dass Corona offenbar die Herzgesundheit nachhaltig angreift – mit potenziell dauerhaften Auswirkungen. Davon berichten nicht nur jüngere Studien, sondern auch zwei Forscher der Columbia University in ihrer Präsentation auf dem 67. Annual Biophysical Society Meeting in San Diego, Kalifornien. Sie konnten nachweisen, auf welche Weise eine Infektion das Herz schädigt.
Übersicht
55 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Herzprobleme
Bereits frühere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass Menschen nach einer durchgemachten Infektion ein zu 55 Prozent höheres Risiko aufweisen, Herzprobleme zu entwickeln, heißt es in einer Forschungsmitteilung.1 Dazu zählen Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen des Herzmuskels. Solche Fälle wurden bereits zu Pandemie-Beginn beobachtet (FITBOOK berichtete). Und: Todesfälle durch Herzinfarkte stiegen mit jeder neuen Welle stark an – insbesondere unter den 25- bis 44-Jährigen, einer normalerweise risikoarmen Bevölkerungsgruppe. Wie kommt es dazu? Genau dieser Frage sind der Kardiologe Prof. Andrew Marks und sein Kollege Dr. Steven Reiken bei ihren Untersuchungen nachgegangen, indem sie Herzgewebe von verstorbenen Patienten untersuchten. Dabei sind ihnen Anomalien aufgefallen.
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Wie Corona den Herzschlag verändert
Das Team beobachte einen Anstieg des oxidativen Stresses (schädliche Produktion instabiler Moleküle) und vermehrte Entzündungssignale. Außerdem Veränderungen des Kalziums, genauer nachteilige Veränderungen an einem Protein namens RyR2, welches für die Regulierung des Kalziumionenspiegels des Herzens verantwortlich ist. Alle Muskeln, einschließlich der Herzmuskeln, sind auf Kalzium angewiesen, um sich zusammenzuziehen. Muskelzellen speichern Kalzium und setzen es bei Bedarf frei. Ohne Kalzium also kein Herzschlag. Bei einigen Krankheiten, wie Herzinsuffizienz, bleibt der Kanal offen. Das leert den Kalziumspeicher und schwächt letztendlich den Muskel, was sich negativ auf den Herzschlag auswirkt und Arrhythmien auslöst. So kommt übrigens ein ungewöhnlich schneller Herzschlag bei Genesenen häufig vor. Und tatsächlich konnten die beiden Forscher besagte Fehlregulationen bei den verstorbenen Corona-Patienten feststellen.
Untersuchungen am Mausmodell bestätigten den Verdacht
Um die Auswirkungen von Corona auf die Herzgesundheit weiter zu untersuchen, infizierten Marks und Reiks Mäuse mit dem Coronavirus. Auch bei den Nagern beobachteten sie Veränderungen im Herzgewebe, darunter Infiltration von Immunzellen, Kollagen-Ablagerung (Hinweis auf eine Verletzung), Tod von Herzzellen und Blutgerinnsel. Dabei fanden sie Muster, die mit den infizierten menschlichen Herzen übereinstimmten, heißt es weiter. Darunter Marker für Kardiomyopathie. Diese machen es dem Herzen schwerer, Blut in den Körper zu pumpen, was schließlich zu Herzversagen führen kann.
Corona und Herzgesundheit müssen zusammen gedacht werden
Die beiden Forscher hoffen, mit ihren Erkenntnissen der Lösung des „Corona-Puzzles“ ein Stück näher gekommen zu sein. So erklärt Marks abschließend: „Je mehr Bewusstsein wir für bestimmte Aspekte einer Krankheit schaffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Versorgung der Patienten verbessert. Und Ärzte sollten sich der Herzveränderungen im Zusammenhang mit COVID-19-Infektionen bewusst sein und gezielt danach suchen.“
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Quellen
- 1. Biophysical Society (2023). How COVID-19 can impact the heart (aufgerufen am 20. Februar 2023)