28. Juni 2022, 17:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Außentemperatur spielt laut einer neuen Studie Einfluss eine wichtige Rolle im Kampf gegen Fettleibigkeit. Ist es kühler, wird ein bestimmtes Molekül produziert, das Entzündungen im Körper reduziert und sich somit positiv auswirkt.
Geht es ums Wetter, empfinden viele die Wärme als angenehm. Doch haben kühle Außentemperaturen einen positiven Einfluss im Kampf gegen Fettleibigkeit. Forscher des Joslin Diabetes Center und des Brigham and Women’s Hospital fanden jetzt heraus, dass bereits bei einer Temperatur zwischen 4 und 10 Grad Prozesse im Körper in Gang gesetzt werden, welche durch Fettleibigkeit verursachte Entzündungen reduzieren und somit die Stoffwechselaktivitäten verbessern. Es braucht für diesen Effekt also keine klirrende Kälte – das berühmte „deutsche Schmuddelwetter“ tut’s auch.
Inhaltsverzeichnis
Untersuchung mit übergewichtigen Mäusen
Die Wissenschaftler fütterten Mäuse so lange mit einer typischen fettreichen, westlichen Ernährung, bis sie stark übergewichtig waren. Nachdem sie die Tiere einer Umgebung von etwa 4,4 Grad Celsius ausgesetzt hatten, beobachteten die Forscher, dass sich ihre Insulinsensitivität sowie ihr Glukosestoffwechsel verbesserte. Auch verloren die Nager an Gewicht. Ebenso bemerkten die Wissenschaftler eine deutliche Verbesserung ihrer Entzündungswerte. Bei der Vergleichsgruppe, die in ihrer gewohnt warmen Umgebungstemperatur verbleiben durften, blieb dagegen alles beim Alten. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Nature Metabolism“ veröffentlicht.1
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Entzündungen im „braunen Fettgewebe“ reduzieren sich
Das Team entdeckte daraufhin, dass sich die wesentlichen Prozesse im sogenannten „braunen Fettgewebe“ abspielten. Dieses ist in der Lage, Moleküle abzusondern, die mit anderen Geweben kommunizieren. Deshalb wird es auch als „gutes Fett“ bezeichnet, denn es hilft, gespeicherte Energie abzubauen und den Stoffwechsel zu regulieren, was schließlich zu Gewichtsverlust führt. „Wir fanden heraus, dass braunes Fett bei Kälte das Molekül Maresin 2 produziert, das Entzündungen systemisch abbaut und zudem Leberschäden reduziert“, erklärt Studienautor Matthew Spite in einer Mitteilung des Joslin Diabetes Center.2
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Wie die richtige Außentemperatur im Kampf gegen Fettleibigkeit hilft
Besagte Entzündung spielen eine bedeutende Rolle bei starkem Übergewicht. „Umfangreiche Beweise deuten darauf hin, dass Adipositas und metabolisches Syndrom mit chronischen Entzündungen verbunden sind“, erklärt Mitautor Yu-Hua Tseng. Diese begünstigen eine systemische Insulinresistenz und damit Diabetes. Mithilfe einer niedrigeren Außentemperatur lassen sich die gefährlichen Entzündungen unterbrechen, was wiederum Fettleibigkeit verhindert. „Wir entdeckten auch, dass Kälteeinwirkung den Stoffwechsel verbesserte. Diese Ergebnisse deuten auf eine bisher unerkannte Funktion des braunen Fettgewebes bei der Förderung der Auflösung von Entzündungen bei Fettleibigkeit hin.“
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Unter 10 Grad Celsius wird braunes Fettgewebe aktiv
Was für die Mäuse gilt, gilt übrigens auch für Menschen. So konnten bereits frühere Studien nachweisen, dass schon Temperaturen von 10 Grad Celsius das braune Fettgewebe aktivieren. Die Mechanismen dahinter sind noch unklar, allerdings scheint das Molekül Maresin 2 eine bedeutende Rolle zu spielen. Das Molekül selbst wird jedoch im Körper schnell abgebaut. Tseng und Kollegen suchen nach einer Möglichkeit, Maresin 2 so zu stabilisieren, dass es als Therapie für Patienten mit Fettleibigkeit, Stoffwechselerkrankungen oder chronischen Entzündungen angewandt werden kann. Bis dahin heißt es, auch im Herbst und Winter möglichst oft vor die Tür zu gehen.
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Mithilfe eines körpereigenen Proteins Forscher entdecken vielversprechende Therapie-Möglichkeit von Fettleibigkeit
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Quellen
- 1. Sugimoto, S., Mena, H.A., Sansbury, B.E., et al. (2022). Brown adipose tissue-derived MaR2 contributes to cold-induced resolution of inflammation, Nature Metabolism.
- 2. Joslin Diabetes Center (2022): Cold temps may help to combat obesity and related metabolic diseases by reducing inflammation, researchers find. (aufgerufen am 28. Juni 2022)