31. August 2021, 14:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
US-Forscher haben einen weiteren Faktor entdeckt, wie sich Schlaf auf die Gehirngesundheit im Alter auswirkt. So scheint Schlafmangel die Produktion eines bestimmten Proteins anzukurbeln, welches mit der Entstehung von Demenz in Verbindung gebracht wird.
Wer dauerhaft zu wenig schläft, hat bekanntlich Probleme, sich zu konzentrieren, zu erinnern oder komplexe Aufgaben zu lösen. Kognitive Einschränkungen, die sich mit den Jahren weiter verstärken, wie Forscher schon länger beobachten. Ebenso, dass ein schlechter Schlaf im Alter bereits ein erstes Anzeichen für Demenz sein kann. Eine Studie der Stanford Universität ist deshalb der Frage nachgegangen, inwieweit ausreichend Schlaf die Produktion eines Proteins namens Beta-Amyloid in Schach hält, welches als Marker für Demenz und damit auch für Alzheimer gilt.
Überblick
Untersuchung mit 4417 älteren Personen
Die Wissenschaftler befragten und untersuchten 4417 Frauen und Männer mit einem Durchschnittsalter von 71,3 Jahren. Die Probanden stammten aus den USA, Japan, Kanada und Australien. Auffällig: Fast alle Frauen und Männer, die angaben, sechs Stunden und weniger pro Nacht zu schlafen, wiesen höhere Beta-Amyloid-Werte im Gehirn auf als „Normalschläfer“ (sieben bis acht Stunden). Gleichzeitig schnitten sie in Orientierungs-, Aufmerksamkeits-, Sprach- oder Gedächtnistestes wesentlich schlechter ab, heißt es in der Fachzeitschrift „Jama“ veröffentlichen Studie.1 Für die Studienautoren heißt dies, das bei den betroffenen Probanden bereits eine leichte Demenz vorliegt.
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Was es mit dem „Demenz-Protein“ Beta-Amyloid auf sich hat
„Beta-Amyloid oder Amyloid-β ist ein Protein, das während der normalen Gehirnzellaktivität gebildet wird, obwohl wir uns seiner Funktion immer noch nicht sicher sind“, erklärt Studienleiter Joe Winer gegenüber dem US-Nachrichtensender „CNN“.2 Das heißt, auch ein gesundes Gehirn produziert das Protein. Problematisch kann es werden, wenn der Beta-Amyloid-Spiegel außer Balance gerät. „Bei der Alzheimer-Krankheit beginnen sich Amyloid-β-Proteine im gesamten Gehirn aufzubauen. Amyloid-Plaques treten mit zunehmendem Alter häufiger auf, doch bleiben viele Menschen mit starken Ansammlungen lange gesund“, erklärt der Mediziner weiter. „So weisen ungefähr 30 Prozent der gesunden 70-Jährigen erhebliche Mengen von Amyloid-Plaques auf.“
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Wie Schlaf das Beta-Amyloid-Protein hemmt und somit vor Demenz schützt
Bei Alzheimer und Demenz sterben vor allem jene Gehirnzellen ab, die Informationen abrufen, verarbeiten und speichern. Wissenschaftler nehmen an, dass die massenhafte Ansammlung von Beta-Amyloid-Proteinen die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen stört, was zu ihrem Tod führt. Schlaf kann offenbar dazu beitragen, die Produktion des „Demenz-Proteins“ zu bremsen. Doch baut sich Beta-Amyloid über viele Jahre auf. Lange, bevor sich überhaupt Symptome zeigen. „Das zeigt uns, wie wichtig es ist, bis ins hohe Alter hinein einen gesunden Schlaf aufrechtzuerhalten“, fasst Winer seine Haupterkenntnis zusammen.
Schlafen kann man übrigens „lernen“. FITBOOK hat 12 Experten-Tipps zusammengetragen, welche in kurzer Zeit die Schlafqualität verbessern.
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Die Balance macht’s – auch zu viel Schlaf schadet Gehirn und Psyche
Superlangschläfer (neun Stunden und mehr) sollten sich keineswegs auf der sicheren Seite fühlen. Denn auch bei ihnen entdeckten die Wissenschaftler kognitive Probleme – wenn gleich auch keinen Anstieg von Beta-Amyloid. „Genau wie die Menschen, die zu wenig schlafen, neigen Vielschläfer zu Übergewicht und Depressionen“, warnt Studienleiter Winer. „Dies deutet darauf hin, dass sowohl zu kurzer als auch zu langer Schlaf krank machen kann.“
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Quellen
- Winer RJ, Deters KD, Kennedy G, et. al. Association of Short and Long Sleep Duration With Amyloid-β Burden and Cognition in Aging. Jama. (2021)
- CNN. Find your sleep ’sweet spot‘ to protect your brain as you age, study suggests. (2021)