7. Juli 2023, 4:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer regelmäßig Sport treibt, der fördert seine Gesundheit. Insbesondere Ausdauersport werden viele positive Aspekte nachgesagt. Nun fanden Forscher heraus, welch unglaubliche Wirkung Cardio-Training auf das Erkrankungsrisiko und die Mortalität durch Darm-, Lungen- und Prostatakrebs hat.
Sport im Allgemeinen gilt als eine der effektivsten Methoden, um körperlich fit zu bleiben, Stress abzubauen und chronischen Krankheiten vorzubeugen. Doch sportliche Aktivitäten schützen nicht nur vor Übergewicht, Diabetes sowie Muskel- und Knochenabbau. Auch die Psyche profitiert davon. So hat Sport nachweislich positive Einflüsse bei Depressionen und kann helfen, diesen vorzubeugen.1 Dabei hat jede Sportart andere Benefits. Kraftsport beispielsweise schützt insbesondere im höheren Alter vor Muskelschwund und Osteoporose. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine bessere Ausdauer mit einem geringeren Risiko verbunden ist, an häufigen Krebsarten bei Männern zu sterben.
Übersicht
Viele empfinden Ausdauersport als langweilig
Mittlerweile hat man das Gefühl, dass Krafttraining im Fitnessstudio vielen Ausdauersportarten den Rang abgelaufen hat. Denn mit Gewichten kann man ideal seinen Körper formen und stärken. Zudem drücken sich viele Menschen vor monotonen Ausdauersportarten wie dem Joggen oder Rennradfahren. Es wird oft als langweilig und zeitaufwendig angesehen. Es gibt aber gute Gründe, mindestens einmal pro Woche eine Ausdauertrainingseinheit einzulegen. Dadurch stärkt man nämlich das Herzkreislaufsystem, regt den Stoffwechsel (insbesondere die Fettverbrennung) an und profitiert im Alltag von einer besseren Grundausdauer. Doch nicht nur das: Ein höheres Maß an Ausdauer-Fitness ist mit einem geringeren Risiko verbunden, an Lungenkrebs, Prostatakrebs oder Darmkrebs zu sterben. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie aus Schweden, die im „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde.2
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Ablauf der Studie
Forscher der GIH (Schwedische Hochschule für Sport- und Gesundheitswissenschaften) in Stockholm haben die Daten von 177.709 schwedischen Männern im Alter von 18 bis 75 Jahren über einen Zeitraum von rund zehn Jahren untersucht. Ziel war es, die kardiorespiratorische Fitness* der Männer mit ihrem Risiko, an Lungen-, Dickdarm– und Prostatakrebs zu erkranken oder daran zu sterben, zu vergleichen. Diese drei Krebserkrankungen sind die häufigsten bei Männern.
*Die kardiorespiratorische Fitness (CRT) ist die Fähigkeit, den Körper über Atmung und Blutkreislauf mit Sauerstoff zu versorgen. Diese kann über regelmäßiges Ausdauer-Training wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen verbessert werden.
Um die kardiorespiratorische Fitness der Teilnehmer zu ermitteln, maßen die Forschenden den VO2max-Wert, die maximal mögliche Sauerstoffaufnahme bei Belastung. Dafür mussten die Männer sechs Minuten lang auf einem Ergometer radeln und dabei eine konstante Herzfrequenz anstreben. Diese wurde dann zur Berechnung des V02max-Werts verwendet.
Während des Untersuchungszeitraums erkrankten 499 Männer an Darmkrebs, 283 an Lungenkrebs und 1918 an Prostatakrebs. Außerdem kam es zu 152 Todesfällen durch Darmkrebs, 207 Todesfälle wegen Lungenkrebs und 141 starben an Prostatakrebs.
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Zusammenhang zwischen CRF und Krebsrisiko
Die Männer mit der höchsten kardiorespiratorischen Fitness hatten ein deutlich geringeres Risiko, an Lungen-, Dickdarm- oder Prostatakrebs zu sterben. Ein geringeres Risiko für den Tod durch Dickdarm- und Prostatakrebs hatten auch Männer mit mäßiger und moderater CRF – im Vergleich zu ihren Altersgenossen mit den niedrigsten Fitnesswerten.
Teilnehmer mit höherer CRF hatten auch ein geringeres Risiko, überhaupt an Lungen- oder Dickdarmkrebs zu erkranken. Hier zeigten die Daten allerdings, dass sie ein leicht erhöhtes Prostatakrebsrisiko hatten.
Die kardiovaskuläre Gesundheit ist laut den Forschern somit nicht nur für die Vorbeugung von Herzerkrankungen wichtig, sondern scheint auch schützende Wirkung bzgl. einiger Krebsarten zu haben. Regelmäßigen Ausdauer-Training kann den VO2max verbessern und mehr körperliche Aktivität, insbesondere bei höherer Intensität, könnte dazu beitragen, tödliche Erkrankung zu verhindern.
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Israelische Studie zeigte: Ausdauersport kann Krebsrisiko um bis zu 72 Prozent senken
Zuvor hatten auch Forscher aus Israel schon herausgefunden, dass Ausdauersport einen positiven Effekt auf das Krebsrisiko, insbesondere auf die Ausbreitung von Krebs in Form von Metastasen, hat.3 Es war die weltweit erste Studie, die den Einfluss von sportlicher Aktivität auf die inneren Organe untersucht hat. Denn gerade dort finden Metastasen statt. Das heißt: Krebszellen breiten sich im Körper von dem Ursprungsort aus und befallen weitere Organe wie Lunge, Leber oder Lymphknoten. Um dies zu erforschen, hatten Wissenschaftler von der Tel Aviv-Universität zunächst Experimente an Mäusen durchgeführt. Nachdem ihnen Krebszellen injiziert wurden, mussten die Mäuse ein strenges Trainingsprogramm absolvieren. Die Auswertung der Daten ergab, dass Ausdauer-Training die Ausbreitung von Metastasen im Körper der Tiere verlangsamte.
Im zweiten Teil der Studie analysiert man Daten von 3000 Menschen, die über 20 Jahre lang beobachtet wurden. Die Auswertung ergab, dass körperliche Aktivität im geringen Maße Einfluss auf das Auftreten von Krebs im Frühstadium hat. Allerdings stellte sich heraus, dass die Wahrscheinlichkeit für Krebs im fortgeschrittenen Stadium mit weit entwickelten Metastasen bei sportlich aktiven Menschen deutlich sinkt.
Ausdauersport entzieht dem Krebs die Energiequellen
Laut den Forschern erhöhen Ausdaueraktivitäten wie schnelles Gehen, Laufen, Schwimmen oder Radfahren den Glukoseverbrauch der inneren Organe. Dadurch sinkt die Verfügbarkeit von Energie für den Tumor, um wachsen zu können „Wir vermuten, dies liegt daran, dass die Organe mit den Muskeln um Zucker-Ressourcen konkurrieren müssen, die dafür bekannt sind, bei körperlicher Anstrengung große Mengen an Glukose zu verbrennen“, erklärt einer der Studienleiter, Professor Carmit Levy. Denn Krebszellen benötigen Energie aus Glukose, um wachsen und Metastasen bilden zu können.
„Die Untersuchung der inneren Organe in unserer Studie hat gezeigt, dass Bewegung den ganzen Körper verändert, sodass sich der Krebs nicht ausbreiten kann und selbst der Primärtumor kleiner wird“, fasst Prof. Levy die Studienergebnisse zusammen. Somit konnte erstmals gezeigt und erklärt werden, wie Sport – und insbesondere Ausdaueraktivitäten – vor der Ausbreitung von Krebs im Körper schützen können.
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Quellen
- 1. Schuch , F.B., Stubbs, B. (2019). The Role of Exercise in Preventing and Treating Depression. Current Sports Medicine Reports.
- 2. Ekblom-Bak, E., Bojsen-Møller, E., Wallin, P. et al. (2023). Association Between Cardiorespiratory Fitness and Cancer Incidence and Cancer-Specific Mortality of Colon, Lung, and Prostate Cancer Among Swedish Men. JAMA Netw Open.
- 3. Sheinboim, D., Parikh , S., Manich, P. et al. (2022). An exercise-induced metabolic shield in distant organs blocks cancer progression and metastatic dissemination. Cancer Research.