1. Januar 2022, 7:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele Deutsche nehmen zu viel Aluminium auf, vor allem durch Kosmetika wie Deo und Zahnpasta. Auch in zahlreichen Lebensmitteln stecken hohe Anteile des Leichtmetalls. Davor warnt auch eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung. FITBOOK fasst zusammen, was die Experten herausgefunden haben und wie man sich vor zu viel Aluminium schützen kann!
In hohen Dosen ist Aluminium schädlich für den Körper – doch nicht immer ist Verbrauchern klar, worüber genau das Leichtmetall in den Körper gelangt. Ein Forscherteam des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist in einer 2019 im Fachmagazin „Archives of Toxicology“ veröffentlichten Studie dieser Frage nachgegangen und bewertet die Gesamtbelastung der deutschen Bevölkerung mit Aluminium.1
Übersicht
Worüber wird Aluminium aufgenommen?
Wie die Studie zeigt, steckt Aluminium in relevanten Mengen in Lebensmitteln, besonders in Tee, Kaffee, Schokolade. Aber auch in Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten oder Apfelsaft, der in unbeschichteten Alutanks gelagert wurde. Was es überraschenderweise richtig in sich hat: Laugenbrezeln. Die kommen nach dem Bad in der Lauge oftmals auf aluminiumbeschichtete Backbleche. Beim Backen wandert das Leichtmetall dann vom Blech ins Gebäck. Die Experten vom BfR warnen, dass alleine 50 Prozent der tolerierbaren wöchentlichen Menge an Aluminium über Lebensmittel aufgenommen werde.
Vorsicht geboten ist zudem bei der Verwendung unbeschichteter Aluminiumschalen oder -Backbleche. Diese sogenannten Lebensmittel-Kontaktmaterialien übertragen das Leichtmetall auf Lebensmittel, wie das Beispiel mit den Brezeln zeigt. Schließlich schätzten die Wissenschaftler auch die Aufnahmemenge ab durch Kosmetika wie Lippenstifte, Zahnpasta, schweißhemmenden Deos, Sonnenschutzmitteln und aus Impfstoffen.
Was ist das Problem mit Aluminium?
In der Regel wird das meiste aufgenommene Aluminium vom Körper wieder ausgeschieden. Bei Menschen mit Nierenbeeinträchtigung oder bei Überschreitung der empfohlenen Dosis an Aluminium, lagert sich das Leichtmetall jedoch schnell an. Und ist Aluminium erst mal im Körper gespeichert, dauert es sehr lange, bis es wieder ausgeschieden wird – und ist in der Zwischenzeit schädlich für den Körper.
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Warum ist Aluminium schädlich für den Körper?
Die Experten des BfR warnen, dass eine zu hohe Aufnahme an Aluminium über einen längeren Zeitraum Entwicklungsstörungen des Gehirns und der Motorik auslösen kann. Aluminium-Verbindungen sind zudem schädlich für Leber, Niere und Knochen. Darüber hinaus kann eine zu hohe Aufnahme des Leichtmetalls entzündliche Effekte oder oxidativen Stress in den Zellen auslösen, was diese nachhaltig schädigt. Schließlich ist der Stoffwechsel der Zellen gestört, diese können sich daher nicht mehr ausreichend mit Energie versorgen. Das führt laut der Experten zum Absterben der Zellen.
Erhöht Aluminium in Deos das Risiko für Brustkrebs?
In einem Punkt geben die Wissenschaftler gewissermaßen Entwarnung: „Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium aus Antitranspirantien (schweißhemmende Deos, Anm. d. Red.) und der Entstehung von Brustkrebs konnte wissenschaftlich bisher nicht belegt werden“, heißt es auf der Webseite des BfR. Selbst in Tierversuchen an Mäusen sei bei hohen Dosen keine Tumorbildung beobachtet worden.
Allerdings wiesen Brustgewebe und –sekret von Brustkrebs-Patientinnen in verschiedenen Studien mehr Aluminium auf als im Gewebe gesunder Frauen. Es bleibt jedoch unklar, ob der erhöhte Aluminiumgehalt Ursache oder Folge der Erkrankung ist.2,3 Letztlich ist die Datenlage zu dem Thema immer noch erstaunlich widersprüchlich. Laut BfR stellt der Gebrauch aluminiumhaltiger Deos nach aktuellem Erkenntnisstand wahrscheinlich keinen Risikofaktor für die Ausbildung von Brustkrebs dar. Auch sei – nach derzeitigem Kenntnisstand – kein Zusammenhang zu erkennen zwischen Alzheimer und der Aufnahme von Aluminium.
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Wer ist besonders gefährdet, zu viel Aluminium aufzunehmen?
Alles in allem kann laut dem BfR die empfohlene Aufnahmemenge an Aluminium in allen Bevölkerungsgruppen überschritten werden. Als besondere Risikogruppen nennen die Forscher:
- Säuglinge und Kleinkinder, die mit sojabasierter, laktosefreier oder hypoallergener Nahrung gefüttert werden. Das BfR rät, Säuglinge bis zum sechsten Monat ausschließlich zu stillen und anschließend normale Kost zuzufüttern
- Kinder zwischen drei und zehn Jahren, die sich sehr häufig durch Mahlzeiten aus Aluschalen oder in Alufolie verpackte Lebensmittel ernähren
- Jugendliche und Erwachsene, die häufig Antitranspirantien und aluminiumhaltige, weißende Zahncreme benutzen und häufig Nahrung aus Aluschalen zu sich nehmen
- Junge, schwangere Frauen könnten durch häufige Verwendung von aluminumhaltiger Kosmetika das ungeborene Kind schädigen, denn über die Haut aufgenommenes Aluminium kann die Plazenta durchdringen
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Wie kann man das Aluminium-Risiko senken?
Bei Lebensmitteln empfehlen die Wissenschaftler des BfR, auf Abwechslung und Vielfalt zu achten. So ließen sich einseitige Belastungen durch gesundheitsschädliche Stoffe vorbeugen, mit denen vereinzelt in Lebensmitteln gerechnet werden müsse.
Empfehlenswert ist auch bei Kosmetika ein abwechslungsreicher Gebrauch verschiedener Produkte. Weiterhin kann das Aluminium-Risiko gesenkt werden, wenn keine aluminiumsalzhaltigen Deos benutzt werden. Mittlerweile ist das Angebot gut wirksamer aluminiumfreier Deos sehr groß.
Neben Anti-Schweiß-Deos kann der Gebrauch weißender Zahnpasta erheblich zur Gesamtmenge an aufgenommenem Aluminium beitragen. Am besten verzichtet man darauf oder reduziert den Gebrauch erheblich. Vorsicht auch bei Cremes mit Alu, die auf geschädigte Haut aufgetragen werden sollen, beispielsweise nach der Rasur oder bei einem Sonnenbrand.
Leicht vermeidbar ist der Gebrauch von Alu-Schalen, beispielsweise zum Grillen, und Alufolie. Säure und Salze der darin eingewickelten Lebensmittel lösen das enthaltene Aluminium sehr leicht. Dazu zählen zum Beispiel aufgeschnittene Äpfel, Tomaten, Rhabarber, Salzheringe, mariniertes Fleisch oder Käse.
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Quellen
- 1. Tietz, T., Lenzner, A., Kolbaum, A.E. et al. Aggregated aluminium exposure: risk assessment for the general population. Arch Toxicol 93, 3503–3521 (2019).
- 2. Dana K. Mirick, Scott Davis, David B. Thomas, Antiperspirant Use and the Risk of Breast Cancer, JNCI: Journal of the National Cancer Institute, Volume 94, Issue 20, 16 October 2002, Pages 1578–1580
- 3. Ogoshi K, Yanagi S, Moriyama T, Arachi H. Accumulation of aluminum in cancers of the liver, stomach, duodenum and mammary glands of rats. J Trace Elem Electrolytes Health Dis. 1994 Mar;8(1):27-31. PMID: 7804026.