4. Juni 2020, 17:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, gelten seit einigen Wochen bekanntlich bestimmte Abstands- und Hygieneregeln. Die Maßnahmen haben Früchte getragen – womöglich auch was das Aufkommen anderer Infektionskrankheiten betrifft.
Es gab und gibt nicht nur Befürworter der Verhaltensregeln und Kontaktbeschränkungen, die zum Schutz vor Corona durch die Bundesregierung verhängt wurden. Tatsächlich haben sie aber bewirkt, dass sich das Virus Sars-CoV-2 zumindest langsamer ausbreitet – und womöglich ist es den „Corona-Beschränkungen“ auch zu verdanken, dass sich weniger Menschen mit beispielsweise Erregern von Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen anstecken.
Kürzere Grippewelle, weniger Atemwegserkrankungen
So sei die Grippewelle 2020 wesentlich kürzer ausgefallen als gewöhnlich. Das geht aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.
Ebenso soll es weniger Atemwegserkrankungen gegeben haben. Das erklärt das RKI in seinem Web-Portal „GrippeWeb“, einem Online-Nachschlagewerk zur Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland. Laut der Behörde könnten die Schließungen von Schulen und Kitas zu einer „deutlichen Reduzierung“ von akuten Atemwegserkrankungen mit oder ohne Fieber beigetragen haben, vor allem in jüngeren Altersgruppen.
Weniger Ansteckungen mit Norovirus
Offenbar wurden pro Woche auch deutlich weniger Erkrankungen mit dem Norovirus als in vergleichbaren Zeiträumen in den vergangenen Jahren gemeldet. Das erklären die Landesratsämter verschiedener Landkreise, wie etwa die „Augsburger Allgemeine“ zusammenfasst. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen könnten sich Durchfallerreger weniger ausgebreitet haben.
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Gab es weniger Krankheiten – oder nur weniger Meldungen?
Möglich also, dass das 1,5m-Abstandsgebot sowie die regelmäßige Nutzung von Desinfektionsmitteln die Verbreitung verschiedener Infektionskrankheiten eingedämmt hat. Was aber ebenso sein kann: dass Erkrankungen schlichtweg weniger untersucht und gemeldet wurden. FITBOOK berichtete bereits im April darüber, dass aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus viele Patienten einen Arztpraxis- oder Klinikbesuch mieden, auch wenn womöglich Behandlungsbedarf bestand.
Besonders fatal: Selbst schwere Krankheiten könnten durch diesen Trend unentdeckt bzw. unbehandelt bleiben. Dazu hatte sich u.a. Siegfried Hasenbein geäußert, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft in München. „Wir stellen fest, dass Diagnosen wie Schlaganfallverdacht, Herzinfarkt oder Blinddarmentzündung deutlich nachgelassen haben“, so Hasenbein damals.
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„So oder so: Dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes die Verbreitung von Tröpfchen und somit die Ansteckung mit Krankheiten verhindern kann, wurde bereits in Studien bestätigt. Auch ist häufiges Händewaschen keine schlechte Idee, genauso wenig wie Abstand halten zu möglicherweise Erkrankten – ganz unabhängig davon, wie sich die aktuellen Corona-Beschränkungen wirklich auf andere Infektionskrankheiten ausgewirkt haben.“–