9. November 2024, 7:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Ob für ältere Personen, zum Pendeln oder die Alpenüberquerung – E-Bikes sind schwer gefragt. Welche unterschiedlichen Arten es gibt, ob das Fahren wirklich fit macht und was beim Kauf zu beachten ist, lesen Sie hier.
Kritiker verspotten E-Bikes als Fortbewegungsmittel für Faule, Befürworter argumentieren hingegen, elektrisch unterstützte Fahrräder würden Sportmuffeln den Einstieg in einen gesunden Lebensstil erleichtern und auch älteren Menschen längere Fahrradtouren ermöglichen. FITBOOK erklärt, für wen sich die Anschaffung eines E-Bikes wirklich lohnt und was sonst noch wichtig ist.
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Übersicht
Welche unterschiedlichen Arten von E-Bikes gibt es?
Jedes Fahrrad, das mit einem Elektromotor ausgestattet ist, wird als E-Bike bezeichnet. Allerdings gibt es verschiedene Klassifizierungen von E-Bikes. Man unterscheidet zwischen sogenannten Pedelecs (Pedal Electric Cycle), E-Bikes mit Gasgriff und S-Pedelecs. Allerdings: Rund 95 Prozent aller hierzulande verkauften E-Bikes sind Pedelecs.
Pedelecs
Diese Räder haben einen elektronischen Hilfsmotor von maximal 250 Watt, der die Trittbewegung des Fahrrads bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt. Bei höherem Tempo schaltet sich der Hilfsmotor automatisch ab, was Sie aber nicht davon abhält, weiterhin fleißig in die Pedale zu treten. Nur Pedelec-Bikes fallen in die Kategorie der normalen Fahrräder, weshalb Radwege auch innerorts ganz normal genutzt werden können. Eine Helmpflicht gibt es für diese Art von E-Bikes nicht.
E-Bikes mit Gasgriff
Bei dieser Art von Elektro-Fahrrad kann der Hilfsmotor manuell mittels Gasgriffs eingeschaltet werden. Hierbei kann eine Geschwindigkeit von maximal 20 km/h erreicht werden. Rechtlich gesehen handelt es sich bei dieser Art von E-Bike aber um ein Leichtmofa handelt. Bedeutet: Vor der Nutzung müssen Sie eine kurze theoretische und praktische Prüfung ablegen. Besitzer des üblichen Autoführerscheins der Klasse B, sind hiervon aber befreit.
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S-Pedelecs
Bei diesem Elektro-Fahrrad handelt es sich um eine Mischform der zuvor genannten E-Bike-Varianten mit einer Motorleistung von bis zu 500 Watt. Wie bei den Pedelecs springt der Motor nur unterstützend und bei gleichzeitigem Treten an. Mit bis zu 45 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit allerdings deutlich höher als bei klassischen E-Bikes, weshalb Sie einen Helm tragen müssen. Darüber hinaus muss man zur Nutzung mindestens 16 Jahre alt sein und eine Fahrerlaubnis der Klasse M, eine Betriebserlaubnis (erhält man beim Kraftfahrtbundesamt) sowie eine Versicherung (Kosten: ca. 35-70 Euro pro Jahr) für das Fahrrad besitzen.
Übrigens: Elektromotoren werden mittlerweile in nahezu allen Fahrradtypen verbaut. Das führt dazu, dass sie mal unter dem Sattel, mal am Hinterrad montiert sind – je nach Fahrrad-Art eben. Für die Nutzung macht das allerdings keinen großen Unterschied.
Wird man beim E-Bike-Fahren fit?
Gegner von E-Bikes argumentieren häufig, dass durch den Hilfsmotor sämtliche Trainingseffekte des Fahrradfahrens verloren gehen. Aber stimmt das überhaupt? Nein! Mehrere Studien haben zwar wenig überraschend bestätigt, dass die Trainingsintensität bei E-Bikes geringer ausfällt.1 Jedoch kamen dieselben Forscher zu dem Ergebnis, dass gerade untrainierte Personen ihre Fitness signifikant verbessern konnten. Demnach sind E-Bikes vor allem für Menschen eine sinnvolle Investition, die sich bisher nicht zum Sport aufraffen konnten.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine aktuelle Studie der medizinischen Hochschule Hannover.2 Für die Studie hat das Forscher-Team zwischen 2017 und 2020 die Daten von 1250 Pedelec-Fahrern und 629 Nutzern herkömmlicher Fahrräder ausgewertet. Dabei wurden die Fahrerer aber nicht nur befragt. „In unserer Studie haben wir 58.833 Fahrten von E-Bikern und Radfahrern analysiert und jeweils die Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten gemessen“, so Studienleiter Prof. Dr. Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin in einer Pressemitteilung.3 Die Ergebnisse:
- Muskeln und Herz-Kreislaufsystem wurden beim Pedelecfahren nahezu genauso gefordert wie beim herkömmlichen Fahrradfahren.
- Das Auto wurde häufiger zugunsten des Pedelecs stehen gelassen.
- Älteren, übergewichtigen und weniger trainierten Menschen wurde der Einstieg in mehr körperliche Aktivität erleichtert.
- E-Biker waren rund 135 Minuten pro Woche unterwegs.
- Insgesamt reduzieren E-Biker ihr Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um über 40 Prozent. Auch das Risiko einer Krebs- oder Diabeteserkrankung sinkt mit zunehmender Aktivität.
Wie viel Bewegung ist aus gesundheitlicher Sicht zu empfehlen?
Regelmäßige Bewegung, auch bei niedriger Intensität, ist bekanntlich gut für die Gesundheit. So werden unter anderem die Durchblutung gefördert, der Blutzuckerstoffwechsel positiv beeinflusst und insgesamt das Risiko für Herzkreislauferkrankungen gesenkt. Aus diesem Grund empfiehlt die WHO mindestens 21 Minuten Bewegung pro Tag. In der „Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung“ wird Erwachsenen folgendes Mindestmaß an Bewegung empfohlen:
- 150 Minuten aerobe körperlicher Aktivität mit moderater Intensität pro Woche, also z.B. schnelles Gehen, Walking, langsames Laufen, Radfahren, ruhiges Schwimmen sowie langsame Ballspiele
- Alternativ 75 Minuten Aktivitäten von hoher Intensität pro Woche, zum Beispiel Laufen, schnelles Radfahren und rasches Schwimmen
Für diejenigen, die dieses Minimalziel an Bewegung aktuell nicht erreichen, kann die Anschaffung eines E-Bikes also allein schon aus gesundheitlichen Gründen eine Überlegung wert sein. Aber klar: Sportler sollten in der Tat keinen großen Trainingseffekt erwarten.
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Welcher E-Bike-Typ sind Sie?
Es gibt mittlerweile viele unterschiedliche Einsatzbereiche und somit Modell-Typen von E-Bikes. Sie sollten sich daher im klaren sein, wo und wie Sie E-Bike hauptsächlich nutzen wollen:
- Trekking-E-Bike: für Fahrten in der Stadt oder längere Touren und Möglichkeit zum Transportieren von Gepäck
- Cross-Bike: für sportliche Touren und Alltag, auch abseits geteerter Wege
- Lasten-E-Bike: mit großem Stauraum zum Transport von Gepäck oder auch Kindern vor dem Lenker
- E-Faltrad bzw. -Klapprad: zum Beispiel fürs Pendeln mit der Bahn
- E-Rennrad: für sportliche Fahrer, die Kilometer auf der Straße schrubben wollen
- E-Mountainbikes (Fully oder Hard-Tail): für Fahrten im Gelände und auf Trails, bergauf und bergab
Was es bei Preis und Gewicht zu beachten gibt
Der Preis
Mindestens 2000 Euro muss man für ein Modell der Mittelklasse einplanen. Liebäugelt man mit einem hochklassigen Modell, muss man locker mehr als 4.000 Euro auf den Tisch legen. Auch Reparatur und Wartung sind in der Regel teurer. So muss man nach rund 50.000 km die Anschaffung eines neuen Akkus einplanen. Kostenpunkt: weitere 500 Euro.
Das Gewicht
Nicht zu vernachlässigen ist das hohe Eigengewicht eines E-Bikes. Während ein normales Fahrrad 10 bis 15 Kilogramm wiegt, bringt ein E-Bike im Durchschnitt 20 bis 28 Kilogramm auf die Waage – also rund doppelt so viel! Durch sein Extragewicht wird das Tragen schnell zur Qual, gerade für ältere Personen. E-Bikes draußen stehenzulassen ist allerdings auch keine gute Alternative, da sie wegen ihres Kaufpreises schnell Diebe auf den Plan rufen.
Darf ich E-Bikes im Flieger oder in der Bahn mitnehmen?
Wer sein E-Bike auch im Urlaub nutzen will, sollte folgende Infos zum Transport auf dem Schirm haben:
- Im Flugzeug dürfen E-Bikes aufgrund des Akkus nicht mitgeführt werden.
- Der Transport mit dem Auto ist zwar möglich, aber deutlich komplizierter als bei herkömmlichen Fahrrädern, was primär am hohen Gewicht der E-Bikes liegt. Denn: Heck-Halterungen für normale Fahrräder sind in der Regel nicht stabil genug für E-Bikes. Auf dem Dach können E-Bikes zwar sicher angebracht werden, doch muss man fast 30 Kilo auch erst mal stemmen können.
- Im Zug kann das E-Bike ganz normal mitgeführt werden, was somit wohl die beste Transportmöglichkeit darstellt.
Was Sie ansonsten noch wissen sollten
Besonders ältere Menschen sind mit der Technik und der erhöhten Geschwindigkeit manchmal überfordert. Zum Glück bieten die meisten Fahrradläden kostenlose Probefahrten an, bei denen man sich selbst davon überzeugen kann, ob einem ein E-Bike zusagt. Auch der Verleih von E-Bikes wird mittlerweile von vielen Fahrradläden angeboten und stellt somit eine attraktive Alternative zum Kauf dar. Und nicht zuletzt bei Sharing-Diensten (Beispiele hierfür sind Listnride und Limebike) können Sie in vielen deutschen Großstädten problemlos E-Bikes anmieten und so einen ersten Eindruck bekommen.
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Fazit
Für eingefleischte Sportler und Menschen mit wenig Geld sind E-Bikes eher nichts. Wer aber gern mal längere Radtouren – vor allem im bergigen Terrain – erleben möchte und sich das mit seiner jetzigen Fitness nicht zutraut, für den können E-Bikes interessant sein. Auch Bewegungsmuffel sollten aufhorchen, schließlich kann sie der eingebaute Elektromotor dem Sport näherbringen – und somit längerfristig gesünder machen.