6. Februar 2025, 20:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hier ein Feierabendbier, da ein Gläschen Wein zum Essen: Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Für den verantwortungsvollen Konsum ermittelte die Forschung gewisse Maximalmengen, die nicht überschritten werden sollten. Doch diese Werte könnten zu hoch angesetzt sein.
Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sinkt der Pro-Kopf-Konsum von Alkohol seit 1970 kontinuierlich. Trotzdem konsumieren 7,9 Millionen Menschen im Alter von 18- bis 64-Jahren Alkohol in einer gesundheitlich riskanten Form. Dieser ist als durchschnittlicher Konsum von mehr als 12 Gramm reinen Alkohol bei Frauen und 24 Gramm bei Männern pro Tag definiert.1 Alkoholbezogene Todesursachen umfassen zudem fünf Herz-Kreislauf-Krankheiten. Doch gibt es auch Mengen an Alkohol, die noch okay für das Herz sind?
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Übersicht
Studie zeigt Auswirkung von Alkohol auf das Herz
Wie auf dem „Heart Failure 2022“, einem wissenschaftlichen Kongress der „European Society of Cardiology“, erklärt wurde, könnte die Menge an Alkohol, die in einigen Ländern noch als sicher angesehen wird, der Gesundheit schaden – genauer: dem Herzen. Das ergab eine Studie mit knapp 750 Erwachsenen.
Wissenschaftler aus Irland analysierten den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und der Herzgesundheit von insgesamt 744 Personen über 40 Jahren. Alle Probanden hatten ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, da sie entweder unter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes oder bereits unter einer Prä-Herzinsuffizienz ohne Symptome litten. Ausgeschlossen wurden Alkoholkranke und Patienten, die bereits Symptome der Herzinsuffizienz wie Atemnot und Müdigkeit aufzeigten.2
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Bei allen Probanden wurden zu Beginn der Studie und im Schnitt 5,4 Jahre später mittels Echokardiographie (Herzecho) die Herzfunktion untersucht. Gleichzeitig befragte man die Studienteilnehmer zu ihrem Alkoholkonsum und teilte sie je nach Menge in eine bestimmte Gruppe ein. 201 Personen gaben an, keinen Alkohol zu trinken. 356 konsumierten nur geringe Mengen. 187 gaben an, einen moderaten oder hohen Alkoholkonsum zu haben. Auffällig: Je höher der Alkoholkonsum, desto jünger waren die meist männlichen Probanden. Auch der Body-Mass-Index der Vieltrinker war höher im Vergleich zu der Gruppe mit geringem Alkoholkonsum.
Risiko für Herzinsuffizienz steigt durch erhöhten Alkoholkonsum
Bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigten die Forscher zusätzliche Faktoren wie Alter, Geschlecht, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes und Gefäßerkrankungen. In der Gruppe der Vorerkrankungen wurde eine Verschlechterung der Herzgesundheit festgestellt. DIese könnte entweder zu einer fortschreitenden oder zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz führen. Die Personen, die bereits an einer Prä-Herzinsuffizienz litten, hatten ebenfalls Symptome entwickelt.
Besonders schwer traf es die Personen, die Alkohol tranken. So hatten Probanden, die unter einer Prä-Herzinsuffizienz litten und mäßig oder viel Alkohol konsumierten, ein 4,5-fach erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung ihrer Herzgesundheit, als Personen, die keinen Alkohol tranken. In der Gruppe der Personen mit Vorerkrankung gab es hingegen keinen Zusammenhang zwischen mäßigem oder hohem Alkoholkonsum und dem Fortschreiten zu einer Prä-Herzinsuffizienz oder zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz.
Auf Grundlage der vorliegenden Untersuchung plädiert Studienleiterin Dr. Bethany Wong dafür, dass die Maximalkonsumwerte von Alkohol insbesondere bei Menschen, die bereits ein krankes Herz haben oder zu einer Risikogruppe gehören, korrigiert werden. Sie sagt: „Unsere Studie deutet darauf hin, dass der Konsum von mehr als 70 Gramm Alkohol pro Woche bei Europäern mit einer Verschlechterung der Prä-Herzinsuffizienz oder dem Fortschreiten zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz verbunden ist. Wir haben keine Vorteile eines geringen Alkoholkonsums beobachtet. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Länder für niedrigere Grenzen des unbedenklichen Alkoholkonsums bei Patienten mit Prä-Herzinsuffizienz einsetzen sollten.“

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DGE veröffentlichte neue Richtwerte für Alkohol
Weltweit gibt es unterschiedliche Empfehlungen für unbedenklichen Alkoholkonsum. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) definierte bis 2024 eine tolerierbare Alkoholmenge als maximal 10 Gramm pro Tag für gesunde Frauen und 20 Gramm pro Tag für gesunde Männer. Doch sie veröffentlichte ein neues Positionspapier zu Alkohol, welches auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand basiert.3 Darin heißt es: „Es gibt keine sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum“. Ihre Empfehlung: am besten Null Promille.
Wer nicht verzichten will, kann sich an den Angaben zum risikoarmen Konsum orientieren. Diesen definiert die DGE mit weniger als 27 Gramm reinen Alkohol pro Woche. Das entspricht:
- Ein bis zwei kleinen Gläsern Wein oder
- Ein bis zwei kleine Flaschen Bier oder
- Zwei bis vier Gläser Spirituosen (0,02 Milliliter pro Glas)