23. Mai 2022, 17:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hier ein Feierabendbier, da ein Gläschen Wein zum Essen: Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Für den verantwortungsvollen Konsum gibt es wissenschaftlich fundierte Maximalmengen, die nicht überschritten werden sollten. Doch wie eine Studie jetzt zeigt, könnten diese Werte zu hoch angesetzt sein.
Wie auf dem diesjährigen „Heart Failure“, einem wissenschaftlichen Kongress der „European Society of Cardiology“, erklärt wurde, könnte die Menge an Alkohol, die in einigen Ländern noch als sicher angesehen wird, der Gesundheit schaden – genauer: dem Herz. Das ergab eine Studie mit knapp 750 Erwachsenen.
Übersicht
Studie zeigt Auswirkung von Alkohol auf das Herz
Wissenschaftler aus Irland analysierten den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und der Herzgesundheit von insgesamt 744 Personen über 40 Jahren. Alle Probanden hatten ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, da sie entweder unter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes oder bereits unter einer Prä-Herzinsuffizienz ohne Symptome litten. Ausgeschlossen wurden Alkoholkranke und Patienten, die bereits Symptome der Herzinsuffizienz wie Atemnot und Müdigkeit aufzeigten.1
Bei allen Probanden wurden zu Beginn der Studie und im Schnitt 5,4 Jahre später mittels Echokardiographie (Herzecho) die Herzfunktion untersucht. Gleichzeitig befragte man die Studienteilnehmer zu ihrem Alkoholkonsum und teilte sie je nach Menge in eine bestimmte Gruppe ein. 201 Personen gaben an, keinen Alkohol zu trinken. 356 konsumierten nur geringe Mengen und 187 gaben an, einen moderaten oder hohen Alkoholkonsum zu haben. Auffällig: Je höher der Alkoholkonsum, desto jünger waren die meist männlichen Probanden. Auch der Body-Mass-Index der Vieltrinker war höher im Vergleich zu der Gruppe mit geringem Alkoholkonsum.
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Risiko für Herzinsuffizienz steigt durch erhöhten Alkoholkonsum
Bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigten die Forscher zusätzliche Faktoren wie Alter, Geschlecht, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes und Gefäßerkrankungen. In der Gruppe der Vorerkrankungen wurde eine Verschlechterung der Herzgesundheit festgestellt, die entweder zu einer fortschreitenden oder zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz führen könnte. Die Personen, die bereits an einer Prä-Herzinsuffizienz litten, hatten ebenfalls Symptome entwickelt.
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Besonders schwer traf es die Personen, die Alkohol tranken. So hatten Probanden, die unter einer Prä-Herzinsuffizienz litten und mäßig oder viel Alkohol konsumierten, ein 4,5-fach erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung ihrer Herzgesundheit, als Personen, die keinen Alkohol tranken. In der Gruppe der Personen mit Vorerkrankung gab es hingegen keinen Zusammenhang zwischen mäßigem oder hohem Alkoholkonsum und dem Fortschreiten zu einer Prä-Herzinsuffizienz oder zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz.
Richtwerte für einen unbedenklichen Konsum
Weltweit gibt es unterschiedliche Empfehlungen für unbedenklichen Alkoholkonsum. In Deutschland gelten die Empfehlungen:
- An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man keinen Alkohol trinken.
- Frauen sollten nicht mehr als 12 Gramm Alkohol pro Tag trinken. Das entspricht einem kleinen Glas Wein (0,125 Liter) pro Tag. Über die Woche verteilt bei zwei alkoholfreien Tagen sind das insgesamt 60 Gramm Alkohol.
- Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken, das entspricht zwei kleinen Gläsern Bier (0,6 Liter). Über die Woche verteilt bei zwei alkoholfreien Tagen sind das insgesamt 120 Gramm Alkohol.2
Auf Grundlage der vorliegenden Untersuchung plädiert Studienleiterin Dr. Bethany Wong dafür, dass die Maximalkonsumwerte von Alkohol insbesondere bei Menschen, die bereits ein krankes Herz haben oder zu einer Risikogruppe gehören, korrigiert werden. Sie sagt: „Unsere Studie deutet darauf hin, dass der Konsum von mehr als 70 Gramm Alkohol pro Woche bei Europäern mit einer Verschlechterung der Prä-Herzinsuffizienz oder dem Fortschreiten zu einer symptomatischen Herzinsuffizienz verbunden ist. Wir haben keine Vorteile eines geringen Alkoholkonsums beobachtet. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Länder für niedrigere Grenzen des unbedenklichen Alkoholkonsums bei Patienten mit Prä-Herzinsuffizienz einsetzen sollten.“
Wie viel Bier und Wein pro Woche gerade noch okay sind
Dr. Wong gibt eine klare Empfehlung, wie viel Alkohol konsumiert werden darf, ohne dass das Herz davon Schaden nimmt: „Um das Risiko zu minimieren, dass Alkohol das Herz schädigt, fangen Sie am besten gar nicht damit an, wenn Sie nicht trinken. Wenn Sie trinken, beschränken Sie Ihren wöchentlichen Konsum auf weniger als eine Flasche Wein oder weniger als dreieinhalb 500-ml-Dosen 4,5-prozentiges Bier.“
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Quellen
- 1. European Society of Cardiology. (2022). Alcohol may be more risky to the heart than previously thought.
- 2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ab wann ist Alkohol schädlich? (aufgerufen am 23.05.2022)