12. Mai 2021, 19:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Derzeit gibt es kaum ein anderes Smalltalk-Thema als die Corona-Impfung: Bist du schon geimpft? Mit welchem Wirkstoff? Was machst du nach den Lockerungen als Erstes? Für viele Menschen ist die Impfung ein Hoffnungsschimmer in der Pandemie – und daher ein Grund zum Anstoßen. Aber ist das sinnvoll?
Denn es möchte wohl niemand die Wirkung seiner Corona-Impfung durch Alkohol schmälern. Denn bei Alkohol handelt es sich um einen Zellgift, das einen negativen Einfluss auf das Immunsystem haben kann. Eben das sollte bei einer Impfung natürlich fit sein, um Antikörper zu produzieren.
Noch keine Daten zur Corona-Impfung
Es gibt noch keine Studien, wie sich Alkohol auf die Corona-Impfung auswirken kann und daher auch keine offizielle Empfehlung. Die Pressestelle des Robert-Koch-Instituts bestätigte auf FITBOOK-Anfrage, dass sich die Ständige Impfkommission (Stiko) zu diesem Thema noch nicht geäußert habe. Impfstoff-Hersteller AstraZeneca antwortete FITBOOK: „In den klinischen Studien war der Genuss von Alkohol nicht eingeschränkt. Daher können wir aus den klinischen Studien keine Korrelation hinsichtlich der Wirksamkeit oder der Sicherheit in Bezug auf den individuellen Alkoholkonsum ableiten. Untersuchungen zu Alkoholkonsum und Impfwirksamkeit liegen uns nicht vor.“ BioNTech, Moderna und Johnson&Johnson ließen die Anfrage unbeantwortet. Pfizer verwies an BioNTech.
Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt schätzt im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“, dass Alkohol keinen Einfluss auf den Immunschutz habe. Jedoch solle man um den Impftermin herum nicht viel Alkohol trinken. „Wenn das Immunsystem mit Antikörperbildung beschäftigt ist, dann sollte man es nicht noch mit Giftstoffen belasten.“
Im Internet wird vielfach die Aussage von Russlands oberster Amtsärztin Anna Popowa zitiert. Sie rät, ganze 56 Tage nach der Impfung auf Alkohol zu verzichten. Dabei handelt es sich allerdings um eine Empfehlung für den russischen Impfstoff Sputnik-V, der in der EU (noch) nicht zugelassen ist. Zudem ist nicht bekannt, ob Popowas These durch Studien gestützt ist.
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Erkenntnisse zum Alkoholkonsum nach anderen Impfungen
Andere Impfungen, wie beispielsweise gegen Hepatitis, Röteln oder Grippe, sind teils bereits seit Jahrzehnten in Verwendung. Im Gegensatz zu den neuen Corona-Impfungen gibt es hier also bereits wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Faktoren, die eine Impfung beeinflussen können.
Die Krankenkasse Barmer gibt vorsichtig Entwarnung: „Unser Immunsystem kommt auch ohne Weiteres mit Genussmitteln klar.“ Allerdings nur in Maßen: „Wer beispielsweise einen Liter Wein pro Woche trinkt, bewegt sich schon an der Grenze zum Alkoholismus.“ In großen Mengen schwäche das Zellgift den Körper massiv und das wirke sich auf das Immunsystem aus. Das kann nicht nur die Wirkung der Impfung gefährden, sondern auch anfälliger für Infektionen machen. Von den zahlreichen anderen Faktoren übermäßigen Alkoholkonsums, wie Schädigungen der Leber oder des Gehirns, Impotenz, Krebserkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Herzerkrankungen, Depressionen und einer verkürzten Lebensdauer mal ganz abgesehen.
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Empfehlung: In den ersten Tagen keinen Alkohol trinken
Die Barmer weist darauf hin, dass jeder Impfstoff anders wirke und der Einfluss von Alkohol dementsprechend anders sei. So habe er bei einer Immunisierung gegen Hepatitis A und B praktisch keinen Einfluss, während er die Bildung von Antikörpern nach einer Pneumokokkenimpfung schmälere. Da es zur Corona-Impfung noch keine gesicherten Daten gibt, empfiehlt die Krankenkasse: „Trinken Sie in den ersten Tagen nach einer Impfung möglichst gar keinen Alkohol.“ Wer nicht verzichten könne, solle sich auf ein Glas Wein oder ein Glas Bier beschränken. Wer sich nach der Impfung matt fühle oder andere Krankheitssymptome zeige, solle in jedem Fall keinen Alkohol trinken. „So schützen Sie Ihren Körper davor, dass er weiter geschwächt wird und sich die Nebeneffekte des Impfstoffs verstärken.“
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Hinweis: Alkohol erfordert einen verantwortungsvollen Umgang. Alkoholkonsum kann die Gesundheit gefährden und abhängig machen. Nehmen Sie nicht am Straßenverkehr teil, wenn Sie Alkohol getrunken haben und beachten Sie die Vorschriften zum Jugendschutz. Tipps zum verantwortlichen Umgang mit Alkohol finden Sie hier. Bleiben Sie gesund!