1. August 2024, 20:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer effektiv und gesund Gewicht verlieren will, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Low Carb oder Low Fat? Ein Forscherteam aus den USA hat die beiden populären Diäten hinsichtlich Kalorienaufnahme und gesundheitlicher Auswirkungen untersucht. Welche eignet sich besser zum Abnehmen?
Welche Aspekte unserer Ernährung Mehrgewichtigkeit fördern, wurde schon viel diskutiert. Ein hoher Anteil an Kohlenhydraten führt vermutlich zu großen Schwankungen des Insulinspiegels – was den Hunger steigern und damit die Kalorienaufnahme erhöhen kann. Fettreiche Lebensmittel hingegen enthalten per se mehr Kalorien und hinterlassen kein besonders nachhaltiges Sättigungsgefühl. Forscher aus den USA haben 2021 untersucht, welche Ernährungsweise eher zu einer höheren Kalorienaufnahme führt: Low Carb oder Low Fat? FITBOOK hat sich die Studie angesehen.
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Übersicht
Zwei Wochen Low Fat, zwei Wochen Low Carb
Das Forscherteam des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases unter der Leitung von Dr. Kevin Hall hatte elf mehrgewichtige Frauen und neun Männer gebeten, vier Wochen am Stück in der Klinik zu verbringen. Bei allen 20 Studienteilnehmern lag keine Diabetes-Diagnose vor.1
10 Prozent Fett und 75 Prozent Kohlenhydrate vs. 75 Prozent Fett und 10 Prozent Kohlenhydrate
Die Probanden (durchschnittlicher BMI von knapp 28) erhielten zunächst zwei Wochen lang eine pflanzenbasierte Low-Fat-Ernährung. Danach schwenkte die Ernährung für weitere zwei Wochen auf Low Carb mit tierischen Produkten um. Die Low-Fat-Diät beinhaltete rund 10,3 Prozent Fett und 75,2 Prozent Kohlenhydrate. Die Low-Carb-Ernährung bestand aus etwa zehn Prozent Kohlenhydraten und 75,8 Prozent Fett.
Das hatten beide Ernährungsweisen während der Studie gemeinsam
Beide Diätformen enthielten rund 14 Prozent Proteine. Die Portionen, die die 20 Teilnehmer erhielten, hatten etwa gleich viele Kalorien. Alle Probanden bekamen drei Mahlzeiten pro Tag und Snacks und durften selbst entscheiden, wie viel sie letztendlich zu sich nahmen. Bei beiden Ernährungsweisen achteten die Forscher darauf, dass sämtliche Lebensmittel, die die Probanden aßen, möglichst wenig verarbeitet waren und einen gleichen Anteil von nicht stärkehaltigem Gemüse beinhalteten. Als Beispiel für eine Mahlzeit nennt die Studie Hackfleischpfanne mit Blumenkohlreis bei der tierischen Low-Carb-Diät. Währenddessen gab es gebackene Süßkartoffeln, Kichererbsen, Brokkoli und Orangen bei der pflanzlichen Low-Fat-Diät.
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Kalorienaufnahme in Low-Fat-Phase gesunken
Ein Ergebnis der Studie bestand in der Beobachtung, dass die Probanden in der Phase, in der sie sich Low Fat ernährten, täglich 550 bis 700 Kalorien weniger zu sich nahmen als bei der Low-Carb-Ernährung. Trotz des hohen Kalorienunterschieds hätten die zwanzig Teilnehmer jedoch keine Veränderungen bei Hunger, Völlegefühl oder Spaß am Essen zwischen den beiden Ernährungsweisen bemerkt, heißt es.
Bei beiden Diäten verloren die Probanden an Körpergewicht – zu einer signifikanten Reduzierung soll es allerdings nur bei der Low-Fat-Diät gekommen seiin.
Bei Insulin- und Blutzuckerwerten schneidet Low Carb besser ab
Im Hinblick auf einen anderen Gesundheitsfaktor schneidet die pflanzliche Low-Fat-Ernährung jedoch schlechter ab als Low Carb: In der Low-Fat-Phase sollen die Probanden höhere Insulin- und Blutzuckerwerte aufgewiesen haben als unter Low Carb. „Lebensmittel mit hohem Fettgehalt verleiten zu einem höheren Kalorienkonsum, weil jeder Bissen mehr Kalorien hat. Kohlenhydratreiches Essen kann währenddessen große Schwankungen des Blutzuckers und Insulins verursachen, was zu Hunger und Essattacken führen kann“, fasst Dr. Kevin Hall, leitender Autor der Studie in einer Pressemitteilung zusammen.2
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„Interessanterweise deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass beide Ernährungsweisen Vorteile haben, zumindest kurzzeitig“, führe die tierische Low-Carb-Diät zu niedrigeren und gleichmäßigeren Insulin- und Glukose-Werten. Ob diese Unterschiede auch langfristig bestehen bleiben würden, wisse man allerdings noch nicht.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass ihre Studie möglicherweise anders ausgefallen wäre, wenn die Probanden aktiv versucht hätten, abzunehmen. Zudem wurden alle Mahlzeiten für sie vorbereitet. Es sei deutlich schwerer, das Experiment außerhalb der Studie zu wiederholen, da dort weitere Faktoren wie Kosten und Verfügbarkeit der Lebensmittel sowie die Zeit, die man zum Kochen benötige, dazukämen. Schlussendlich seien die Faktoren, die zu Essattacken und Gewichtszunahme führten, deutlich komplexer als die Ernährungsweise allein.