8. August 2024, 14:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für gewöhnlich verwendet man angebrochene Cremes, bis sie aufgebraucht sind. Warum also neue Sonnencreme für Gesicht und Körper kaufen, wenn vom Vorjahr noch einiges in der Packung übrig ist? Die Antwort: Weil die Creme wahrscheinlich abgelaufen ist und ihrer Gesundheit schadet. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt es genauer.
Gute Sonnenschutzmittel müssen nicht teuer sein. Regelmäßig überzeugen neben den teuren Varianten auch günstige Produkte in einschlägigen Tests. Dennoch widerstrebt es jedem nachhaltig denkenden Menschen, angebrochene Tuben oder Sprays einfach wegzuwerfen. Doch ist Sonnencreme erst mal abgelaufen, verliert sie ihren UV-Schutz. Doch das ist nicht alles: Wer das nicht weiß und zur Flasche aus dem Vorjahr greift, setzt sich größeren Gefahren aus. Man wähnt sich in Sicherheit vor der mitunter aggressiven UV-Strahlung – und riskiert dabei ausgerechnet das, was man durch Eincremen eigentlich vermeiden will.
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Übersicht
Die Wirkweise des Lichtschutzfaktors
Kurz zur Erklärung, wie der Lichtschutzfaktor (LSF) funktioniert: Die auf der Verpackung angegebene Zahl besagt, um wie viel Zeit sich damit der Eigenschutz der Haut vor einem Sonnenbrand verlängert. Je höher der angegebene LSF, desto länger darf man sich der Sonne aussetzen – sofern man regelmäßig ans Nachcremen denkt. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt Erwachsenen je nach Hauttyp einen LSF von mindestens 20.1 Bei Kindern sollte der LSF mindestens 30 betragen. Helle Hauttypen sind grundsätzlich mit einem höheren Schutz besser beraten.
Was kann passieren, wenn ich abgelaufene Sonnencreme benutze?
Hautschäden durch UV-Strahlung
Abgelaufener Sonnenschutz verfehlt seinen Zweck, denn: Sauerstoff in angebrochenen Tuben oder Sprays führt zu Oxidation. Dieser Vorgang hat zur Folge, dass sich die Inhaltsstoffe verändern und damit die Schutzfunktion der Sonnencreme nicht mehr korrekt aufrechtzuerhalten ist. Dann riskiert man Sonnenbrand und daraus möglicherweise resultierende schwerwiegende Hautschäden. UV-Strahlen aus der Sonne können bekanntlich die DNA in den Hautzellen verändern und später Hautkrebs verursachen.
Dazu kommt, dass Stoffe, die dabei entstehen können, durchaus krebserregend sein könnten. Eine Studie französischer und amerikanischer Wissenschaftler hatte Belege für die These geliefert: Demnach haben sich bei Cremes, die den UV-Schutzfilter Octocrylen enthalten, im Laufe der Zeit Benzophenone gebildet, die in Tierversuchen krebserregend wirkten. Octocrylen ist ein synthetisch hergestellter UV-Filter, der vor allem die UVB-Strahlen im Sonnenlicht filtert und absorbiert. Die Studie wurden 2021 in der Zeitschrift Chemical Research in Toxicology veröffentlicht.2
Seit November 2023 sind deshalb Benzophenone in der EU verboten. Zuvor durften sie in Kosmetika verwendet werden, unter anderem als UV-Filter. Doch da sie auch durch den Abbau von Octocrylen entstehen können, hilft dieses Verbot nur bedingt. 3
Allergische Reaktionen
Weniger gravierend, aber auch unangenehm, ist die Wahrscheinlichkeit auf Unverträglichkeitsreaktionen der Haut. Nach Überschreiten der Haltbarkeit verändert sich die chemische Zusammensetzung des Produkts. Bei Anwendung können Hautirritationen und Ausschlag die Folge sein. Solche Kontaktallergien treten nicht nur durch Benzophenone auf, sondern auch durch andere UV-Filter.4
Worauf Sie generell bzgl. UVA- und UVB-Schutz von Sonnencreme achten sollten, erklärt FITBOOK übrigens in einem anderen Artikel.
Auch interessant: Wann Sonnenschutz nötig ist – der UV-Index verrät’s
Wie erkennt man, ob Sonnencreme abgelaufen ist?
Nur selten sind Sonnenschutzprodukte – wie generell Körper- und Gesichtscremes – mit einem Verfallsdatum versehen. Wie lange man eine Sonnencreme nach dem Öffnen maximal nutzen sollte, steht auf der Tube oder der Dose: Das entsprechende Symbol ist eine geöffnete runde Dose, in der zum Beispiel die Angabe „12 M“ steht. Das bedeutet: zwölf Monate. Danach sollte man sie entsorgen.
Wer wissen will, ob der Inhalt noch gut ist, sollte sich den Zeitpunkt des Anbruchs merken oder ggf. sogar mit einem Permanent-Marker auf der Flasche oder Tube notieren.
Äußere Faktoren beeinflussen Haltbarkeit
Sonnencreme ist für gewöhnlich etwa ein Jahr lang nach dem Öffnen verwendbar. Es gibt allerdings Faktoren, die die Haltbarkeit verkürzen. Etwa die falsche Lagerung bei bspw. starker Hitze, welche die Qualität deutlich beeinträchtigen kann. Achten Sie darauf, die Sonnencreme während des Sonnenbads in den Schatten zu stellen. Um das Produkt über Monate hinweg zu lagern, eignen sich bspw. kühle Räume oder der Kühlschrank. Im Zweifel bitte vor der Anwendung genauer hinschauen – und riechen: Haben sich Konsistenz und/oder Geruch verändert, ist die Creme vermutlich gekippt.
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Im Zweifelsfall alte Sonnencreme wegwerfen
Das alles kann im Zweifelsfall bedeuten, dass eine noch gut gefüllte Cremeflasche weggeworfen werden muss. Schade – aber auf jeden Fall besser für Ihre Haut.
Übrigens, Sparen ist bei Sonnencreme dennoch möglich, es muss nämlich kein teures Produkt sein. Die Fachleute von Stiftung Warentest und Öko-Test stellen jedes Jahr aufs Neue fest, dass auch Discounter- und Drogerie-Sonnencremes effektiv vor Sonne schützen.
Fachliche Beratung durch den Münchener Dermatologen Dr. med. Timm Golüke.