14. Juni 2018, 16:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor wenigen Monaten haben US-amerikanische Fachgesellschaften die Blutdruckrichtwerte verschärft. Soll heißen: Man leidet jetzt „schneller“ unter Bluthochdruck. Jetzt zogen die europäischen Blutdruck-Experten mit ihren jüngsten Leitlinien nach – und widersprachen damit der Ansicht ihrer US-Kollegen.
In Deutschland leiden rund 25 Millionen Deutsche unter Bluthochdruck. Man kann also Hypertonie, so der Fachbegriff, getrost als Volkskrankheit bezeichnen. Interessanterweise gibt es auf der Welt unterschiedliche Auffassungen darüber, ab wann genau der Blutdruck zu hoch ist – und medikamentös gegengesteuert werden muss. Doch wie wird Bluthochdruck überhaupt festgestellt?
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Wie wird Blutdruck gemessen?
Der Blutdruck setzt sich in der Regel aus zwei Werten zusammen: dem systolischen und diastolischen Blutdruck. Um Blut in den Kreislauf zu pumpen, zieht sich das Herz zusammen. Der obere – systolische – Wert gibt den Druck zu dem Zeitpunkt an, an dem sich das Herz maximal zusammengezogen hat. Der untere – diastolische – Wert gibt den Druck im Moment der Entspannung an.
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Zeitpunkt, Position, Wiederholung Was ist beim Blutdruckmessen zu beachten?
Unterschätzte Volkskrankheit Wie hoch darf eigentlich Ihr Blutdruck sein?
In welchem Bereich sollten die systolischen und diastolischen Werte liegen?
Hier unterscheiden sich die Angaben abhängig davon, ob man nach Europa oder Amerika blickt. Lange Zeit gingen die Ärzte sowohl in Europa als auch in den USA davon aus, dass der obere Wert unter 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und der untere unter 90 mmHg liegen sollte. „Alle Werte, die bei 140/90 mmHG oder höher liegen, gelten als Bluthochdruck“, fasste Prof. Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga (DHL), den Status quo zusammen.
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Dann haben vor einigen Monaten die entsprechenden Fachgesellschaften in den USA die sogenannten Blutdruckrichtwerte auf 130/80 mmHg heruntergesetzt, unter anderem als Reaktion auf eine kontrovers diskutierte Studie. Jetzt zogen die europäischen Fachgesellschaften nach – und widersprachen damit der Ansicht ihrer US-Kollegen.
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Neue Europäische Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck
So hat die Deutsche Hochdruckliga jüngst auf einem Fachkongress erklärt, dass man auch in seinen neuen Leitlinien an der alten Krankheitsdefinition von ≥140/90 mmHg nicht rütteln werde. Allerdings empfehle man, dass Patienten – wenn sie denn schon welche sind – einen Blutdruck von unter 130/80 mmHg anstreben sollten.
Im Klartext heißt das: Erst einen Blutdruck von 140/90 mmHg sollte man mit Medikamenten behandeln, alles darunter wird noch nicht als krankhaft eingestuft. Trotzdem gilt, dass man bereits ab einem Blutdruckbereich von 130-139/85-89 mmHg (den Mediziner „hochnormal“ nennen) seine Lebensgewohnheiten überdenken sollte, um zuerst auf natürlichem Wege seinen Blutdruck zu senken. Wie das genau geht, können Sie hier nachlesen.
Gleichzeitig betont die Deutschen Hochdruckliga, dass man in Sachen Blutdruckwerte keine allgemein gültigen Aussagen treffen könne: „Bluthochdruck ist ein komplexes Erkrankungsbild und die moderne Bluthochdrucktherapie sollte individualisiert erfolgen, die Leitlinien setzen lediglich den groben Rahmen“, so Professor Krämer, Präsident der Deutschen Hochdruckliga, in einer offiziellen Pressemeldung der DHL.