28. September 2023, 17:07 Uhr | Read time: 4 minutes
Wann kann ich schwanger werden? Zyklus-Apps sollen zuverlässige Informationen über die fruchtbaren Tage liefern. Sich auf die digitalen Helfer zu verlassen, kann aber riskant werden.
Da ist ein starker Kinderwunsch, den ein Paar nun angehen will. Oder andersherum: Eine Schwangerschaft wäre jetzt alles andere als erwünscht. In beiden Situationen versprechen Zyklus-Apps Unterstützung – „Stiftung Warentest“ hat 21 Apps geprüft.
Übersicht
„Stiftung Warentest“ bemängelt nicht nur Verlässlichkeit von Zyklus-Apps
Nutzerinnen füttern Zyklus-Apps mit verschiedenen Informationen und bekommen eine Einschätzung, wann Eisprung und fruchtbare Tage stattfinden. Wer sich Nachwuchs wünscht, kann in diesem Zeitfenster gezielt Sex haben. Wer eine Schwangerschaft vermeiden will, geht dann erst recht auf Nummer sicher – etwa mit einem Kondom. Aber kann man sich auf die Apps und ihre Angaben verlassen? Für die Mehrzahl von ihnen lautet das Urteil der Stiftung Warentest: eher nicht („test“-Ausgabe 10/2023).
21 Zyklus-Apps haben die Testerinnen und Tester geprüft, 12 für Android, 9 für iOS. Dabei ging es nicht nur um die Frage, wie zuverlässig die Apps die fruchtbaren Tage bestimmen können. Auch Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz wurden geprüft.
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Durchschnittswerte reichen nicht für Prognose
Mehr als die Hälfte der Apps – elf Stück – rasseln im Test durch, sie schaffen es nicht über die Note „mangelhaft“ hinaus. Der Grund dafür: ihre Arbeitsweise. Der „Stiftung Warentest“ zufolge arbeiten diese Apps mathematisch, errechnen also aus den Mittelwerten vergangener Zyklen Prognosen für die kommenden.
Aber: „Das passt nicht zum echten Leben“, bemängeln die Testerinnen und Tester. Denn die Zykluslängen können von Monat zu Monat stark schwanken. Wer sich allein auf diese rechnerische Herangehensweise verlasse, könne schwer danebenliegen – und eine ungewollte Schwangerschaft riskieren.
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Symptothermale Methode bevorzugt
Zuverlässiger sind demnach Apps, die auf die symptothermale Methode setzen – sie schneiden im Test daher allesamt besser ab.
Dafür vermerkt die Nutzerin die Körpertemperatur, die sie kurz nach dem Aufwachen misst, in der App. Denn die steigt rund um den Eisprung leicht an. Aussagekraft über den Zeitpunkt des Eisprungs hat auch der Zervixschleim, dessen Beschaffenheit ebenfalls notiert wird. Er entsteht am Gebärmutterhals und verändert sich im Laufe des Zyklus: Wird er flüssig und klar, steht der Eisprung bevor.
Zyklus und Training
Den Zyklus via App zu dokumentieren ist übrigens nicht nur sinnvoll, um fruchtbare Tage für eine gewünschte/unerwünschte Schwangerschaft zu ermitteln. Auch für Sportlerinnen kann es interessant sein, um ihren Trainingsplan darauf abzustimmen. In einem FITBOOK-Beitrag zum Thema „Frauen und Krafttraining“ erklärt Sportwissenschaftlerin Daniela Hüllen-Deutscher: „Mittlerweile gibt es einige Studien über die Zusammenhänge von Krafttrainingsreizen und dem weiblichen Zyklus.“ Im Leistungssport spiele das zwar aufgrund des hohen Niveaus kaum eine Rolle. Aber: „Im Breitensport und auf ambitioniertem Wettkampfsportniveau könnte ein an den Zyklus angepasster Trainingsplan für die ein oder andere Athletin jedoch interessante Aspekte beinhalten.“ Die Phase vor dem Eisprung sei bspw. optimal, um Muskeldickenwachstum zu erzielen. In der Phase nach dem Eisprung solle hingegen das Trainingspensum und die Intensität besser verringert werden, da der hormonelle Status die Verletzungsgefahr erhöhe.
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Das sind die Testsieger
Gut zu wissen: Der Nutzen der symptothermalen Methode ist wissenschaftlich belegt – wenn sie denn korrekt angewendet wird. Und doch erreichen selbst die Testsieger, die auf diese Arbeitsweise setzen, nur die Note „befriedigend“. Abzüge gibt es unter anderem für Mängel beim Datenschutz – etwa, weil die Apps unsichere Passwörter erlauben. Am besten schneiden folgende Apps ab:
- „myNFP“ (sowohl in der iOS- als auch in der Android-Variante)
- „Lady Cycle“ (nur für Android) ab
Alle drei Zyklus-Apps bekommen von „Stiftung Warentest“ die Note 2,8. „Lady Cycle“ ist komplett kostenfrei, für „myNFP“ fallen jährliche Kosten von circa 40 Euro an.
