28. Oktober 2022, 15:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bereits ein paar Tage wenig Bewegung und viel Zucker schaden massiv der Gesundheit – vor allem die der Männer. Frauen, so eine neue Studie, stecken solch „faulen Phasen“ offenbar besser weg. Warum?
Eine neue Studie der University of Missouri School of Medicine liefert laut beteiligten Forschern den ersten Beweis dafür, dass wenig Bewegung zusammen mit einer Ernährung, die reich an Zucker ist, bereits nach wenige Tagen die Insulinresistenz von Männern negativ beeinflusst und somit Herzkrankheiten und Diabetes begünstigt. Es ist auch die erste Studie, die zeigt, dass Männer und Frauen diesbezüglich unterschiedlich reagieren.
Übersicht
Studie mit 36 jungen, gesunden Männern und Frauen
Das Forscherteam rekrutierte 36 junge, gesunde Männer und Frauen. Sie alle wurden aufgefordert, sich zehn Tage lang möglichst wenig zu bewegen. Gleichzeitig trank jeder sechs Dosen zuckerhaltige Limonade, bzw. Cola täglich. Anschließend erfolgten verschiedene Bluttests, um herauszufinden, welchen Einfluss solch kleine, ungesunde Episoden auf die Gesundheit haben.1 Bereits aus früheren Studien ist bekannt, dass Insulinresistenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei prämenopausalen Frauen im Vergleich zu Männern seltener aufgetreten, heißt es in der Studie.2,3 Doch wie stark ist der Unterschied?
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Wie wenig Bewegung und viel Zucker Männern schaden
Die Ergebnisse waren mehr als eindeutig: Während die zehn unvernünftigen Tage den Frauen offenbar nichts anhaben konnten, verschlechterten sich einige Werte der Männer dramatisch. So sorgte das viele Sitzen samt erhöhter Zuckeraufnahme für verengte Blutgefäße, was wiederum eine verminderte insulinstimulierte Durchblutung der Beine verursachte. Dies ging mit dem Abfall eines Proteins namens Adropin einher. Es reguliert die Insulinsensitivität und ist gleichzeitig ein wichtiger Biomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kurz: Eine verringerte Insulinsensitivität bedeutet, dass Körperzellen nicht mehr ausreichend auf Insulin reagieren und der Blutzuckerspiegel und damit das Risiko für Typ-2-Diabetes rasant steigt.
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Ein Geschlechterunterschied, den man ernst nehmen sollte
„Diese Ergebnisse unterstreichen einen geschlechtsbezogenen Unterschied in der Entwicklung einer vaskulären Insulinresistenz“, erklärt Studienleiterin Prof. Camilla Manrique-Acevedo in einer Universitätsmitteilung.4 Damit meint die Forscherin, dass sich wenig Bewegung und viel Zucker negativ die Blutgefäße, Blutkreislauf und damit Herzgesundheit auswirken, besonders bei Männern. „Unseres Wissens nach ist dies der erste Nachweis, dass eine vaskuläre Insulinresistenz durch kurzfristige ungünstige Änderungen des Lebensstils hervorgerufen werden kann, es aber enorme geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.“ Solche Erkenntnisse sind vor allem für die Entwicklung zukünftiger Medikamente und Therapien von Bedeutung.
Warum Frauen besser geschützt sind
Wenig Bewegung bei großem Zuckerkonsum ist für Männer fatal. Für Frauen ist diese neue Studie trotzdem kein Freibrief, sich tagelang Süßigkeiten naschend auf die faule Haut zu legen. Und doch verzeiht ihnen ihr Körper solche Phasen offenbar mehr. Als Grund vermuten die Wissenschaftler: Das weibliche Hormon Östrogen hat einen stark schützenden Effekt auf die Blutgefäße. Dieser lässt allerdings mit Eintritt der Wechseljahre nach.
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Quellen
- 1. Smith, J. A., Soares, R.N., Neil, J. et al. (2022). Young Women Are Protected Against Vascular Insulin Resistance Induced by Adoption of an Obesogenic Lifestyle, Endocrinology.
- 2. Mehndiratta, N., Sharma, S., Sharma, R.K., Grover, S. (2020). A Prospective study on the incidence of metabolic syndrome in premenopausal and postmenopausal women. Journal of Mid-Life Health.
- 3. Kirtikar, U., Kajale, N., Patwardhan, V. et al. (2020). Cardiometabolic risk in pre- and post-menopausal women with special reference to insulin resistance: A cross-sectional study. Journal of Mid-Life Health.
- 4. University of Missouri School of Medicine (2022): Sedentary Lifestyle and Sugary Diet More Detrimental to Men (aufgerufen am 28. Oktober 2022)