
10. April 2025, 10:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele greifen im Alltag mehrfach zur Tasse Kaffee – meist aus der praktischen Kaffeemaschine. Doch neue Daten zeigen: Für die Herzgesundheit ist es entscheidend, wie genau man seinen Kaffee zubereitet. FITBOOK Fitness-Redakteurin Janine Riedle erklärt, worauf man achten sollte.
Kaffeevollautomat, Kaffeefiltermaschine, Handfilter … es gibt viele verschiedene Arten, wie man seinen Kaffee zubereiten kann. Geschmacklich kann die Brühweise für einen Unterschied sorgen – aber auch gesundheitlich? Diese Frage, ob die Zubereitungsart des Kaffees insbesondere Herzerkrankungen begünstigen kann, stellte sich ein Forscher-Team der Chalmers University of Technology in Göteborg.
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Übersicht
Ungefilterter Kaffee soll ungesundes Cholesterin steigern
Kaffee ist in vielen Ländern ein Alltagsgetränk – insbesondere am Arbeitsplatz. In vielen Betrieben steht dafür kostenloser Maschinenkaffee bereit. Während der gesundheitliche Effekt von Kaffee insgesamt positiv bewertet wird, gelten unzureichend gefilterte Kaffees als potenziell schädlich für das Herz-Kreislauf-System. Der Grund: Diterpene wie Cafestol und Kahweol, die das ungesunde Cholesterin (LDL) steigern.1 In den 1990er-Jahren wurde gezeigt, dass diese Stoffe durch Papierfilter weitgehend entfernt werden.2 Allerdings ist kaum bekannt, wie hoch die Diterpen-Belastung bei maschinell zubereitetem Kaffee am Arbeitsplatz tatsächlich ist. Da solche Maschinenkaffees über viele Jahre regelmäßig konsumiert werden, wollte die Studie diese Datenlücke schließen und mögliche Auswirkungen auf das Risiko für Atherosklerose und Herzinfarkt herausarbeiten.
Untersuchung verschiedener Kaffeezubereitungen
Die Studie analysierte 28 Kaffeeproben aus 14 Maschinen an vier schwedischen Gesundheitseinrichtungen.3 Dabei unterschied man zwischen zwei Verfahren: Kaffeebrühmaschinen und verschiedene Methoden bei der Heimzubereitung. Erstgenannte Geräte findet man häufig in Büros bzw. auf der Arbeit, die in der Regel jeweils eine Tasse Kaffee zubereiten. Bei diesen Maschinen verwendet man jedoch keine Kaffeepads, stattdessen werden der Kaffee und heißes Wasser miteinander vermischt und so durch einen Metallfilter gelassen. Zu den Methoden der Heimzubereitung zählten das einfache Kochen, das Zubereiten in einer French Press, einem Perkolator oder einer klassischen Filterkaffeemaschine mit Papierfiltern.
Von allen Zubereitungsarten wurden Proben tiefgefroren und in Göteborg mit einer hochsensiblen Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie auf Cafestol und Kahweol untersucht. Um gesundheitliche Auswirkungen zu bewerten, wurden Diterpengehalte auf ihre bekannte Wirkung auf LDL-Cholesterin übertragen und in Zusammenhang mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen über fünf bzw. 40 Jahre gestellt.
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Bestimmte Zubereitungsarten von Kaffee senkten Risiko für Herzerkrankungen
Die Forscher stellten fest, dass gekochter Kaffee die mit Abstand höchste Diterpenkonzentration enthielt, gefolgt von Espresso. Papiergefilterter Kaffee hatte dagegen die niedrigsten Werte. Im Einzelnen gestaltete sich das Ranking wie folgt (Diterpenkonzentration von niedrig nach hoch):
- Papierfilter-Kaffee: 19,7 mg/L
- Liquid-Modelle (ohne Filter, mit Kaffeekonzentrat): 15,0 mg/L
- Gekochter Kaffee, durch Stoff (Polyester/Acryl) gefiltert: 49,2 mg/L
- French Press: 155,5 mg/L
- Perkolator: 160,4 mg/L
- Kaffeebrühmaschinen: 317,5 mg/L
- Gekochter Kaffee (ungefiltert): 1617,1 mg/L
- Espresso: 1680,1 mg/L
Das zeigt, dass Kaffee, der in Kaffeemaschinen (häufig) am Arbeitsplatz zubereitet wird, tendenziell deutlich höhere Diterpenkonzentrationen aufwies als alle anderen Zubereitungsmethoden für den Heimgebrauch, mit Ausnahme des Kochens. Werden an fünf Arbeitstagen pro Woche je drei Tassen Kaffee mit der Zubereitungsart in der Kaffeebrühmaschine durch Papierfilterkaffee ersetzt, ergibt sich laut Berechnung ein Rückgang des LDL-Cholesterins um 0,58 mmol/L – und somit ein um 13 Prozent reduziertes Risiko für Herzerkrankungen innerhalb von fünf Jahren bzw. 36 Prozent über 40 Jahre.
Umstellung auf Filterkaffee von Vorteil
Die Ergebnisse machen deutlich: Die Art der Kaffeezubereitung – insbesondere die Filtermethode – hat messbaren Einfluss auf die Cholesterinbelastung durch Kaffee. Besonders für Menschen mit erhöhtem LDL-Cholesterin oder einem familiären Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist das relevant. Viele Maschinenkaffees in Büros oder Kliniken verzichten auf Papierfilter und setzen stattdessen auf Metallfilter oder Flüssigkonzentrate – und ergeben so Kaffees mit teils hohen Diterpenwerten. Diese scheinen im Alltag unterschätzte, aber potenziell bedeutsame Risikofaktoren zu sein. Da schon moderate LDL-Senkungen langfristig das Risiko für Atherosklerose deutlich verringern, kann die Umstellung auf papiergefilterten Kaffee ein einfacher, aber effektiver Beitrag zur Prävention sein – gerade am Arbeitsplatz, an dem regelmäßig Kaffee konsumiert wird.

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Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Die Studie ist eine der Ersten, die reale Kaffeemaschinen am Arbeitsplatz systematisch auf Diterpene untersuchte. Die Laboranalyse war hochpräzise und zeigte geringe Messabweichungen. Dennoch ist die Stichprobengröße mit 14 Maschinen begrenzt, ebenso wie die Kenntnis über spezifische technische Unterschiede (z. B. Filtertyp, Temperatur, Brühdauer). Schwankungen zwischen Proben derselben Maschine deuten auf Einflüsse wie Reinigung oder Bohnenqualität hin. Die über die Diterpene abgeleiteten Effekte auf LDL-Cholesterin beruhen auf etablierten Korrelationen, jedoch nicht auf direkten Messungen im Rahmen der Studie. Zudem könnten frühere Studien die Diterpengehalte unterschätzt haben, was zu einer Überschätzung der aktuellen LDL-Effekte führen könnte. Trotz dieser Einschränkungen liefert die Arbeit wichtige Impulse für zukünftige Interventionsstudien und für die Gestaltung gesundheitsfreundlicher Arbeitsplatzverpflegung.