1. Dezember 2024, 17:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vitamin D ist wichtig für die Knochengesundheit. Während man das Hormon im Sommer über die Haut aufnehmen kann, ist es in den dunklen Monaten des Jahres sinnvoll, über eine Supplementierung nachzudenken. Was man dabei aber wissen sollte: Man kann Vitamin D auch überdosieren – mit negativen Folgen.
2022 sorgte der Fall eines Mannes aus England für Aufsehen, der 375-mal mehr Vitamin D als empfohlen eingenommen und dadurch einen siebenfach erhöhten Vitamin-D-Spiegel im Blut hatte. Durch die Vitamin-Überdosis (Hypervitaminose D) entwickelte er schwerwiegende gesundheitliche Beschwerden, darunter Tuberkulose, einen Tumor im Innenohr und einen akuten Nierenschaden. Doch handelte es sich dabei um einen Einzelfall, bei dem der Patient einfach nur Pech hatte? Oder ist es wirklich derart gefährlich, zu viel Vitamin D einzunehmen? Und wie viel ist zu viel? FITBOOK klärt auf.
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Übersicht
Zu viel Vitamin D durch zu viel Sonne?
Sonnenanbeter müssen sich keine Sorgen machen – zumindest nicht, was die Vitaminaufnahme angeht. Anders sieht es natürlich bei dem Risiko für die Entstehung von Hautkrebs aus. Die Sonne ist eine gute Quelle für Vitamin D. Genauer führt die Sonneneinstrahlung auf der Haut zur körpereigenen Bildung des Vitamins, das man deshalb auch als „Sonnenhormon“ bezeichnet. Die Entwicklung von Hypervitaminose D durch Sonneneinstrahlung ist aber höchst unwahrscheinlich. Der Körper reguliert nämlich die aufgenommene bzw. produzierte Vitaminmenge, sodass es nicht zu einem ungesund erhöhten Vitaminspiegel kommt.1
Vitamin-Überdosis durch Ernährung?
Der Anteil an Vitamin D, den wir unserem Körper über die Ernährung zuführen, ist verschwindend gering. Das liegt daran, dass es kaum Lebensmittel gibt, die ausreichende Mengen des Nährstoffs enthalten. Die wenigen, die das Vitamin liefern, sind tierischer Herkunft.
Zu diesen Lebensmitteln zählen:
- Fettfische (z. B. Lachs, Hering, Makrele)
- in deutlich geringerem Maße Leber
- Margarine (mit dem Vitamin angereichert)
- Eigelb
- einige Speisepilze
„Über die Ernährung mit den üblichen Lebensmitteln führen wir in Deutschland nur 2 bis 4 Mikrogramm Vitamin D pro Tag zu“, schreibt die DGE auf ihrer Webseite.2 Damit ist eine Überdosierung durch die Ernährung auszuschließen.
Aufpassen beim Supplementieren
Fälle von Hypervitaminose D – wie der eingangs beschriebene Fall oder der einer 56-jährigen Frau in Italien – sind auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzuführen.3 Nachdem diese reduziert oder abgesetzt worden waren, verbesserte sich auch der Gesundheitszustand der Betroffenen wieder.
Doch wieso kommt es überhaupt dazu, dass Menschen zu hohe Dosierungen einnehmen? Das kann natürlich höchst individuelle Gründe haben, Experten sehen allerdings einen besorgniserregenden Trend. Ausgelöst durch (gut gemeinte) Kampagnen, die für die Supplementierung des Vitamins werben, sei ein regelrechter Hype entstanden, der gelegentlich bereits zum anderen Extrem geführt habe.4 Denn ist ein Vitamin-D-Mangel für den Körper schädlich, scheint es eine Überdosierung eben auch zu sein.
Eine im „The Journal of the American Medical Association (JAMA)“ veröffentlichte Studie zeigte, dass zwischen 1999 und 2014 die Anzahl von Menschen, die riskante Mengen von Vitamin D zu sich genommen hatten, um 2,8 Prozent angestiegen war. Als riskante Menge identifizierten die Forscher eine Vitamin-D-Dosis von mehr als 4000 internationale Einheiten (IE) pro Tag. Bei 4000 IE, was umgerechnet 100 Mikrogramm sind, liege die Obergrenze der unbedenklichen Vitamin-D-Menge. Die Studie fand zudem viele Menschen, die täglich 1000 IE (25 Mikrogramm) zu sich nahmen, was immer noch über der empfohlenen Tagesmenge von 600 IE (15 Mikrogramm) für unter-70-Jährige und 800 IE (20 Mikrogramm) für über 70-Jährige liege.5
Wie viel Vitamin D ist zu viel?
Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegen bei einer Vitamin-D-Zufuhr von 20 Mikrogramm pro Tag. Eine Vitamin-D-Überdosierung ist laut DGE mit einer täglichen Zufuhr von 100 Mikrogramm über einen längeren Zeitraum möglich. Das deckt sich mit den Ergebnissen der zuvor genannten Studie. Die DGE betont auf ihrer Informationsseite ebenfalls, dass diese Überversorgung nur über orale Zufuhr (sprich Supplements) und nicht über Sonneneinstrahlung zu erreichen sei.
Anzeichen eines zu hohen Vitamin-D-Spiegels
Dass ein Vitamin-D-Mangel zu körperlichen Beschwerden führen kann, ist hinlänglich bekannt. Hat man zu wenig Vitamin D im Körper, kann es zu Symptomen wie Müdigkeit, Infektionsanfälligkeit, schlechter Wundheilung oder chronischen Schmerzen kommen.
Doch was passiert, wenn man zu viel Vitamin D im Körper hat? Auch eine Überversorgung kann schwerwiegende Folgen haben, wie das Robert Koch-Institut (RKI) warnt.6 Eine übermäßige Einnahme von Vitamin D führe zu einem erhöhten Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), der mit akuten Beschwerden einhergehen könne. Dazu zählen:
- Übelkeit
- Appetitlosigkeit
- Bauchkrämpfe
- Erbrechen
- Nierenschädigung
- Herzrhythmusstörungen
- Bewusstlosigkeit
Im schlimmsten Fall kann eine Hypervitaminose D auch zum Tod führen. Das Tückische: Da Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist neben einer akuten auch eine schleichende Überdosierung möglich.
Hypervitaminose D 375-mal mehr als empfohlen – Mann erleidet Vitamin-D-Überdosis
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Wie kann man eine Überversorgung vermeiden?
Auch wenn mit den potenziellen Folgen einer Überdosierung nicht zu spaßen ist, braucht man keine Angst davor zu haben, Vitamin D zu supplementieren. Im Gegenteil scheint es in vielen Fällen sogar angebracht, eine Versorgung auf diese Weise sicherzustellen. Denn wie ebenfalls das RKI in einem Bericht verkündete, sind etwa ein Drittel der in Deutschland lebenden Erwachsenen unterversorgt (Stand 2016), ein Mangel-Zustand, der nicht gesund ist.7
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann seinen Vitamin-D-Wert mithilfe einer Blutuntersuchung beim Arzt bestimmen lassen – allerdings auf eigene Kosten. Ansonsten lautet die allgemeine Empfehlung, bei Nahrungsergänzungsmitteln genau auf die Dosierung zu achten. Bei einer Tagesdosis von bis zu 20 Mikrogramm Vitamin D haben Sie keine Überdosierung zu befürchten. Höher dosierte Supplements sollten dagegen nur in ärztlicher Absprache eingenommen werden.