
11. September 2024, 17:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In erster Linie sind Zahnärzte für die Gesundheit unserer Zähne, des Zahnfleisches und des Kiefers zuständig. Doch mit ihrer Expertise können sie auch andere Krankheiten und Beschwerden diagnostizieren. Besonders jene, die uns im Schlaf zu schaffen machen, wie eine aktuelle Studie aufzeigt.
Zahnärzte haben oft den unrühmlichen Ruf, keine richtigen Ärzte zu sein und sich eher um die Ästhetik der Zähne, als um die Gesundheit der Patienten zu kümmern. Doch was viele Menschen nicht wissen: Entzündungen im Mundraum können auch andere Krankheiten begünstigen. So können beispielsweise Parodontitis-Bakterien einer Zahnbettentzündung das Risiko für Herzkrankheiten und Alzheimer erhöhen (FITBOOK berichtete). Eine Studie zeigt nun, dass der Zahnarzt auch Anzeichen für gefährliche Schlafstörungen wie zum Beispiel Schlafapnoe erkennen kann. Dies ist besonders bemerkenswert, denn die tückische Schlafstörung bleibt ansonsten häufig unerkannt. Und das kann langfristig die Gesundheit schädigen.
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Übersicht
Warum ist eine Schlafapnoe gefährlich?
Laut dem Lungeninformationsdienst des Helmholtz Zentrum München leiden in Deutschland etwa 30 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen an einer obstruktiven Schlafapnoe.1 Dabei steigt das Vorkommen im höheren Alter deutlich an. Bei Kindern sind es hingegen etwa vier Prozent. Die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe. Dabei verschließen sich die oberen Atemwege vorübergehend im Schlaf, was zu Atemaussetzern führt.
Unbehandelt kann eine Schlafapnoe gravierende Folgen haben, wie wir in einem ausführlichen FITBOOK-Beitrag zu diesem Thema bereits erklärten. So kann die Erkrankung die Lebenserwartung im Schnitt um rund zehn Jahre senken.2 Denn durch die Atemaussetzer ist das Gehirn zeitweise mit Sauerstoff unterversorgt. Die Folge können Durchblutungsstörungen des Herzmuskels sein. So entwickelt etwa die Hälfte der Betroffenen im Verlauf der Erkrankung zusätzlich Herzmuskelerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Zudem haben Betroffene auch ein erhöhtes Risiko für folgende gravierende Erkrankungen:
Wie ein Zahnarzt Schlafstörungen diagnostizieren kann
Eine neue Studie, die in der Publikation „Sleep Epidemiology“ erschien, zeigt nun auf, dass der Zahnarzt gefährliche Schlafstörungen wie eine Schlafapnoe aufdecken kann, die sonst oft unbemerkt bleiben.3
Für diese Meta-Studie haben die Forscher Studien zum Thema Schlaf ab dem Jahr 1990 analysiert, die im Zusammenhang mit Zahnmedizin stehen. Im Fokus standen insbesondere Erkenntnisse aus dem Bereich der Schlafneurowissenschaften und Schlafstörungen. Das Ziel der Meta-Studie ist es, Zahnärzten fundiertes Wissen über den Schlaf und seine Rolle für die Gesundheit der Patienten zu vermitteln.
Laut der Studie gehören Zahnärzte in der Regel zu den ersten, die Menschen auf mögliche Schlafstörungen wie Schlafapnoe hin untersuchen und sie an einen Schlafspezialisten überweisen. Die Wissenschaftler sagen sogar, dass Zahnärzte bei der Rettung von Menschen mit gefährlichen Schlafproblemen eine wichtige Rolle spielten. „Zahnärzte können die ersten Retter bei der Erkennung von Schlafstörungen sein. Sie erkennen die Symptome oft lange vor anderen Ärzten. Anzeichen wie Zähneknirschen, das Rutschen der Zunge oder sogar ein Patient, der im Behandlungsstuhl einschläft, können frühe Anzeichen dafür sein, dass mehr dahintersteckt“, erklärt einer der Studienautoren, Davis Thomas von der amerikanischen „Rutgers School of Dental Medicine“, in einer Universitätsmitteilung.4

Experten zu Bruxismus Faktoren, die Knirschen begünstigen

Obstruktive Schlafapnoe Schnarcher haben erhöhtes Risiko für Krebs, kognitiven Verfall und Blutgerinnsel

Laut Studie Dieser Ernährungsstil kann Schnarchen und Schlafapnoe vorbeugen
Auf diese Symptome sollten Zahnärzte achten
Wie die Forscher herausfanden, gibt es klare Anzeichen für eine Schlafapnoe, die ein Zahnarzt erkennen kann. Deswegen sollte man folgende Hinweise ernst nehmen:
- vergrößerte Kiefermuskeln
- ausgehöhlte Zungenränder
- weiße Linien auf den Wangen
- verminderte Sichtbarkeit des Rachens
- Abnutzung der Zähne durch Zähneknirschen
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sowie der Krankengeschichte ist es Zahnärzten möglich, bis zu 80 Prozent der Risikopatienten zu identifizieren, sagen die Forscher. Ein wichtiges Anzeichen in diesem Zusammenhang ist natürlich auch Schläfrigkeit und häufige Müdigkeit, was auf eine Schlafstörung hindeutet.
„Es geht nicht mehr nur darum, die Zähne zu begutachten“, sagt der Forscher Davis Thomas. Zahnärzte sollten den ganzen Patienten betrachten, von seinem Verhalten im Wartezimmer bis hin zu den subtilen Anzeichen in der Mundhöhle. So kann auch der Zahnarzt einen wichtigen Beitrag zur Diagnose von Schlafstörungen wie der Schlafapnoe leisten. Hier können beispielsweise auch schlafbezogene Fragen in den üblichen Anamnesefragebögen Aufschluss leisten. Dies bedeutet jedoch auch, dass Zahnärzte dahingehend geschult werden müssen, etwaige Symptome für Schlafstörungen zu erkennen und richtig zu deuten.

Ich war irritiert, als mein Zahnarzt nach meinem Schlaf fragte
„Als mich mein Zahnarzt fragte, ob ich gut schlafen würde, war ich zunächst etwas irritiert. Er meinte aber, dass er es an meinen Zähnen sehen würde. Tatsächlich knirsche ich mit meinen Zähnen und leide unter Schlafapnoe. Seitdem ich aber eine Schiene beim Schlafen trage, ist es besser geworden.“