14. April 2021, 14:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer sich zweimal am Tag die Zähne putzt und auch regelmäßig zum Zahnarzt geht, kann auf denkbar einfache Weise sein Risiko für Alzheimer minimieren. Der Grund: Schädliche Mundbakterien, die beim Menschen Zahnfleischentzündungen hervorrufen, begünstigen offenbar unmittelbar die Entstehung von Demenz im Gehirn.
Dass tägliches Zähneputzen nicht nur vor Karies schützt, sondern das Risiko für Alzheimer senkt, wurde in einer US-Studie des „NYU College of Dentistry“ erneut untermauert. Zuvor haben Untersuchungen an bereits verstorbenen Patient*innen Hinweise geliefert, dass genau jenes Bakterium (in der Fachsprache „Porphyromonas gingivalis“ genannt), das Zahnfleischentzündungen und Parodontitis verursacht, nicht nur Unheil im Mund anrichtet. Es produziert auch Enzyme, die im späteren Leben für krankhafte Veränderungen im Gehirn sorgen können. Besagte giftigen Enzyme fanden sich bei 51 der 53 untersuchten Alzheimer-Gewebeproben.
Zusammenhang zwischen schlechter Mundflora und „Alzheimer-Biomarker“
Bei dieser aktuellen Studie mit lebenden Senior*innen machten die Forschenden weitere wichtige Entdeckungen. Laut Autor*innen leiden 70 Prozent der Erwachsenen über 65 Jahre an Parodontitis, wodurch sich die Taschen zwischen Zähnen und Zahnfleisch vergrößern. Das macht es schädlichen Bakterien leichter, sich dort anzusiedeln. „Im Mund leben sowohl gefährliche Bakterien, die Entzündungen fördern, als auch gesunde, schützende Bakterien“, erklärt Studienautorin Prof. Angela Kamer in der offiziellen Pressemitteilung. „Dabei fanden wir heraus, dass der Nachweis des CSF-Biomarkers im Gehirn direkt mit einem Anstieg schädlicher Bakterien in der Mundflora verbunden war.“ Zur Erklärung: Mithilfe des CSF-Biomarkers (Cerebrospinal Fluid) wird Alzheimer diagnostiziert.
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Untersuchung mit 48 Senior*innen ohne Anzeichen von Demenz
Die Alzheimer-Krankheit ist durch zwei charakteristische Proteine im Gehirn gekennzeichnet. Zum einen Amyloid Beta, das sich zu Plaque zusammenklumpt und vermutlich das erste Protein ist, das sich während der Alzheimer-Entwicklung im Gehirn ablagert. Zum anderen Tau, das sich in Nervenzellen ansammelt und durch Verwirrung und Gedächtnisverlust bemerkbar macht.
Um eine mögliche Verbindung zwischen schlechtem Zähneputzen und Alzheimer-Risiko herzustellen, entnahmen die Forschenden Bakterienproben aus dem Zahnfleisch von 48 gesunden Senior*innen. Keiner von ihnen hatte Anzeichen von Demenz. Anschließend wurde mittels einer Lumbalpunktion (Liquorentnahme an der Wirbelsäule) der Spiegel von Amyloid Beta sowie Tau untersucht.
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Schädliche Bakterien im Mund – ein Warnsignal für drohende Alzheimer-Erkrankung?
Die Ergebnisse zeigen, dass Patient*innen mit schädlicheren Bakterien im Mund – dementsprechend mit schlechter geputzten Zähnen – mit größerer Wahrscheinlichkeit die Alzheimer-Signatur für verringerte CSF-Amyloidspiegel aufweisen. Ein Warnzeichen, dass sich das Alzheimer-Protein bereits im Gehirn ansammelt. Einen Zusammenhang zwischen Zahnfleischerkrankungen und Tau-Spiegel wurde allerdings nicht entdeckt.
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Regelmäßig Zähneputzen als einfache Methode zur Alzheimer-Prävention
Die Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass ein gesundes Bakteriengleichgewicht in der Mundflora zur Alzheimer-Prävention signifikant beiträgt. Dazu gehören zweimal täglich Zähneputzen und der jährliche Zahnarztbesuch zur Kontrolle. In einer weiteren Studie soll nun untersucht werden, ob eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung (Plaque-Entfernung) ebenso vor Alzheimer schützen kann.