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Laut Studie

Dieses sanfte Workout kann das Fortschreiten von Parkinson verlangsamen

Workout bei Parkinson
Parkinson zeichnet sich durch Schädigungen von Nervenzellen im Gehirn aus. Bislang gibt es keine Heilung für die Krankheit. Foto: Getty Images / CIPhotos

31. Oktober 2023, 4:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Zittern, Bewegungs- und Sprachstörungen – die neurodegenerative Krankheit Parkinson kann sich mit einer Vielzahl von Symptomen äußern. Allein in Deutschland gibt es mindestens 200.000 Betroffene, eine Heilungsmethode existiert bislang nicht. Eine Strategie, der Erkrankung entgegenzuwirken, ist Bewegung. Neuen Erkenntnissen zufolge ist vor allem ein spezielles Workout empfehlenswert.

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Bei vielen Krankheiten spielen Ernährung und Sport eine Rolle – sowohl zur Vorbeugung als auch als Bestandteil der Behandlung. Auch im Fall von Parkinson konnten Studien schon vielfach aufzeigen, dass gewisse Lebensmittel sowie das Maß an Bewegung Auswirkungen haben können.1,2 Auch konnte die Forschung eingrenzen, welche Sportarten bzw. Trainingsmethoden Parkinson-Betroffenen helfen können – nämlich u. a. Tanzen und Cardio.3,4 Jetzt kommt eine weitere Studie hinzu, die zeigt, wie groß der Effekt eines sanften Workouts sein kann. Die Rede ist von Tai-Chi.

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Studie zur Wirkung von Tai-Chi-Training auf den Parkinson-Verlauf

In früheren Forschungsprojekten hatten Wissenschaftler mithilfe von Untersuchungen, die einige Wochen oder Monate andauerten, bereits einen kurzfristigen positiven Effekt von Tai-Chi bei Parkinson-Patienten nachweisen können.5,6 Darauf aufbauend interessierte Forscher aus Shanghai nun, ob sich auch ein langfristiger Nutzen dieses sanften Workouts bei Parkinson bestätigen ließe.

Bei Tai-Chi handelt es sich um eine meditative Kampfkunst.
Bei Tai-Chi handelt es sich um eine meditative Kampfkunst Foto: Getty Images

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Das Studiendesign

Zu diesem Zweck führten sie ein entsprechendes Experiment über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt 330 an Parkinson erkrankten Personen durch, die sie in zwei Gruppen einteilten.7 Bedingung für die Teilnahme war, dass die Probanden weniger als 50 Minuten Sport pro Woche machten. Auf diese Weise wollte man sichergehen, dass keinerlei andere sportliche Aktivitäten Einfluss auf das Studienergebnis nehmen konnten.

Die Studiengruppe, zu der 143 Probanden zählten, machte über den genannten Fünf-Jahres-Zeitraum (von 2016 bis 2021) zweimal wöchentlich eine Stunde Tai-Chi. Das Training fand in Form von fünf aufeinander aufbauenden Trainingskursen statt, in denen die Probanden die richtige Technik erlernten und diese verbesserten. Die Kontrollgruppe (187 Probanden) machte kein Tai-Chi.

Zu Beginn des Experiments führten die Wissenschaftler Untersuchungen durch, um das Stadium und die Symptome der Parkinson-Krankheit bei den einzelnen Probanden zu ermitteln. Vor der Intervention mit Tai-Chi wiesen die Teilnehmer eine vergleichbare Krankheitsschwere auf, auch die Art und Menge der Medikamenteneinnahme war ähnlich. Nachfolgeuntersuchungen fanden im November 2019, Oktober 2020 und im Juni 2021 statt.

Langfristige Auswirkungen des sanften Workouts bei Parkinson

Tatsächlich zeigte sich, dass Tai-Chi auf verschiedenen Ebenen eine positive Wirkung auf die Parkinson-Patienten hatte.8

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Krankheit schritt langsamer voran

Die Tai-Chi-Gruppe wies im Studienzeitraum ein langsameres Fortschreiten der Erkrankung auf als die Kontrollgruppe. Beurteilt wurde das anhand von Daten zu folgenden Parametern: Gesamtsymptome, Fähigkeit der Bewegung und Gleichgewichtsvermögen.

Besonders bemerkenswert war, dass sich die kognitive Funktion in der Tai-Chi-Gruppe langsamer verschlechterte als bei den Parkinson-Patienten, die das sanfte Workout nicht gemacht hatten. Generell entwickelten sich die Symptome (motorisch und nicht-motorisch) weniger stark weiter. Schlaf und Lebensqualität verbesserten sich im Studienzeitraum sogar kontinuierlich.

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Weniger Medikamente notwendig

Ein Effekt war auch bei der Medikamenteneinnahme sichtbar. So war die Zahl der Parkinson-Patienten, die zwischen 2016 und 2021 ihre Medikation erhöhen musste, in der Kontrollgruppe höher als in der Tai-Chi-Gruppe.

  • 83,5 Prozent der Teilnehmer ohne Tai-Chi-Intervention passten ihre Medikamente im Jahr 2019 nach oben hin an, in der Studiengruppe waren es 71 Prozent.
  • Im Jahr 2020 erhöhten 96 Prozent der Teilnehmer aus der Kontrollgruppe ihre Medikamenteneinnahme, während es aus der Tai-Chi-Gruppe 87,5 Prozent waren.

Weniger Komplikationen

Ein weiterer Indikator, der auf die positive Wirkung des sanften Tai-Chi-Workouts über Jahre hinweg, hinwies: das deutlich geringere Auftreten von Komplikationen in der Studiengruppe.

Folgende Symptome und Komplikationen traten bei den Tai-Chi-Sportlern seltener auf als bei der Kontrollgruppe:

  • Dyskinesie (Störung des Bewegungsablaufs einer Körperregion oder eines Körperteils)
  • Dystonie (unwillkürliche Muskelkontraktionen)
  • Halluzinationen
  • leichte kognitive Beeinträchtigungen
  • unruhige Beine
  • Stürze
  • Schwindel
  • Rückenschmerzen

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Einordnung der Studie

Die aktuelle Studie untermauert nicht nur frühere Erkenntnisse zur positiven Wirkung von Tai-Chi auf die neurologische Erkrankung. Sie liefert zudem Hinweise dafür, dass das sanfte Workout Parkinson über Jahre hinweg bremsen kann.

Allerdings muss man bei der Bewertung der Studienergebnisse beachten, dass es sich bei der Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelt. Das bedeutet, sie kann Zusammenhänge zwischen Tai-Chi-Training und einzelnen positiven Veränderungen im Verlauf von Parkinson aufzeigen. Sie kann allerdings keine Kausalität belegen. Es ist nicht auszuschließen, dass andere Lebensstilfaktoren wie z. B. die Ernährung eine Rolle gespielt haben.

Dennoch kann man ausgehend von dieser Studie sowie früheren Untersuchungen zu dem Thema davon ausgehen, dass Tai-Chi für Parkinson-Patienten empfehlenswert ist. Da es sich um ein ruhiges und sanftes Workout handelt, ist dieses für viele Betroffene zudem leichter im Alltag umsetzbar als z. B. Cardio-Training.

Quellen9

Themen Krankheiten Krankheiten A bis Z Neurologische Erkrankungen Parkinson

Quellen

  1. Hughes, K.C., Gao, X., Kim, I.Y. et al. (2017). Intake of dairy foods and risk of Parkinson disease. Neurology. ↩︎
  2. Tsukita K., Sakamaki-Tsukita H., Takashi R. (2022) Long-term Effect of Regular Physical Activity and Exercise Habits in Patients With Early Parkinson Disease. Neurology. ↩︎
  3. DeSouza J.F.X., Bearss K.A. (2021)Parkinson’s Disease Motor Symptom Progression Slowed with Multisensory Dance Learning over 3-Years: A Preliminary Longitudinal Investigation. Brain Sciences. ↩︎
  4. Johansson, M.E., van der Kolk, N.M., De Vries, N.M. (2021). Aerobic exercise alters brain function and structure in Parkinson’s disease a randomized controlled trial. Annals of Neurology. ↩︎
  5. Li, F., Harmer, P. (2015). Economic Evaluation of a Tai Ji Quan Intervention to Reduce Falls in People With Parkinson Disease, Oregon, 2008–2011. Preventing Chronic Disease. ↩︎
  6. Li, F., Harmer, P., Fitzgerald, K. et al. (2012). Tai Chi and Postural Stability in Patients with Parkinson's Disease. Journal of Medicine. ↩︎
  7. Li, G., Huang, P., Cui, S. et al. (2023). Effect of long-term Tai Chi training on Parkinson’s disease: a 3.5-year follow-up cohort study. BMJ. ↩︎
  8. BMJ. Tai Chi may curb Parkinson’s disease symptoms and complications for several years. EurekAlert! aufgerufen am 30.10.2023) ↩︎
  9. DZNE. Parkinson. (aufgerufen am 30.10.2023) ↩︎
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