10. Juni 2023, 17:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn es heiß ist, wird es voll an den Seen und Stränden im Land. Manche Badestelle ist allerdings nur mit Vorsicht zu genießen. Und auch einfache Baderegeln beherzigt man lieber.
In der Sommerhitze ist jede Abkühlung willkommen. Doch manche Stellen zum Baden bergen erhebliche Gefahren, warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Übersicht
Welche Gefahren beim Baden wo lauern
Baggerseen
Baggerseen sind am Ufer oft sehr seicht, dann fällt der Grund plötzlich steil ab in die Tiefe. Martin Holzhause, Pressesprecher der DLRG, warnt: „Da marschiert man also rein und ist plötzlich unter Wasser.“ Ungeübte und schlechte Schwimmer kann das in Gefahr bringen. Die Wassertemperaturen in einem Baggersee können zudem extrem unterschiedlich sein. „Oben durch die Sonne 28 bis 30 Grad und schon 80 Zentimeter tiefer sind es mitunter plötzlich 10 bis 12 Grad weniger. Das kann zu Krämpfen führen.“
Flüsse
Ihre Gefahr liegt in der Fließgeschwindigkeit des Wassers und der Schifffahrt. „Wer etwa im Rhein oder in anderen Bundeswasserstraßen baden geht – das ist, als würde man mit den Kindern auf der Autobahn spielen gehen“, sagt der Experte.
Meer
Hier beobachtet der Experte immer wieder, dass Menschen zu weit vom Ufer wegschwimmen und es dann schwer haben, zurück zum Strand zu gelangen. Sein Rat: „An der Küste schwimmt man lieber parallel zum Ufer und nicht einfach gerade raus.“
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Baden in offenem Gewässer – wichtige Regeln
Generell sollte man möglichst an Stellen baden, wo es eine Badeaufsicht gibt. Und wenn keine da und man alleine unterwegs ist, sucht man sich lieber einen Platz, an dem auch andere Menschen sind – so bemerkt es jemand, wenn man in Schwierigkeiten gerät.
Die wichtigsten Baderegeln im offenen Gewässer:
- Nur bewachte Badestellen aufsuchen
- Bei gehisster roter Flagge niemals baden!
- Kinder nie ohne Aufsicht am oder im Wasser spielen lassen
Langsam an kaltes Wasser gewöhnen
Ein Problem sieht Martin Holzhause auch darin, dass einfache und eigentlich allseits bekannte Baderegeln nicht befolgt werden – mit mitunter schlimmen Folgen.
Aufgeheizt ins kalte Wasser zu rennen, ist zum Beispiel keine gute Idee. „Der Körper wärmt sich beim Sonnenbaden auf, die Adern dehnen sich – und ziehen sich dann plötzlich zusammen, wenn man ins Wasser hüpft“, erklärt Holzhause. „Das kann zu Bewusstlosigkeit oder Herzinfarkt führen, und damit dazu, dass man ertrinkt. Gerade Senioren sollten sich unbedingt langsam ans Wasser gewöhnen.“ Das geht, indem man erst mal Füße oder Arme vorsichtig ins kühle Nass hält.
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Auch mit leerem Magen geht man lieber nicht schwimmen – das gilt insbesondere für Menschen mit Diabetes. Das könne zu Unterzuckerung führen – und das ist dann lebensgefährlich.
Wichtige Baderegeln kann man bei der DLRG übrigens in verschiedenen Sprachen nachlesen – und Dialekten! Also: Informieren und schmunzeln!
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Badeunfälle von Kindern verhindern
Laut DLRG ist bei mehr als 20 Prozent der tödlichen Unfälle von Kindern Ertrinken die Ursache. Zum Kindersicherheitstag am 20. Juni mahnt DLRG-Präsidenten Ute Vogt zur Vorsicht: „Seien Sie sich der Gefahren, die jetzt insbesondere in der warmen Jahreszeit lauern, stets bewusst und bleiben Sie aufmerksam“. Dieser Appell richtet sich vor allem an Eltern und Aufsichtspersonen. Denn egal, ob Schwimmbad, Fluss, der Pool im Garten oder die Regentonne – sie alle können schnell zur tödlichen Falle werden, wenn Kinder ohne oder mit unzureichenden Schwimmfähigkeiten dort unbeaufsichtigt spielen.
Die Aufmerksamkeit der Aufsichtspersonen ist umso wichtiger, verdeutlicht man sich, dass immer weniger Jungen und Mädchen schwimmen können. Eine Forsa-Befragung aus dem Jahr 2022 zeigte: Jedes fünfte Grundschulkind kann gar nicht schwimmen – doppelt so viele wie im Jahr 2017. Im Alter von zehn Jahren sind fast 60 Prozent der Schüler keine sicheren Schwimmer. Als sicherer Schwimmer gilt, wer man die Anforderungen an das Schwimmabzeichen Bronze erfüllt. Das Seepferdchen reicht dafür nicht aus!
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Da derzeit nicht jedes Kind einen Platz in Schwimmkursen bekommt, obwohl dies Leben retten könnte, weisen wir an dieser Stelle auf die wichtigsten DLRG-Regeln hin, die die Gefahren für Kinder beim Baden verringern können:
- Möglichst nur an bewachten Badestellen schwimmen und Warnhinweise beachten
- Vorausschauend Gefahrenpunkte und Gefahrenorte identifizieren
- Kleine Kinder am und im Wasser nie aus den Augen lassen und in Griffweite bleiben – auch wenn diese Auftriebshilfen wie Westen oder Schwimmflügel tragen
- Kinder möglichst früh mit dem Wasser vertraut machen: Kinder können schon ab fünf Jahren Schwimmen lernen. Vorab sollten sie Kenntnisse und Fertigkeiten zum sicheren Verhalten am und im Wasser erlernen
- Auch im/um das eigene Zuhause kann Wasser zum Ertrinken führen – schon bei sehr geringen Wassertiefen, etwa in der Badewanne oder dem Planschbecken
- Regentonnen und ähnliche Behälter mit abschließbaren Deckeln sichern
- Schwimmbecken und Gartenteiche durch Schutzgitter oder andere Vorrichtungen wie Zäune mit absperrbaren Zugängen sichern
- Gefahrenquellen befinden sich auch außerhalb des eigenen Grundstücks. Der nahegelegene Bach oder der Fischteich des Nachbarn ziehen Kinder an. Unbeaufsichtigter Zugang sollte nicht möglich sein!