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Studie aus Kanada

Die überraschende Wirkung von Koffein auf das „schlechte“ Cholesterin

Koffein Cholesterin: eine Tasse schwarzer Kaffee
Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee können von gesundheitlichem Nutzen sein, wie eine neue Studie zeigt. Foto: Getty Images

30. August 2023, 4:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Lange Zeit stand Kaffee im Verdacht, einen negativen Effekt auf das Cholesterin im Blut zu haben. Menschen, die auf ihren Cholesterinspiegel achten müssen, sollten daher lieber auf das beliebte Getränk verzichten. Umso überraschender ist, was eine kanadische Studie herausfand.

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Bislang mussten sich Menschen, die mit erhöhten Cholesterinwerten zu kämpfen hatten, gut überlegen, ob sie wirklich eine Tasse Kaffee trinken wollen. Denn angeblich steigert das Heißgetränk den Cholesterinspiegel. Wissenschaftler der McMaster University in Kanada haben etwas Überraschendes herausgefunden. So hat das im Kaffee enthaltene Koffein offenbar genau den gegenteiligen Effekt: eine positive Wirkung auf das Cholesterin.

Erhöht Kaffee wirklich den Cholesterinspiegel?

Die Annahme, das im Kaffee enthaltene Koffein erhöhe den Cholesterinspiegel, ist falsch. Schuld daran sind stattdessen die chemischen Verbindungen Cafestol und Kahweol. Diese erhöhen das LDL-Cholesterin im Blut. LDL-Cholesterin wird gemeinhin als das „schlechte“ Cholesterin bezeichnet.

Wird der Kaffee gefiltert, gelangen Cafestol und Kahweol nur in geringen Mengen in das Getränk und haben demnach keine negativen Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel.1

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„Gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin

Cholesterin ist ein lebenswichtiger Baustein im menschlichen Körper. Es wird benötigt, um die Zellmembran aufzubauen und Gallensäuren, Vitamin D und Hormone wie Östrogen und Testosteron herzustellen. Nur ein Drittel des benötigten Cholesterins sollte über die Nahrung aufgenommen werden. Den Rest stellt der Körper selbst her.2

Um im Blut transportiert werden zu können, verbindet sich das Cholesterin mit Eiweiß zu sogenannten Lipoproteinen. Je nach Zusammensetzung unterscheiden sich diese Lipoproteine in:

  • VLDL-Cholesterin, eine Vorstufe von LDL-Cholesterin, das Triglyceride und Cholesterin von der Leber zu anderen Körperzellen transportiert,
  • LDL-Cholesterin, das Cholesterin aus der Leber zur Weiterverarbeitung in anderes Zellgewebe transportiert, und
  • HDL-Cholesterin, das überschüssiges Cholesterin zum Abbau zurück in die Leber transportiert.

Ist der LDL-Cholesterinwert im Blut zu hoch – beispielsweise durch eine ungesunde Ernährung – kann sich das überschüssige Cholesterin in den Arterienwänden ablagern und dort zu Arteriosklerose führen. Diese Gefäßverkalkung begünstigt weitere Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt.

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Die Wirkung von Koffein auf LDL-Cholesterin

Neuere Studien konnten bereits belegen, dass der Konsum von koffeinhaltigem Kaffee und Tee das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert.3 Bislang fehlte jedoch ein Beweis auf biochemischer Ebene. Diesen liefern nun die Forscher der McMaster University, die entsprechende Untersuchungen mit Mäusen und mit Menschen durchführten. Sie fanden heraus, dass Koffein dazu beitragen kann, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, indem es das LDL-Cholesterin im Blut senkt.

Dabei entdeckten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Konsum von Koffein und dem Spiegel des Proteins PCSK9 im Blutkreislauf. Dieses Protein unterstützt die Fähigkeit der Leber, überschüssiges LDL-Cholesterin abzubauen. Allerdings wirkt sich das Koffein nicht direkt auf PCSK9 aus. Stattdessen sorgt der regelmäßige Konsum von Koffein dafür, dass die Aktivierung des im Blut enthaltenen Proteins SREBP2 blockiert wird. Dieses wiederum reduziert PCSK9.4

„Angesichts der Tatsache, dass SREBP2 an einer Vielzahl von kardio-metabolischen Erkrankungen wie Diabetes und Fettleber beteiligt ist, hat die Abschwächung seiner Funktion weitreichende Auswirkungen“, erklärt Studienleiter Richard Austin, Professor in der medizinischen Abteilung der McMaster University in einer Mitteilung der Universität.5

Auch interessant: Wie gefährlich ist eine Koffeinvergiftung?

Kaffee und Sport – eine gute Idee?

Die Antwort darauf gab uns Medizinjournalist Sven-David Müller in einem früheren FITBOOK-Beitrag. An der Stelle bestätigte er uns, dass Kaffee einen Abnehmwunsch unterstützen könne. Kaffee erhöhe die Körpertemperatur geringfügig, was die Fettverbrennung verbessern soll. Das sei auch für viele Menschen ein Argument, ihn in Diäten zu integrieren.

Wer speziell seine Muskeln trainieren möchte, kann laut dem Experten von Kaffee auch eine gewisse Wirkung erwarten. Durch die Aufnahme von Koffein würden laut Müller das zentrale Nervensystem und somit die Produktion von Neurotransmittern stimuliert. Das könne zu einer Leistungssteigerung sowohl bei Ausdauersportarten als auch beim Gewichtheben führen. Müller empfiehlt, Kaffee etwa 30 bis 45 Minuten vor dem Sport zu trinken.

Kommt es auf die Menge des Koffeins an?

Obwohl die die Wissenschaftler der McMaster University Argumente für den Kaffeegenuss liefern, gibt es auch Hinweise, dass es ein „Zu viel des Guten“ geben könnte. Denn eine Studie aus dem Jahr 2023 von Forschenden aus Hamburg ergab hoher Konsum von Koffein (vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag) einen negativen Effekt auf das LDL-Cholesterin zu haben schien. Es gab nämlich eine Korrelation mit entsprechend hohen Werten des „schlechten Cholesterins“. Deswegen gilt offenbar auch bezüglich Kaffee und Cholesterin wie so häufig: Die Dosis macht das Gift.

Fazit

Kaffeetrinken allein reicht selbstverständlich nicht aus, um seinen Cholesterinspiegel zu senken. Stattdessen sollte auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Experten empfehlen z. B. die Mittelmeer-Küche. Auch das Maß an Bewegung und Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum und Rauchen wirken sich auf die Cholesterinwerte und das damit verbundene Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.7 Aber ein gesunder Lebensstil kann schon beim Kaffeetrinken anfangen, wie Richard Austin bei der Ergebnisverkündung der Studie erklärt: „Kaffee- und Teetrinker haben einen weiteren wichtigen gesundheitlichen Grund zur Freude – wenn sie den Zucker weglassen.“

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Quellen

Themen Kaffee Koffein
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