2. Januar 2025, 4:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Laut einer Studie können bereits geringe Mengen Alkohol – etwa ein Drink pro Tag – das Gehirn schrumpfen lassen. Die Wissenschaftler schlagen Alarm.
Das sprichwörtliche Gläschen in Ehren scheint langfristig größere Schäden anzurichten als bisher angenommen. Selbst die als unbedenklich geltende Menge Alkohol, etwa ein kleines Glas Wein oder Bier pro Tag, schadet auf Dauer dem Gehirn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Daten von mehr als 36.000 Erwachsenen, durchgeführt von einem Forscherteam der University of Pennsylvania. Dabei zeigte sich: Je stärker das Trinkverhalten ausgeprägt ist, desto größer sind die bleibenden Schäden. Eine weitere Studie bestätigt vorangegangene Erkenntnisse.
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Inhaltsverzeichnis
Wie Alkohol das Gehirn angreift und es zum Schrumpfen bringt
Die freiwilligen Teilnehmer beantworteten Fragen zu ihrem Alkoholkonsum, wobei die Angaben von völliger Abstinenz bis hin zu durchschnittlich vier oder mehr Alkoholeinheiten pro Tag reichten. Zusätzlich wurden MRT-Scans durchgeführt. Die Forscher verglichen diese Scans mit Aufnahmen typischer, alternder Gehirne. Zudem berücksichtigten sie Variablen wie Alter, Geschlecht, Raucherstatus, sozioökonomischen Status, genetische Abstammung und die Gesamtkopfgröße.
Im Durchschnitt wiesen 50-jährige Personen, die im letzten Monat täglich ein großes Bier oder zwei Gläser Wein (entsprechend zwei Alkoholeinheiten) konsumierten, ein Gehirn auf, das zwei Jahre älter wirkte als das von Menschen, die lediglich ein halbes Bier tranken. Dies zeigte sich insbesondere in der Reduktion der grauen und weißen Substanz. So lautet die Erkenntnis einer Studie des Forscherteams um Remi Daviet der University of Pennsylvania, welche im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde1. Bei Personen, die täglich drei alkoholische Getränke zu sich nahmen, zeigte sich ein vorzeitiges Altern des Gehirns um 3,5 Jahre.
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Ab zwei Drinks pro Tag wird es allerdings gefährlich
Die Umstellung von null Alkohol auf eine Alkoholeinheit zeigte keinen signifikanten Unterschied im Gehirnvolumen. Im Gegensatz dazu war die Steigerung von einer auf zwei oder von zwei auf drei Einheiten pro Tag mit einer deutlich fortschreitenden Verringerung sowohl der grauen als auch der weißen Substanz im Gehirn verbunden. „Es ist nicht linear“, erklärt Studienleiter Remi Daviet in einer Universitätsmitteilung.2 „Es wird schlimmer, je mehr man trinkt.“
Im Klartext: Während der Übergang von völliger Abstinenz zu einem kleinen Glas Wein pro Tag „nur“ mit einer Alterung von einem halben Jahr verbunden war, entsprach der Unterschied zwischen null und vier Getränken pro Tag mehr als zehn Jahren Alterung.
Auf ein weiteres Glas Alkohol zu verzichten, könnte Ihr Gehirn vor frühzeitigem Altern retten
Ist es schädlicher, an sieben Tagen in der Woche jeweils ein Bier zu trinken oder an einem Tag sieben auf einmal? Daviet hat dazu eine Vermutung: „Es gibt Hinweise darauf, dass die Wirkung des Trinkens auf das Gehirn exponentiell verläuft. Ein zusätzliches Getränk an einem Tag könnte daher eine stärkere Wirkung haben als die vorherigen. Das bedeutet, dass der Verzicht auf ein weiteres verlockendes Getränk einen erheblichen Einfluss auf die Alterung des Gehirns haben könnte.“
Auch wenn die Stimmung Party so verlockend ist. Ein „Nein“ zu einem weiteren Glas Alkohol könnte das Gehirn vor dem Schrumpfen bewahren.
Internationale Studie 3 Lebensphasen, in denen Alkohol besonders schädlich sein soll
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Weitere Studie geht ebenfalls auf das Risiko ein
Die in „PLOS Medicine“ veröffentlichte Studie um Dr. Anya Topiwala und Kollegen von der University of Oxford, untersucht, wie selbst leichter bis moderater Alkoholkonsum das Gehirn beeinträchtigen kann3. Die Forscher fanden heraus, dass bereits ein bis zwei alkoholische Getränke pro Tag mit einer Verringerung des Gehirnvolumens verbunden sind. Diese Veränderungen entsprechen einer beschleunigten Gehirnalterung. Dabei wirkt das Gehirn mehrere Jahre als bei Menschen, die keinen Alkohol konsumieren. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch geringe Mengen Alkohol langfristig negative Auswirkungen auf die Gehirnstruktur und -funktion haben können.
Die Ergebnisse dieser Studie ergänzen die Forschung aus University of Pennsylvania. Diese zeigt ebenfalls, dass Alkoholkonsum das Volumen der grauen und weißen Hirnsubstanz verringern kann. Während die Forschung von Daviet und Co. detailliert darlegt, wie sich der Alkoholkonsum auf spezifische Hirnregionen auswirkt, erweitert die Oxford-Studie den Kontext, indem sie diese Schäden mit einer beschleunigten Alterung des Gehirns in Verbindung bringt. Zusammen liefern beide Studien ein umfassenderes Bild der negativen Effekte von Alkohol auf die Gehirngesundheit. Zudem unterstreichen sie, dass es keine unbedenkliche Menge an Alkohol gibt.